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Sanofi-Aventis erhöht Gewinnprognose – Gebot für Genzyme wiederholt (AF)

PARIS (awp international) – Der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis hat nach einem überraschend starken dritten Quartal seine Gewinnerwartung angehoben und die Milliardenofferte für das US-Biotech-Unternehmen Genzyme wiederholt. Strikte Kostenkontrolle, günstige Wechselkurse und die hohe Nachfrage nach Diabetesmitteln sowie aus den Schwellenländern hätten die leichte Prognoseanhebung erlaubt, sagte Konzernchef Christopher Viehbacher am Donnerstag bei Vorlage der Bilanz in Paris. Unter dem Strich kletterte der Überschuss vor Sonderposten um 8,9 Prozent auf 2,472 Milliarden Euro und übertraf damit die Markterwartungen. Auf die ersten neun Monaten gerechnet legte der Gewinn um rund neun Prozent auf 7,377 Milliarden Euro zu.
An der Börse kamen die erhöhte Prognose und die unerwartet positiven Umsatz- und Ergebniszahlen gut an: Im Vormittagshandel verteuerte sich das Sanofi-Aventis-Papier um 1,51 Prozent auf 50,28 Euro.
Für 2010 werde zu konstanten Wechselkursen nun mit einem Wachstum des Ergebnisses pro Aktie von bis zu zwei Prozent gerechnet. Im Juli hatte Sanofi-Aventis seine Prognose vom Jahresanfang einkassiert und war wegen der Konkurrenz eines Nachahmermittels für den Blutverdünner Lovenox bestenfalls von einem stagnierenden Gewinn je Aktie ausgegangen, schlimmstenfalls von einem Rückgang um vier Prozent. Bis 2013 verlieren Sanofi-Bestseller wie die Krebsmittel Taxotere und Eloxatin, der Blutverdünner Plavix und der Gerinnungshemmer Lovenox ihren lukrativen Patentschutz. Um sich für die Zeit nach den Patentabläufen zu rüsten, will der weltweit viertgrösste Pharmakonzern in den kommenden Jahren Kernbereiche wie die Diabetessparte, die Impfstoffe, das Geschäft mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten (OTC) sowie die Präsenz in den Schwellenländern weiter verstärken.
Der Deutsch-Kanadier Viehbacher gab sich im Übernahmekampf um Genzyme gelassen: Sanofi-Aventis bleibe bei seiner Offerte von 18,5 Milliarden Dollar (rund 13,40 Mrd. Euro) oder 69 US-Dollar pro Genzyme-Aktie und lasse sich von den rosigen Prognosen des Genzyme-Managements nicht blenden. Er suche weiterhin die Gespräch mit der Genzyme-Führung. Der französische Konzern ist früheren Angaben zufolge bereit, mehr Geld auf den Tisch zu legen, wenn Genzyme zeigt, dass es das wert ist. Eine Anhebung des Angebots hatte Viehbacher aber ausgeschlossen, solange sich der US-Konzern Verhandlungen verweigere. Das Angebot läuft noch bis zum 10. Dezember. Der einflussreichste Genzyme-Aktionär ist der Finanzinvestor Carl Icahn. Er hat zwei Sitze im Verwaltungsrat von Genzyme und gilt als harter Verhandlungspartner. Genzyme wäre seit dem Kauf von Aventis vor sechs Jahren die grösste Übernahme für Sanofi. Seit Viehbachers Amtsantritt Ende 2008 hat Sanofi-Aventis mehr als zehn Milliarden Euro für Übernahmen und neue Produktrechte ausgegeben. Genzyme ist auf Präparate zur Behandlung von seltenen Krankheiten spezialisiert.
Im dritten Quartal kletterte der Umsatz um 5,7 Prozent auf 7,821 Milliarden Euro. Zu konstanten Wechselkursen ging der Umsatz dagegen um 1,7 Prozent zurück. Entwicklungsländer trugen fast ein Drittel zum Konzernerlös bei. Während in Westeuropa und den USA die Umsätze auch wegen der Gesundheitsreformen zurückgingen, stieg der Erlös in den Schwellenländern um rund 13 Prozent. Erneut umsatzstärkstes Medikament war das in Frankfurt-Höchst hergestellte Diabetesmittel Lantus. Dagegen brachen die Umsätze mit Lovenox, Plavix und Eloxatin prozentual zweistellig ein. Das operative Ergebnis stieg um 7,1 Prozent auf 3,422 Milliarden Euro. Zu konstanten Wechselkursen bedeutet dies ein Minus von 3,4 Prozent.
Angesichts hoher Cash-flows und prall gefüllter Kassen hat die Pharmabranche in der Finanzkrise einige der grössten Deals gestemmt. So hat Pfizer für 68 Milliarden Dollar den US-Konkurrenten Wyeth übernommen, Roche für 46 Milliarden Dollar die Tochter US-Biotech-Tochter Genentech komplett an sich gezogen oder die US-amerikanische Merck & Co. für 41 Milliarden Dollar Schering-Plough geschluckt.
ep/ksb/tw

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