Die Woche in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Ein wirtschaftliches Thema hat die Schlagzeilen in der Schweiz diese Wochen eindeutig dominiert: der Zollstreit zwischen der Schweiz und den USA. Am Freitag haben die beiden Länder eine Einigung erzielt: Die US-Zölle auf Schweizer Exporte sollen auf 15 Prozent gesenkt werden.
Darüber hinaus – und das ist viel seltener – standen auch demografische Fragen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
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Die Schweizer Exportindustrie kann aufatmen: Nachdem sich US-Präsident Donald Trump diese Woche offen für eine Senkung der Zölle auf in die USA importierte Schweizer Produkte gezeigt hatte, wurde am Freitag bekannt, dass die Zölle von 39 auf 15% gesenkt werden sollen – derselbe Satz wie gegenüber der EU.
Nun ist es doch gelungen, die amerikanische Position zu beeinflussen: Der kürzliche Besuch von sechs Führungskräften von Schweizer Vorzeigeunternehmen im Oval Office scheint etwas bewegt zu haben. Die Topmanager sollen Donald Trump vorgeschlagen haben, in die pharmazeutische Industrie und die Infrastruktur in den USA zu investieren und Goldschmelzen dorthin zu verlagern. Sie sollen ausserdem eine Luxusuhr und einen mit einer Widmung versehenen Goldbarren an den amerikanischen Präsidenten überreicht haben.
Vor der Presse im Weissen Haus erklärte Trump danach, dass seine Regierung mit der Schweiz zusammenarbeite, um die Zölle zu senken. «Wir werden ein Abkommen finden, um der Schweiz zu helfen, voranzukommen», präzisierte der amerikanische Präsident.
Nach dem Prinzip, dass man das Eisen schmieden soll, solange es heiss ist, waren der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin und die Staatssekretärin für Wirtschaft, Helene Budliger Artieda, am Donnerstag nach Washington gereist, um die Verhandlungen fortzusetzen.
Am Freitag gaben die USA schliesslich bekannt, der Schweiz künftig einen Zollsatz von 15% zu gewähren. Im Rahmen des Abkommens soll die Schweiz einen Grossteil ihrer Produktion in die Vereinigten Staaten verlagern und ihren Handelsüberschuss gegenüber den USA verringern, sagte der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer gegenüber CNBC.
Nicht nur die Exporte liessen in der Schweizer Presse diese Woche viel Tinte fliessen, sondern auch die Importe. Um den Kauf der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) von Rollmaterial in Deutschland ist eine Polemik entbrannt.
Die SBB hatten am 7. November den Kauf von 116 Doppelstockwagen beim deutschen Unternehmen Siemens Mobility angekündigt. Ein Entscheid, der im Inland harsche Kritik hervorrief, weil sich das Schweizer Unternehmen Stadler Rail ebenfalls um den Zuschlag für diesen Auftrag über 2,1 Milliarden Franken beworben hatte – den grössten Posten, den die SBB je vergeben haben. Die beiden Unternehmen haben in den letzten Tagen ihre Position erklärt.
Der Chef von Stadler Rail, Peter Spuhler, hat seine Enttäuschung zum Ausdruck gebracht, besonders in der Sonntagspresse. «Der Schock ist wirklich gross für die 6000 Mitarbeitenden von Stadler sowie für unsere über 200 Zulieferer in der ganzen Schweiz», erklärte er in einem Interview mit der Sonntagszeitung. Mit einem kaum teureren Angebot (0,6% mehr, also 18 Millionen Franken) ist das Schweizer Unternehmen der Meinung, zu Unrecht ausgeschlossen worden zu sein, und erwägt einen Einspruch.
Die Kritik hat die SBB-Direktion zu einer Reaktion veranlasst. Sie gab an, dass das Verfahren auf rigorose Weise und gemäss dem Gesetz über das öffentliche Beschaffungswesen durchgeführt worden sei. Und dass der Auftrag dem deutschen Unternehmen erteilt worden sei, weil dieses eine bessere Bewertung erhalten habe, namentlich in den Bereichen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Betriebskosten.
Diese Angelegenheit sorgt für Unruhe in der Politik. «Wie dumm muss man sein, um ein Schweizer Vorzeigeunternehmen wie Stadler wegen minimaler Preisdifferenz nicht zu beauftragen?», fragte beispielsweise der Mitte-Politiker Gerhard Pfister auf X. Parlamentarierinnen und Parlamentarier fordern eine eingehende Prüfung des Dossiers. Auf Seiten der Gewerkschaften hat Unia den Entscheid der SBB als «unverständlich» bezeichnet und fordert mehr Transparenz bei den Vergabekriterien.
