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SRG publiziert wieder Umfragen vor Abstimmungen

Generaldirektor Armin Walpen hat auf Antrag der SRG-Chefredaktorenkonferenz den Publikationsstopp für Abstimmungs-Umfragen des Forschungsinstituts gfs.bern aufgehoben. Dieser war nach der Minarett-Abstimmung vom 29. November 2009 erlassen worden.

“Die SRG SSR und gfs.bern werden künftig bei Befragungen zu sensiblen Vorlagen zusätzliche publizistische und methodische Begleitmassnahmen treffen”, teilte das Unternehmen am Samstag in einer Medienmitteilung mit.

Die SRG und gfs.bern würden bei künftigen Abstimmungen mit ähnlichem Konfliktmuster wie bei der Anti-Minarett-Initiative stärker das “sozial erwünschte” Antwortverhalten sowie Argumente und Meinungsklima beachten.

Das Forschungsinstitut gfs.bern von Claude Longchamp hatte eine Ablehnung der Anti-Minarett-Initiative vom 29. November 2009 mit 53% der Stimmen vorausgesagt, während die Initiative mit 57% der Stimmen angenommen wurde.

Vertiefte externe und unabhängige Abklärungen hätten nun unter anderem ergeben, “dass die Diskrepanz zwischen den Resultaten der zweiten Minarett-Trendumfrage und dem Abstimmungsergebnis mit grosser Wahrscheinlichkeit auf ein ‘sozial erwünschtes’ Antwortverhalten eines Teils der Befragten zurückzuführen ist”.

Zu diesem Schluss kam eine medial-politische Vertiefungsstudie der Universität Zürich unter der Leitung von Professor Kurt Imhof, wie der Medienmitteilung der SRG zu entnehmen ist.

Ausserdem stellt die Studie fest, dass beim sogenannten Argumente-Test die “latent vorhandene Haltung von Befürwortern der Initiative, ‘ein Zeichen gegen die classe politique’ zu setzen” nicht richtig erfasst werden konnte.

Weiter habe eine systematische Medienauswertung ergeben, dass die Vorbehalte und die Information, der Abstimmungsausgang sei unsicher, von den Medien nur ungenügend aufgenommen worden war.

Wichtig sei auch die differenzierte Vermittlung der Ergebnisse: “Die Zahlen sind das eine, deren Wertung das andere”, schreibt die SRG. Auch gelte es zu unterstreichen, dass es sich bei Trendumfragen nicht um “sichere Prognosen” handle, sondern um Momentaufnahmen.

swissinfo.ch und Agenturen

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