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Lebte ein weiterer Terrorist in der Schweiz?

Bundesanwaltschaft will Zusammenarbeit mit Spanien verbessern. Keystone Archive

Laut der "NZZ am Sonntag" soll ein weiteres mutmassliches Mitglied der Terrorzelle um Mohammed Achraf in der Schweiz gelebt haben. Er sei wegen Koordinations-Problemen entwischt.

In Zukunft wollen die Schweizer Terrorermittler und ihre spanischen Kollegen enger zusammenarbeiten.

Der Fall des in der Schweiz inhaftierten mutmasslichen Terroristen Mohammed Achraf hat deutliche Kommunikationsprobleme zwischen den Terror-Spezialisten der Schweiz und Spanien an den Tag gebracht.

Um die Zusammenarbeit zu verbessern, reist eine Delegation der Bundesanwaltschaft (BA) in den kommenden Tagen zu Arbeitsgesprächen nach Spanien.

Die “SonntagsZeitung” (SZ) schreibt in diesem Zusammenhang mit dem Fall Achraf von Verstimmungen zwischen den beiden Ländern, die auf die “Untätigkeit der Schweizer Agenten” zurückzuführen sei.

Zwischen den beiden Ländern seien die Kontakte gut, sagte BA-Sprecher Hansjürg Mark Wiedmer am Sonntag. Ein Rechtshilfegesuch von Spanien liege nun vor, weitere würden folgen.

Mutmasslicher Terrorist entwischt?

Die “NZZ am Sonntag” schreibt jedoch am Sonntag, den Schweizer Terrorermittlern sei – wegen Koordinationsproblemen und der schlechten Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Spanien – ein mutmasslicher Terrorist mit Decknamen Salim entwischt.

Zu Salim, bei dem es sich laut “SZ” um einen palästinensischen Elektronikfachmann handeln soll, äusserte sich Wiedmer auf Anfrage nicht. Ob eine Fahndung laufe, wollte der BA-Sprecher ebenfalls nicht bekannt geben.

Gemäss Haftbefehl des spanischen Untersuchungsrichters Baltasar Garzón vom 23. Oktober soll sich der terrorverdächtige Palästinenser möglicherweise bis zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz aufgehalten haben.

Achraf suchte Informationen

Laut Garzón suchte Achraf, der bereits in der Schweiz inhaftiert ist, möglicherweise Rat bei diesem Palästinenser.

Achraf wird beschuldigt, der Anführer einer islamistischen Zelle zu sein, die einen Anschlag auf den Nationalen Gerichtshof in Spanien geplant haben soll.

Der Algerier war am 28. August wegen Verstoss gegen die Ausländergesetzgebung festgenommen und in Ausschaffungshaft am Flughafen Zürich gesetzt worden. Er lebte seit einiger Zeit in der Schweiz und war nur per Zufall dingfest gemacht worden.

Die Informationen über den Terror-Verdacht gegen den Mann hatten Bern nicht etwa via einen Polizeicomputer, sondern über die spanischen Medien erreicht.

“Bombenbauer Salim”

Laut “NZZ am Sonntag” wussten die spanischen Strafverfolgungsbehörden bereits am 14. September 2004 von den Kontakten Salims mit Achraf.

So soll ein V-Mann über Telefongespräche mit diesem und dem “Bombenbauer” Salim in der Schweiz berichtet haben. Gemäss dem Bericht sollen die BA und der Dienst für Analyse und Prävention (DAP) erst fünf Wochen später davon erfahren haben.

swissinfo und Agenturen

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