
Wirksame Unterstützung für Auslandschweizer

Der Auslandschweizerdienst (ASD) befasst sich umfassend mit allen Auslandschweizerfragen. Seit einem halben Jahr ist Botschafter Peter Sutter ASD-Chef.
Im Gespräch mit Jean-Michel Berthoud erläutert Sutter die Probleme, mit denen der Dienst heute konfrontiert ist.
Herr Botschafter Sutter, was ist heute die grösste Sorge des Auslandschweizerdienstes?
Die grösste Sorge ist schon, dass an immer mehr Orten auf der Welt Probleme und Unsicherheiten bestehen. Es geht dann jeweils darum, sehr kurzfristig Massnahmen zu treffen, Situationen und ihre Entwicklungen zu beobachten, damit wir unsere Landsleute wirksam schützen können.
Wo liegen, abgesehen vom Irak, die heiklen Brennpunkte?
Abidjan, also die Elfenbeinküste, hat uns einige Sorgen bereitet. Nach wie vor auf der Agenda ist Venezuela. Und da hatten wir noch diese schrecklichen Terroranschläge in Bali, wo drei Schweizer Todesopfer sowie Verletzte zu beklagen waren. Ferner hat uns die Geiselnahme im Musiktheater in Moskau während kurzer Zeit sehr intensiv beschäftigt.
Nicht nur bewaffnete Konflikte, sondern auch wirtschaftliche Krisen können Auslandschweizer in prekäre Situationen bringen. Was dann?
Das Beispiel Argentinien zeigt, wie Auslandschweizer direkt von einer Wirtschaftskrise betroffen sein können. Deshalb gibt es auch viele Rückkehrer aus diesem Land, und diese werden notfalls durch den Bund unterstützt.
Im Moment gibt es bei uns ein Problem mit den Staatsfinanzen. Finanzminister Kaspar Villiger sieht drastische Sparmassnahmen vor. Ist der Auslandschweizerdienst davon auch betroffen?
Nicht direkt. Was die soziale Fürsorge für die rückkehrenden Auslandschweizer anbelangt, bleibt alles beim Alten. Diese Unterstützung geben wir den betroffenen Personen während den ersten drei Monaten. Nachher obliegt diese Aufgabe den Gemeinden. Aber auch allfällige temporäre finanzielle Hilfen für in Not geratene Landsleute im Ausland wird es weiterhin geben. Alle diese Dienstleistungen sind meines Erachtens unbestritten.
Ein Thema, das die Auslandschweizer beinahe dauerhaft beschäftigt, ist die so genannte freiwillige Alters- und Hinterbliebenen-Versicherung, die AHV. Sind da Neuerungen, etwa gar ein Abbau in Sicht?
Seit der letzten grossen Revision der freiwilligen AHV, die einige neue Parameter gesetzt hat, gibt es keine Bestrebungen, etwas zu ändern. Wer den Minimalbeitrag von gegenwärtig knapp 800 Franken bezahlt, kann, sofern auch die Beitragsjahre erfüllt sind, mit einer Minimal-Vollrente von derzeit gut 1000 Franken rechnen. Eine Indexierung der freiwilligen AHV für Auslandschweizer, wie von verschiedener Seite gefordert, wurde bei der Revision zwar diskutiert, aber verworfen.
Von den rund 600’000 Auslandschweizern haben sich rund 83’000 im Stimmregister eingetragen. Wieviel von ihnen an Abstimmungen und Wahlen teilnehmen, weiss man nicht. Wird die Einführung des E-Voting diese Zahl erhöhen?
Ich könnte mir dies sehr wohl vorstellen, weil E-Voting einfacher, bequemer ist. E-Voting wird die Zukunft sein. Für mich ist aber schon die heutige Zahl der 80’000 sehr erfreulich, die stets wächst. Wir haben übrigens bei den Auslandschweizern, die sich im Stimmregister eingetragen haben, eine Umfrage über ihr Stimmverhalten gestartet. Rund 10’000 wurden angeschrieben, mit Schwerpunkt Nachbarländer und USA. Ich hoffe auf eine rege Beteiligung, weil dies die Aufmerksamkeit von vielen Kreisen auf die Auslandschweizer und deren Potential als Stimmbürger lenken könnte.
In der Schweiz herrscht zur Zeit Wirtschaftsflaute und eine für unsere Verhältnisse relativ hohe Arbeitslosigkeit. Gehen jetzt Leute, die Mühe haben, einen Job zu bekommen, wieder vermehrt ins Ausland?
Bis jetzt hat sich das auf Verwaltungsebene nicht direkt niedergeschlagen. Wir müssen uns die nächste Auslandschweizer-Statistik ansehen. Wir führen die zunehmende Zahl der Auslandschweizer darauf zurück, dass mehr und mehr Leute sich nur auf Zeit ins Ausland begeben, also vielleicht lediglich für vier, fünf Jahre. Konkret belegen können wir das allerdings nicht.
Die Auslandschweizer wurden oft als «Botschafter der Schweiz» bezeichnet. Kann man das heute, im Zeitalter der Globalisierung, noch so sagen? Identifizieren sich die heutigen Auslandschweizer überhaupt noch mit ihrem Vaterland?
Ich habe einige Posten im Ausland absolviert und habe immer eine sehr aktive Auslandschweizer-Kolonie vorgefunden. Das hängt natürlich immer von den einzelnen Akteuren ab. Aber weil heute viele Leute nur noch auf Zeit ins Ausland gehen, glaube ich, dass diese neue Generation von Auswanderern die Beziehungen zur Heimat wahrscheinlich in verstärktem Masse aufrecht erhält.
Sie sind seit knapp über einem halben Jahr Chef des Auslandschweizerdienstes. Gibt es neue Dienstleistungen beim ASD?
Ein neueres Angebot ist unsere Website, die sehr rege besucht wird. Wir können sicher nicht alle Fragen beantworten, wir können sie aber in die richtigen administrativen Bahnen lenken. Im letzten Jahr kam der «Ratgeber für Auslandschweizer» heraus, der gratis an Interessierte abgegeben wird. In diesem Jahr folgte die französische Ausgabe «Aide-mémoire pour les Suisses de l’étranger». Wir sind erfreut über das grosse Echo darauf und bemühen uns, dem gerecht zu werden.
swissinfo-Interview: Jean-Michel Berthoud
Ende der 40er Jahre wurde der Auslandschweizerdienst (ASD) im heutigen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) eingerichtet
Seit 1. April 1999 ist der ASD Teil der Politischen Abteilung VI im EDA
Botschafter Peter Sutter ist seit September 2002 ASD-Chef
Der Auslandschweizerdienst (ASD) berät den Bundesrat in Fragen der Auslandschweizerpolitik, begleitet die Ausarbeitung entsprechender Gesetze wie auch ihre Durchführung und koordiniert beim Bund alle Angelegenheiten, welche die Auslandschweizer betreffen. Für den ASD ist die Inforamtion für Auslandschweizer von grosser Bedeutung.
Der ASD erstellt ferner die Auslandschweizerstatistik und verwaltet eine Reihe von Krediten. Im übrigen ist er in zahlreichen Gremien und Körperschaften vertreten, die sich mit der Präsenz der Schweiz im Ausland befassen. Er steht in engem Kontakt mit der Auslandschweizer-Organisation, die ihre Mitglieder alljährlich zu einem Kongress in der Schweiz einlädt.

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