
Weltklasse in Zürich

Das Golden-League-Meeting Weltklasse Zürich brachte 75 Jahre nach dem ersten internationalen Anlass im Letzigrund sechs Jahresweltbest-Leistungen und eine Enttäuschung.
Der Schweizer Weltmeister André Bucher schaffte im 800-m-Lauf nur den 8. Rang.
Die Stimmung am Golden-League-Meeting, die von der Läufer Legende Sebastian Coe so genannten «olympischen Spielen in drei bis vier Stunden», war wie immer ausgezeichnet, auch wenn die Schweizer Athletinnen und Athleten nicht zu Höchstformen aufliefen.
Als ein «von A bis Z misslungenes Rennen» bezeichnete Bucher seinen Auftritt, «schade, dies ausgerechnet in Zürich.» Aber Bucher ist trotzdem guten Mutes für die in einer Woche in Paris beginnenden Weltmeisterschaften.
Unschlagbare Mutola
Maria Mutola (Moz), verpasste über 800 m ihre Jahresweltbestleistung um über vier Sekunden, feierte aber in Zürich ihren elften Sieg in Serie und verblieb im Gold-Jackpot über eine Million Dollar: «Ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich hier zum elften Mal gewinnen konnte und im Jackpot verblieben bin. Nun will ich aber nicht mehr ans Geld denken, sondern nur noch an die Weltmeisterschaften. Aber wie kann man nicht an eine Million Dollar denken…»
Für die erste von insgesamt sechs Jahres-Weltbestzeiten und für die wohl überragendste Leistung sorgte die türkische 1500-m-Europameisterin Süreyya Ayhan. Sie war mit 3:55,61 so schnell wie seit sechs Jahren niemand mehr – und damals setzten die dopingverdächtigten Chinesinnen den Massstab.
Mit der Amerikanerin Chryste Gaines (100 m in 10,89), der Mexikanerin Ana Guevara (400 m in 49,11) und der Rumänin Gabriela Szabo (3000 m in 8:33,95) schufen drei weitere Frauen Jahres-Weltbestleistungen.
Bei den Männern gelang dies dem Marokaner Hicham El-Guerrouj nach einer Rückenverletzung (1500 m in 3:29,14) und Saif Saeed Shaheen (Katar) mit 8:02,48 über 3000 m Steeple. Shaheen war am Tag zuvor noch unter dem Namen Stephen Cherono und als Kenianer bekannt, hatte aber «über Nacht» Namen und Nationalität gewechselt.
Einen geteilten Sieg erbrachten die 100 m durch die Amerikaner Justin Gatlin und John Capel, die beide mit 9,97 persönliche Bestzeit notierten. Der Siegerpreis wurde ihnen durch Armin Hary (De) überreicht, der 1960 im Letzigrund-Stadion mit 10,0 Weltrekord gelaufen war.
Lehrgeld
Der Schweizer Christian Belz, WM-Starter, lief in seinem bislang wichtigsten 5000-m-Rennen am Ende dem Feld hinterher und bezahlte Lehrgeld: «Es war für mich ein sehr hartes Rennen. Die Jungs vorne wollten auf Jahresweltbestleistung laufen und drückten enorm aufs Tempo. Ich habe das zwar gewusst, die ersten beiden Runden waren dann aber doch überraschend schnell. Ich habe fast keine andere Wahl gehabt, als am Anfang zu versuchen, vorne einigermassen mitzuhalten. Aber ich bin nach dem Wechsel von den 3000 m Steeple auf die 5000-m-Distanz einfach noch nicht so weit, wie ich gerne wäre. Nach anderthalb Kilometern war ich angeknockt. Die letzten zwei Kilometer erschienen mir fürchterlich lang. Aber ich buche das Rennen als neue Erfahrung ab.»
swissinfo und Agenturen
Die sechs Jahres-Weltbest-Leistungen am Meeting in Zürich:
– Süreyya Ayhan, Türkei, über 1500 m, 3:55,61
-Chryste Gaines, USA, über 100 m, 10,898
-Ana Guevara, Mexiko, über 400 m, 49,11
-Gabriela Szabo, Rumänien, über 3000 m, 8:33,95
-Hicham El-Guerrouj, Marokko, über 1500 m, 3:29,14
-Saif Saeed Shaheen (vormals Stephen Cherone, Kenya),Katar, über 3000 m Steeple, 8:02:48
-Justin Gatlin und John Capel, USA, über 100 m, beide 9,97

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