Schwing- und Älplerfest will die Romands entzücken
Nyon bereitet sich auf das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest vor. Rund 100'000 Personen werden am kommenden Wochenende im Waadtland erwartet. Das Schwingfest ist in der ganzen Deutschschweiz ein Happening. Die Organisatoren wollen nun auch die Westschweizer vom Reiz dieses Sports überzeugen.
Der Grossteil der Eintrittskarten wurde im Vorverkauf bislang in der Deutschschweiz abgesetzt. Doch die Organisatoren des Schwing- und Älplerfestes, das nach 1986 (Sitten) erstmals wieder in der Westschweiz stattfindet, hoffen doch noch auf den Zustrom festfreudiger Romands.
Eine Aufgabe, die sich als schwierig entpuppen dürfte. "Viele Welsche werden die Chance erhalten, ein Spektakel zu entdecken, von dem die wenigsten die emotionale und sportliche Intensität kennen", sagte Staatsrat Claude Ruey, der Präsident des Organisations-Komitees ist. "Die Atmosphäre dort ist einmalig. Das müssten die Welschen einmal in ihrem Leben miterleben."
Für Einsteiger hat die Zeitung "24 heures" am letzten Freitag einen Schnellkurs publiziert: "le gammen", "le kurz" und "le hochschwung" heissen die Schwünge und Griffe, die man laut der Zeitung kennen muss.
Schöner als Fussball
Ruey selber hat es 1998 als Zuschauer beim letzten Eidgenössischen in Bern gepackt. Eine aussergewöhnliche Stimmung, die selbst der Fussball nicht kenne, habe dort geherrscht, schwärmte Ruey in der welschen Zeitschrift "Hebdo".
Der OK-Präsident will aber trotzdem ein "neues, offenes Fest", das über eine Folklore-Veranstaltung hinausgeht. Die Deutschschweizer wolle man einladen, in Nyon Leute zu treffen, "die zwar anders denken, aber die trotzdem Patrioten sind", wie der Europafreund im "Hebdo"-Interview erklärte.
Unspunnen-Stein als Attraktion
Ruey liess durchblicken, dass er den Coup mit dem aufgetauchten Unspunnenstein gerne in Nyon erlebt hätte. "Wir waren der Sache auf der Spur." Das 195-jährige Sportgerät wird am Festwochenende voraussichtlich doch zu sehen sein - als Ausstellungsobjekt. Der Turnverein Interlaken BE fordert jedoch eine strenge Bewachung des unlängst wieder aufgetauchten Steins.
Alte Tradition
Das erste Schwingfest fand 1895 in Biel BE statt. Es gesellte sich in die Reihe anderer grosser eidgenössischer Anlässe wie etwa dem Schützenfest, dem Turn- oder dem Gesangfest. Laut dem Historiker François de Capitani spielten diese Feste eine wichtige Rolle in der Bildung der nationalen Identität der Eidgenossenschaft.
Das Schwingen tauchte zuerst als Disziplin am Eidgenössischen Turnfest auf, bevor es ab 1895 den Status eines eigenen Festes erhielt. Im 20. Jahrhundert gewann der sportliche Aspekt zulasten der patriotischen Symbolik an Boden. Der Schwingsport entwickelte sich vor allem in den alpinen Kantonen der Zentral- und Ostschweiz.
Das Schwingen hat kaum Wurzeln in den Westalpen, wo die traditionellen Feste rarer sind. Das hängt auch damit zusammen, dass insbesondere die französischen Alpen im 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts stark entvölkert waren.
Millionenbudget
Noch sind in Nyon die letzten Vorbereitungs-Arbeiten im Gang - unter anderen unterstützt von einem Armeebataillon. Errichtet wurde ein Stadion mit 33'000 Sitzplätzen, was dem Zuschauer-Aufmarsch im ausverkauften Basler St.-Jakob-Park gleichkommt.
Das Budget des "Eidgenössischen" beläuft sich auf acht Mio. Franken. Jeweils zwei Millionen sollten von den Eintrittsgeldern und den Sponsoren abgedeckt werden.
swissinfo und Agenturen

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