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Presseschau vom 07.11.2002

Es hat am Mittwoch heftig gerumpelt in der Chefetage der Rentenanstalt und in der Parteispitze der FDP.

Dieser Inhalt wurde am 19. März 2003 - 10:20 publiziert

Insbesondere der Rücktritt von FDP-Parteipräsident Bührer dominiert Titelseiten und Kommentarspalten der Zeitungen.

"Tag der Rücktritte" titelt der TAGES-ANZEIGER und diagnostiziert den Abgang des Rentenanstalt-Verwaltungsrats Gerold Bührer von der FDP-Parteispitze als Symptom einer Krise beim Freisinn:

"Die Freisinnige Partei hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Sie trägt es schon ziemlich lange mit sich herum, seit dem Kollaps der Swissair ist es akut geworden. Der gestrige Auftritt der Parteispitze gibt keinen Hinweis darauf, dass die FDP die Ausmasse des Problems erkannt hat".


Die BERNER ZEITUNG titelt "FDP-Aktie im freien Fall" und auch die AARGAUER ZEITUNG sieht das Rentenanstalt-Debakel in einem breiteren Kontext:

"Die Rücktrittswelle an der Rentenanstaltspitze wirft ein grelles Licht auf drei zeittypische Problemfelder. Erstens: das Problemfeld der überforderten, verfilzten und primär auf den eigenen Vorteil bedachten Manager und Aufsichtsorgane. Zweitens: das Problemfeld des Freisinns. Ein Jahr vor den Wahlen stürzt, nach anderen Partei-Prominenten, gar der Kapitän von der Brücke, versehen mit dem Kainsmal der schlechten Aufsichtstätigkeit. Die Wirtschaftspartei versagt mit wichtigen Exponenten in ihrer Kernkompetenz. Die SVP wird's freuen. Drittens: das Problemfeld des Leaders im Vorsorgegeschäft. Nicht zuletzt auf Drängen der Rentenanstalt hat der Bundesrat den BVG-Mindestzinssatz gesenkt."

Tugend zur Not mutiert

Der BERNER BUND schreibt, Gerold Bührer "wäre für die FDP im Wahljahr zur Hypothek geworden". Die einstige Tugend des Freisinns sei zu ihrer Not mutiert, schreibt der BUND weiter:

"Die jahrzehntelange Dominanz der FDP-Prominenz in Verwaltungsräten und Chefetagen wird der Partei zum Verhängnis in einer Zeit, in der sich die Wirtschaft mit unmoralischen Chefgehältern und Massenentlassungen unbeliebt macht. Am Freisinn klebt das Image der Krisen- und 'Filz-'Partei."

Ähnlich sieht es die West-Schweizer Zeitung LE TEMPS:

"Trop liée aux grandes debâcles - Swissair, Swiss Life, Credit Suisse - l'image du parti suit le sort de l'économie. Zu stark mit den grossen Debakeln - Swissair, Swiss Life, Credit Suisse - in Verbindung stehend, erleidet die Partei das gleiche Schicksal wie die Wirtschaft".

Reinigendes Gewitter

Die dem Freisinn nahestehende NEUE ZÜRCHER ZEITUNG thematisiert vor allem die Rentenanstalt-Krise und gewinnt ihr auch positive Seiten ab. Sie freut sich über ein "reinigendes Gewitter bei der Rentenanstalt" und prospektiert mit dem Wechsel an der Spitze des Versicherers geläuterte Horizonte:

"Mitten im Galopp hat der Verwaltungsrat jetzt das Pferd gewechselt. Daraus ergeben sich erfrischende Perspektiven für einen Neubeginn".

Die NZZ schreibt aber auch von einigen Hindernissen, die das neue "Pferd" an der Spitze zu überwinden haben wird:

"Die Rentenanstalt steht vor heiklen Aufgaben, denn sie muss ihre Kapitalerhöhung sicher über die Bühne bringen, in einem schwierigen Umfeld ihre Geschäfte im Griff halten, frustierte Mitarbeiter motivieren und verunsicherte Kunden beruhigen. Es wird einige Zeit dauern, bis das Vertrauen wieder zurückgekehrt sein wird, zumal das Damoklesschwert der LTS-Untersuchung über dem Verwaltungsrat schwebt".

swissinfo, Anita Hugi

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