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Luftpirat Hariri wieder in Schweizer Gefängnis

Hussein Hariri wird 1997 von einem Polizisten zum Prozess geführt. Keystone Archive

Fast ein Jahr nach seiner Flucht nach Marokko ist der libanesische Flugzeugentführer Hussein Hariri an die Schweiz ausgeliefert worden.

Hariri traf in Begleitung von vier Schweizer Polizeibeamten auf dem Berner Flughafen Belp ein.

Die Auslieferung erfolgte auf Grund eines Dekrets der marokkanischen Regierung.

Hariri sass in der Schweiz wegen der 1987 erfolgten Entführung einer DC-10 der Air Afrique nach Genf im Gefängnis. Er war am 24. Februar 1989 vom Bundesstrafgericht unter anderem wegen Mordes, Geiselnahme und Gefährdung durch Sprengstoffe zu einer lebenslangen Zuchhausstrafe verurteilt worden.

Zudem leitete die Bundesanwaltschaft am 23. Oktober 2002 gegen den Libanesen ein gerichtspolizeiliches Ermittlungsverfahren ein wegen Verdachts auf Vorbereitung strafbarer Handlungen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm ausserdem Fälschung von Ausweisen vor.

Zustimmung Marokkos für alle Straftaten

Wie das Bundesamt für Justiz und die Bundesanwaltschaft am Freitag gemeinsam bekannt gaben, bewilligten die marokkanischen Behörden die Auslieferung sowohl für die weitere Verbüssung der lebenslangen Freiheitsstrafe wie auch für die Hariri von der Bundesanwaltschaft zur Last gelegten Straftaten.

Ob und wann in Zukunft eine bedingte Entlassung Hariris in Frage komme, werde die zuständige Behörde des Kantons Genf entscheiden.

Hariri war am 8. September 2002 von einem Hafturlaub nicht mehr in die Waadtländer Strafanstalt Plaine de l’Orbe zurückgekehrt und auf Grund von gemeinsamen Anstrengungen der Bundesanwaltschaft, der Bundeskriminalpolizei und der Waadtländer Kantonspolizei am 23. Dezember 2002 von den marokkanischen Behörden verhaftet worden.

Flucht im erleichterten Haftvollzug

Die Schweiz stellte einen Monat später ein formelles Auslieferungsersuchen, dem das oberste Gericht in Marokko stattgab. Der Entscheid musste aber noch von der marokkanischen Regierung per Dekret abgesegnet werden.

Der heute 37-jährige Hariri hatte vor 16 Jahren eine DC-10 der Fluggesellschaft Air Afrique nach Genf-Cointrin.

Die entführte Maschine landete nach einer Odyssee in Genf-Cointrin. Bevor die Polizei Hariri überwältigen konnte, tötete er einen französischen Passagier und verletzte ein Besatzungsmitglied schwer. Das Bundesstrafgericht verurteilte den Luftpiraten 1989 zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe.

Im September 2002 floh Hariri zum zweiten Mal aus der Strafanstalt Bochuz im Kanton Waadt und tauchte anschliessend in Marokko unter. Am 23. Dezember 2002 wurde er dort festgenommen.

Zum Zeitpunkt seiner Flucht im September vergangenen Jahres befand er sich im Hinblick auf die provisorische Freilassung im März 2004 im erleichterten Strafvollzug.

Hariri war schon im Juli 1992 mit vier Mithäftlingen aus Bochuz entwichen, wurde später aber wieder gefasst.

swissinfo und Agenturen

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