
PRESSE/Deutsche Lebensversicherer müssen Rückstellungen aufstocken
HAMBURG (awp international) – Die Finanzaufsicht BaFin fürchtet einem Pressebericht zufolge, dass deutsche Lebensversicherer Zinsgarantien an ihre Kunden nicht einhalten können. Die BaFin habe die Anbieter deshalb aufgefordert, die Rückstellungen für einen Teil der Verträge bereits 2011 deutlich zu erhöhen, berichtet die «Financial Times Deutschland» (FTD/Montagausgabe) ohne Quellenangabe. Die Erträge daraus könnten nach Ansicht der BaFin nicht ausreichen, um die garantierten Ansprüche der Kunden zu befriedigen. Mit ihrer Forderung reagiere die Behörde auf die niedrigen Zinsen, die Versicherer derzeit für ihre wichtigsten Kapitalanlagen in Anleihen erhalten.
Von der Vorgabe betroffen seien Rückstellungen für zwischen 1995 und 2000 angebotene klassische Lebensversicherungen, die über die gesamte Laufzeit mit garantierten vier Prozent auf den Sparanteil der Prämie verzinst werden. Genaue Berechnungen über die Höhe der Belastung gebe es noch nicht. Sie werde über mehrere Jahre gestreckt, dürfte aber in jedem Jahr die Milliardengrenze überschreiten. Die Versicherer müssten die Rückstellungen aus ihren Gewinnen erhöhen. Allein beim Marktführer Allianz Lebensversicherung seien Ende vergangenen Jahres 29 Prozent der den Kunden zustehenden, zurückgestellten 129 Milliarden Euro auf Verträge mit einem Zins von vier Prozent entfallen.
Die Branche reagierte den Angaben zufolge gelassen auf die Forderungen der BaFin. Sie beträfen nur einen Teil der 91,5 Millionen Lebensversicherungsverträge und seien zeitlich gestreckt. Deshalb könnten die Gesellschaften die notwendigen Mittel aus Überschüssen aufbringen, sagte ein Vorstand eines mittelgrossen Lebensversicherers der «FTD»: ?Viel schwieriger würde es, wenn die Zinsen noch mehrere Jahre niedrig bleiben und wir dann für den gesamten Bestand nachreservieren müssten.? Auswirkungen für die Kunden habe die Neuregelung nicht./edh/stk