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Russischer Milliardär verstärkt Einfluss bei Sulzer

Für den russischen Investor Viktor Vekselberg läuft die Sulzer-Maschinerie wie geschmiert. Sulzer

Die Renova-Holding des russischen Finanzinvestors Viktor Vekselberg baut ihr Engagement beim Winterthurer Maschinenbaukonzern Sulzer aus.

Renova hat die bisher gemeinsam mit der Victory Industriebeteiligung AG gehaltenen Sulzer-Anteile von 31,4 Prozent ganz übernommen.

Über die Details der Übernahme der Everest Beteiligungs GmbH, an der Renova und Victory bisher zu 50% beteiligt waren, vereinbarten die beiden Unternehmen Stillschweigen.

Sowohl Renova-Sprecher Markus Blume als auch Victory-Sprecher Stephan Oehen wollten keine Angaben zu den Gründen des Deals machen. Auch ob Victory nach dem Verkauf noch Sulzer-Aktien halte, konnte Oehen nicht sagen.

Langfristige Orientierung

In der Medienmitteilung von Renova wird Chief Investment Officer Vladimir Kuznetsov mit den Worten zitiert, die Akquisition zeige die Überzeugung von Revona, sich als langfristig orientierter Investor und Geschäftspartner bei Sulzer zu engagieren. Die Gesellschaft sehe der Zusammenarbeit mit den übrigen Aktionären und dem Management zuversichtlich entgegen.

Renova richte sich auf Firmen mit hohem Wachstumspotenzial im Hightech-Industriegüterbereich aus. Mit dem Ausbau ihres Engagements bei Sulzer liegt die Holding richtig: Sulzer hat den Gewinn im ersten Halbjahr 2007 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 26,4% auf fast 132 Mio. Franken gesteigert.

An der Börse wird der Konzern mit über fünf Mrd. Franken bewertet.

Kritik an heimlicher Beteiligung

Renova und Victory hatten Ende April über die Everest GmbH von einem Tag auf den anderen eine Beteiligung von knapp einem Drittel an Sulzer gemeldet. Darauf war Kritik laut geworden, dass das Aufbauen einer so grossen Beteiligung möglich war, ohne sie vorher offen zu legen.

Der Deal kostete zudem den Chef der Zürcher Kantonalbank (ZKB) seinen Posten. Die ZKB war in die Kritik geraten, weil sie Vekselberg und den Victory-Chefs Ronny Pecik und Georg Stumpf Schützenhilfe beim Aufbau der Beteiligung an Sulzer geleistet hatte.

Übernahmeangebot in Reichweite

Für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) kommt jedoch die Übernahme nicht überraschend. Dass Vekselberg bei Sulzer die wichtigere Rolle spielen würde als die Victory-Investoren Ronny Pecik und Georg Stumpf habe sich schon im April abgezeichnet, als Renova-Chef Vladimir Kuznetsov von Pecik die Führung von Everest übernahm.

Mit Blick auf Sulzer sei nun die Frage offen, was mit dem von der Deutschen Bank gehaltenen Paket passiere, schreibt die Zeitung in ihrer Dienstagausgabe und folgert: “Sollte Renova weitere Anteile übernehmen, wäre die Grenze von einem Drittel, bei der ein Übernahmeangebot fällig wird, rasch erreicht.”

swissinfo und Agenturen

Sulzer hat den Gewinn im ersten Halbjahr 2007 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 26% auf 131,8 Mio. Fr. gesteigert.

Der Betriebsgewinn des Konzerns schnellte um 30,2% auf 177,4 Mio. Fr. Der Umsatz legte um 23,7% auf 1,654 Mrd. Franken zu.

Sulzer erhielt Aufträge im Volumen von 2,133 Mrd. Fr., 28,9% mehr als ein Jahr zuvor.

Alle vier Konzern-Divisionen steigerten ihre Rentabilität deutlich. Sie bauten ihren Betriebsgewinn insgesamt um 45,9% auf 188,3 Mio. Fr. aus, was einer Umsatzrendite von 11,4% entspricht.

Sulzer ist nur das jüngste Beispiel für eine Reihe von Schweizer Konzernen, die in letzter Zeit Angriffen von feindlichen Investoren ausgesetzt waren.

Vor zwei Jahren übernahm die Beteiligungs-Gesellschaft Victory den Unaxis-Konzern (seither in OC Oerlikon umbenannt), nachdem sie zuvor heimlich ihren Aktienanteil erhöht hatte.

Mittlerweile hält auch die Renova einen Teil der Aktien.

Die österreichische Beteiligungs-Gruppe wiederholte dann ihren Trick mit dem Maschinenbau-Konzern Saurer. Zudem kaufte Victory progressiv Aktien des Telekommunikations-Unternehmens Ascom auf.

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