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Neues Qualitätssiegel: U-21

Die U-21 feiern nach dem Sieg in Ostrava den Einzug in die Endrunde. Keystone

Vom Ausland fast unbemerkt, haben sich die Schweizer Nationalteams in die europäische Fussball-Elite gespielt. Dank der Erfolge der Jungen.

Die U-21 hat sich zum zweiten Mal hintereinander für die Endrunde der besten acht Teams qualifiziert.

Wenn beispielsweise im deutschen Fernsehen in Sportsendungen die Teilnehmer an der Fussball-Europameisterschaft 2004 in Portugal vorgelesen werden, dann fällt bei der Nennung der Schweiz und Lettlands immer der Nachsatz “die eigentlichen Überraschungen”.

Dass sich die Schweizer Nationalmannschaften klammheimlich in die europäische Spitze gespielt haben, wird im Ausland kaum wahrgenommen.

Vielleicht auch deshalb, weil die Erfolge der Schweizer auch hierzulande kaum mit hupenden Autokolonnen und tanzenden Mengen mit Schweizerfahnen gefeiert werden. Die Fussballfans sind deswegen nicht weniger stolz auf die Leistungen der Schweizer Teams.

Die Junioren sind “schuld”

Dass sich das Schweizer A-Team unter dem etwas schrulligen Coach Köbi Kuhn als Gruppensieger direkt für die EM in Portugal im kommenden Jahr qualifizierte, hatte sich angedeutet: bei den Erfolgen der Jungen nämlich.

Die “Vorstufe” zur A-Nationalmannschaft, das Team der Spieler, die alle unter 21 Jahren jung sind – abgekürzt U-21 –, spielt seit Jahren in der europäischen Spitze mit.

Erst kürzlich, am 19. November, erreichte die Schweizer U-21 “in extremis” im Achtelfinal gegen Europameister Tschechien die Qualifikation für die Endrunde der besten acht europäischen Teams. Zum zweiten Mal übrigens, nach 2002.

Damals hatten es die “Titanen”, wie das junge Team genannt wurde, an der Endrunde im eigenen Land gar bis in die Halbfinals geschafft und damit für Furore gesorgt.

Winnermentalität

Nun sind die “Titanen 2” wieder für die Endrunde der Europameisterschaft der U-21 qualifiziert. Diesmal sogar aus extremer Rücklage heraus: Nachdem das Heimspiel in Basel gegen die stärker eingestuften Europameister aus der Tschechischen Republik 1:2 verloren gegangen war.

So brauchte die Schweizer U-21 im Auswärtsspiel, in Ostrava, einen Sieg. Doch lange Zeit deutete nichts darauf hin. Nach einem 0:1 Rückstand und mit zehn Spielern kamen die Schweizer doch noch zu einer 2:1 Führung nach regulärer Spielzeit und Verlängerung. Im Penaltyschiessen setze sich die Schweizer U-21 mit 3:4 durch.

Von “Winnermentalität” wurde danach viel gesprochen. Aber das Auftreten des Teams und von Trainer Challandes hatten auch für negative Zwischentöne gesorgt.

Unschöne Nebengeräusche

“Ganz klar, das sind Dinge, die ich in unseren Auswahlteams nicht mehr sehen möchte”, sagt der Technische Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV), Hansruedi Hasler – er gilt als Baumeister der Erfolge der Nachwuchs-Fussballer – gegenüber swissinfo.

U-21-Trainer Bernard Challandes hatte sich mit den Schiedsrichtern angelegt und wurde auf die Tribüne verbannt. Nachwuchshoffnung Streller flog mit einer Roten Karte vom Platz, und Pascal Cerrone fiel nach dem Spiel durch obszöne Bewegungen unter der Gürtellinie auf.

Zu den Vorgängen, welche die Jubelfeier dämpften, gehörte auch das Verhalten des schweizerisch-kolumbianischen Doppelbürgers Johan Vonlanthen. Dieser hatte sich aus Wut darüber, dass er im Hinspiel gegen Tschechien nicht in der Starformation stand, auf die Tribüne gesetzt und nicht auf die Ersatzbank.

Auch drohte Vonlanthen, künftig für Kolumbien und nicht für die Schweiz zu spielen. Gemäss neuer Fifa-Regel könnte er das.

Immer mehr Girls

Doch Hasler nimmt die U-21 auch in Schutz. Man dürfe nicht vergessen, die Spieler seien zwischen 19 und 21 Jahre alt. Sie spielten plötzlich vor 15 bis 20’000 Leuten und nicht mehr – wie früher – vor 1500 Personen.

Die Medienpräsenz sei gross, die Spieler würden bereits von Clubs umworben. Und, sagt Hasler, immer mehr kämen auch junge Girls zu den Fussballspielen.

“Die Spieler müssen gewisse Dinge erst noch lernen”, sagt Hasler. “Die Vorgänge in Ostrava haben gezeigt, dass dieser Lernprozess noch nicht abgeschlossen ist.”

Da seien alle gefordert. Auch der Fussballverband. Doch eines will Hansruedi Hasler nicht, nämlich dass der Erfolg nun wegen der Vorgänge kleingeredet wird:

“Der grosse Teil der Spieler hat sich absolut sportlich und fair verhalten. Vor, während und nach dem Spiel. Aufgrund der negativen Reaktionen von Einzelnen in einzelnen Situationen sollten wir jetzt nicht den ganzen Erfolg dieser U-21 schmälern.”

swissinfo, Urs Maurer

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