Angesichts einer immer angespannteren Sicherheitslage in Europa möchte die Schweizer Armee die Aufrechterhaltung ihrer Truppenstärke sicherstellen. Um dies zu erreichen, setzt sie auf die Schweizer Frauen. Der Bundesrat hat am Mittwoch eine neue Idee präsentiert, um die Zahl der Frauen in den Reihen der Armee zu erhöhen.
Die Regierung möchte einen obligatorischen Informationstag für Frauen einführen, damit sie sich ein konkretes Bild von den Möglichkeiten in der Armee und im Zivilschutz machen können. Derzeit ist dieser Informationstag nur für Männer obligatorisch, für Frauen jedoch fakultativ. Der Bundesrat hat sein Projekt in die Vernehmlassung geschickt.
Derzeit sind 2500 Frauen in der Armee, sie machen damit etwa 2,3% des Bestands aus. Und etwa 1200 Frauen nehmen freiwillig am Informationstag teil. «Aber sie müssen sich zu oft rechtfertigen, wenn sie sich informieren möchten», bedauerte der Schweizer Verteidigungsminister Martin Pfister vor der Presse.
Diese Idee ist an sich nicht überraschend, da die Behörden seit mehreren Jahren die Zahl der Frauen in der Armee erhöhen wollen. Überraschender ist der gewählte Zeitpunkt, da das Stimmvolk in zwei Wochen über eine Volksinitiative abstimmen wird, die einen obligatorischen Milizdienst für alle fordert. Auf der Pressekonferenz danach gefragt, gab Martin Pfister an, dass es sich nicht um eine Strategie zur Bekämpfung der Initiative handle.
Was zumindest sicher ist: Die Schweizer Armee sollte nicht zu sehr auf das natürliche Bevölkerungswachstum zählen, um ihre Reihen zu füllen. Zwei diese Woche veröffentlichte Informationen zeigen, dass die Fruchtbarkeit der Schweizer rückläufig ist.
Eine Studie des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt, dass 2024 die durchschnittliche Zahl der Kinder pro Frau bei 1,29 lag, und damit auf dem niedrigsten Stand, der seit Beginn der Erhebungen jemals verzeichnet wurde. Darüber hinaus ist auch der Kinderwunsch rückläufig. So ist der Anteil der 20-29-Jährigen, die kein Kind wollen, von 6% im Jahr 2013 auf 17% im Jahr 2023 gestiegen. Bei den 30-39-Jährigen stieg dieser Satz während desselben Zeitraums von 9 auf 16%.
Das BFS gibt an, dass mehrere Faktoren diesen Rückgang der Fruchtbarkeit erklären können. Einer davon ist möglicherweise die Qualität des Spermas junger Männer, die gemäss Analysen auf der Grundlage von Proben von Armeeangehörigen als besorgniserregend eingestuft wird.
Man weiss seit 2019, dass etwa jeder sechste Schweizer so wenig Spermien hat, dass eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg schwierig sein könnte. Die jüngste im September in der Fachzeitschrift Human Reproduction veröffentlichte Studie zeigt erstmals regionale Unterschiede und einen möglichen Zusammenhang zwischen der Spermienqualität und der Landwirtschaft. Das Forschungsteam der Universität Genf und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne schätzt, dass chemische Einflüsse aus der Landwirtschaft, wie Pestizide, eine Rolle spielen könnten.
Die kommende Woche
Am Samstag wird Alain Berset, ehemaliger Bundesrat und aktueller Generalsekretär des Europarats, zum Ehrendoktor der Universität Freiburg ernannt.
Nach dem Raclette vor einigen Tagen steht nun das Fondue im Rampenlicht, anlässlich der Fondue-Weltmeisterschaft, die an diesem Wochenende in Tartegnin im Kanton Waadt stattfinden wird.
Am Montag wird man mehr über die Zukunft des Tourismus in der Schweiz erfahren, anlässlich einer Pressekonferenz von Schweiz Tourismus in Zürich.
Das Informations- und Ausbildungszentrum für Immobilien wird am Dienstag in Zürich den Zustand des Schweizer Immobilienmarkts 2025 präsentieren.
Im kulturellen Bereich ist am Donnerstag in Neuenburg die Abschluss-Pressekonferenz zum 25. Jahrestag des Centre Dürrenmatt zu erwähnen.
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