

Die Woche in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Es war eine weitere heisse Woche in der Schweiz – wortwörtlich und im übertragenen Sinn: Während eine Hitzewelle Europa im Griff hält und Schweizer Kinder in Badis unterrichtet werden, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen der Schweiz und den USA weiter.

Der Schock, von der Trump-Administration mit einem Zoll von 39% belegt zu werden, hallt weiterhin durch die Schweiz. Sympathie gibt es in den internationalen Medien wenig.
«In der Schweiz aufzuwachsen, ist wie in einem Aquarium zu sitzen und die Welt durch eine dicke kugelsichere Scheibe zu betrachten», schrieb der Politikwissenschaftler Joseph de Weck, der in Zürich aufgewachsen ist, am Mittwoch in The Guardian. «Dieses Glas wurde letzte Woche zerschmettert, als Donald Trump Zölle von 39% auf Schweizer Exporte ankündigte.»
«Eine Nation, die es gewohnt ist, dass alles nach ihrem Willen läuft, gerät nun ins Straucheln, mit einem schlechteren Zollsatz als Algerien (30%)», schrieb de Weck vom Foreign Policy Research Institute in Philadelphia. «In einem multikulturellen, föderalen Land mit vier Landessprachen liegt das grosse einende Narrativ des Schweizer Sonderfalls in Trümmern», resümierte er.
Einen Tag zuvor kam die Financial Times zu einem ähnlichen Schluss. «Trumps Zölle legen die Schwäche der wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Schweiz offen», titelte sie für ihre Analyse. «Ohne Zollunion, ohne Freihandelsabkommen mit den USA und mit begrenzter Unterstützung auf Blockebene musste die Schweiz diesen Zollsturm allein überstehe.»
«Letztendlich steht das Land vor einer schwierigen Wahl: politisch heikle Zugeständnisse anbieten, einen symbolischen Kompromiss suchen, die Zölle absorbieren und sich anpassen – oder möglicherweise Trump aussitzen», schlussfolgerte die Financial Times. «Aber die eigentliche Frage könnte sein: Ist die seit langem geschätzte Unabhängigkeit des Landes – seine regulatorische Souveränität, Neutralität, politische Disziplin – in der heutigen geopolitischen Wirtschaft zu einer Belastung geworden?»
Zudem ergab eine Umfrage am Mittwoch, dass fast zwei Drittel der Schweizer:innen gegen Zugeständnisse an die Vereinigten Staaten im Zollstreit sind.

Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der USA wurden weiter belastet, als die Schweizer Regierung am Mittwoch einräumte, dass die Schweiz mehr als ursprünglich geplant für 36 F-35-Kampfjets zahlen muss.
Sie teilte mit, dass die beiden Länder keine Einigung bezüglich des Festpreises von 6 Milliarden Franken für die neuen Flugzeuge erzielen konnten. Die USA halten an ihrer Position fest – dass der Festpreis ein Schweizer «Missverständnis» war – was zu Mehrkosten von 650 Millionen bis 1,3 Milliarden Franken führen wird.
Die Nachricht hat die politischen Parteien gespalten. Wie die Regierung wollen auch die bürgerlichen Parteien trotz der Mehrkosten am Kauf festhalten. Die SP und die Grünen fordern hingegen dessen Stornierung.
Verteidigungsminister Martin Pfister sagte, eine Option sei, weniger Flugzeuge dieses Typs zu beschaffen. Auch eine Zusatzfinanzierung über einen parlamentarischen Kredit sei denkbar, so Pfister.
Im April sprachen sich zwei Drittel der Befragten in einer Umfrage gegen den Kauf der F-35-Kampfjets aus.

Die Schulen haben in manchen Kantonen in der Schweiz gerade erst wieder begonnen, aber die hohen Temperaturen dieser Woche im ganzen Land liessen viele Klassenzimmer leer stehen – Lehrer:innen spritzen Kinder auf Spielplätzen mit Wasser ab oder hielten den Unterricht in Wäldern, Kellern und sogar Badis.
Das bringt auch Probleme mit sich. «Man kann nicht die ganze Unterrichtszeit im Schwimmbad verbringen, weil man doch Lernstoff zu vermitteln hat», sagte Dagmar Rösler, Präsidentin des Schweizerischen Dachverbands für Lehrerinnen und Lehrer, am Donnerstag gegenüber SRF.
Rösler ist der Meinung, dass mehr nötig sei als gut gemeinte Empfehlungen, zumal Hitzeperioden zunehmen dürften. «Ich plädiere dafür, dass man ein grosses Augenmerk auf Lüftung, auf Ventilation, auf Klimaanlagen legt, wenn es Neubauten oder Sanierungen von bestehenden Schulhäusern gibt», sagte sie.

Solarstratos, ein schweizerisches solarbetriebenes Flugzeug, hat nach Angaben seines Teams den Weltrekord für die grösste je mit einem Elektro- und Solarflugzeug erreichte Höhe gebrochen.
Pilot Raphaël Domjan erreichte am Dienstag über der Schweiz eine Höhe von 9’521 Metern. Der bisherige Rekord wurde vom Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard und dem Flugzeug Solar Impulse gehalten (9’235 m).
Der Flug, der fünf Stunden und neun Minuten dauerte, startete vom Flughafen Sitten und nutzte die natürlichen Thermikströmungen, die durch die Topographie des Wallis gegeben sind. Die 9’521-Meter-Marke muss noch vom internationalen Luftsportverband Fédération Aéronautique Internationale validiert werden.

Die kommende Woche
Ein ungewöhnlicher Anblick ergibt sich am Sonntag in der Zürcher Innenstadt: Die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse feiert ihren 70. Geburtstag mit einem 500 Meter langen Tisch, der sich über eine der teuersten Strassen Europas erstreckt.
Am Dienstag werden Nudisten den Zürcher Stadtbehörden eine Petition überreichen, die von rund 700 Personen unterzeichnet wurde. Sie fordern, dass die Werdinsel, eine Insel in der Limmat direkt ausserhalb des Stadtzentrums, zu einer FKK-Zone erklärt wird.

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