Basels «einmaliges Sicherheitskonzept» am ESC
Der Kanton Basel-Stadt will, dass Opfer von Übergriffen während der ESC-Woche niederschwellig Hilfe erhalten. Dies setzt der Kanton anhand von drei spezifischen Massnahmen um.
Rassistische Beleidigungen, Gewalt und sexuelle Übergriffe – so unerwünscht diese Grenzüberschreitungen auch sind, bei vielen Grossanlässen kommen sie trotzdem vor.
Im Hinblick auf den Eurovision Song Contest bereitet sich der Kanton Basel-Stadt deshalb besonders gründlich vor. Rund um die Uhr sollen Fachpersonen für Betroffene da sein.

Das Sicherheitskonzept sei «einzigartig» sagt die Sicherheitsdirektorin des Kantons, Stephanie Eymann. Bei einem Grossanlass mit Gästen aus ganz Europa brauche es zwingend ein niederschwelliges Angebot, um Übergriffe zu melden.
«Dieser ganzheitliche Ansatz, der eben nicht nur rein polizeilich ist, ist einmalig.»
Stephanie Eymann, Sicherheitsdirektorin BS
Gerade für die Gäste, die nicht mit den Schweizer Behörden vertraut sind, sei das niederschwellige Angebot wichtig.
Der Kanton setzt hier auf drei Hauptmassnahmen: auf mobile Awareness-Teams, auf sichere Rückzugsorte, die so genannten «Safer Spaces», und eine 24-Stunden-Hotline.

Wer am ESC unterwegs ist und sich bedrängt fühlt, kann sich an die Polizei oder einen Sicherheitsdienst wenden. Zusätzlich zur klassischen Security engagiert der Kanton einen ergänzenden Sicherheitsdienst, der auf Gewaltprävention und Unterstützung von Gewaltopfern spezialisiert ist.
Mobile Awareness-Teams
Die Awareness-Teams bestehen aus mindestens einer Fachperson und aus Freiwilligen. Dabei wurden Freiwillige ausgewählt, die aufgrund ihrer sonstigen Tätigkeit gut in ein Awareness-Team passen, weil sie zum Beispiel dank ihres Berufs ausgeprägte Sozialkompetenzen haben.

Rund um die Uhr sind Mitarbeitende der mobilen Teams an den Veranstaltungsorten des ESC zu finden. Sie tragen pinke Westen und sollen im Idealfall eingreifen und deeskalieren, bevor eine Situation aus dem Ruder läuft.
Safer Spaces
Zusätzlich zu den unterschiedlichen Sicherheitskräften gibt es vier Zufluchtsorte: bei der Arena Plus im St. Jakob Stadion, in der St. Jakobshalle, wo der Contest stattfindet, auf dem Messeplatz beim Eurovision Village und auf dem Barfüsserplatz.
Diese Zufluchtsorte heissen «Safer Spaces», wer sich bedrängt oder überwältigt fühlt, kriegt dort Hilfe von Fachpersonen.

Die Unterstützung in den Safer Spaces ist mehrsprachig möglich. Je nach Situation wird die betroffene Person unterstützt, sei es mit dem Rufen eines Taxis zurück ins Hotel oder im Ernstfall mit einer Begleitung zum Polizeiposten.
24/7-Hotline
Die Hotline am ESC ist 24 Stunden am Tag und während der ganzen Woche in Betrieb. Betreut wird sie durch die Opferhilfe beider Basel und die «Dargebotene Hand», welche die Notfallnummer 143 betreibt. Sie verweisen die Leute an den nächsten Safer Space oder alarmieren auch Rettungskräfte, falls nötig.

Für die Ausarbeitung des Sicherheitskonzepts arbeitete der Kanton mit dem benachbarten deutschen Bundesland Baden-Württemberg zusammen. Dort zeigen die Zahlen: wenn Opfer von Übergriffen gut unterstützt werden, werden auch mehr Delikte angezeigt.
Und was bleibt?
Das ausgeklügelte Konzept soll aber nicht nur einmalig in der ESC-Woche angewendet werden. Es ist gleichzeitig auch Pilot für andere Schweizer Grossanlässe.
Mit dem Sicherheitskonzept am ESC soll geprüft werden, wie in der Zukunft auch an anderen Anlässen Opfer von Übergriffen zeitnah und professionell unterstützt werden können.

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