

Montag
Liebe Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer
Eine Warnung vorweg: Heute berichte ich Ihnen von wenig rühmlichen Vorkommnissen in der Schweiz. Von der früheren Drogenszene über Raketen eines Neonazis bis zu einem Deal des Eidgenössischen Aussendepartements mit einem Tabakkonzern... Eines ist den Geschichten gemeinsam: Die Schweiz macht darin keine gute Falle.
Liebe Grüsse aus Bern

Vergangene Woche sorgte der Fund einer Mittelstreckenrakete im Hangar eines kleinen italienischen Flughafens für Schlagzeilen. Am Wochenende hat die Polizei bei einem Tessiner Neo-Nazi weitere Raketen gefunden. Jetzt ermittelt auch das FBI.
Die Vorgeschichte: Ein Tessiner Neonazi soll geplant haben, Waffen an Extremisten zu verkaufen, die in der ukrainischen Donbass-Region kämpfen. Unter anderem eine 245 Kilo schwere Mittelstreckenrakete, die aus Katar stammt. Eine Spezialeinheit entdeckte das Waffenlager letzte Woche in einem Hangar in Italien.
Was ist passiert? Am Wochenende fand die Polizei in den Liegenschaften des Tessiners weitere Raketen und Waffen. Auch Hitler-Videos und Bilder von Diktator Benito Mussolini besass der Tessiner.
Wie geht es weiter? Für internationale Ermittlungen wurde Interpol eingeschaltet, und auch das FBI wird aktiv. Die grosse Frage ist nämlich: Wie kamen der Tessiner und seine italienischen Handlanger an diese Waffen?
- Hier finden Sie einen Bericht der Tageszeitung BlickExterner Link.
- Auch die Online-Plattform nau.chExterner Link berichtete.
- Über die Vorgeschichte erfahren Sie hierExterner Link Näheres (Tages-Anzeiger/Paywall)
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Am Wochenende trafen sich ehemalige Drogenabhängige auf dem Zürcher Platzspitz. Sie tauschten Erfahrungen aus und feierten, dass sie am Leben sind.
Über 25 Jahre ist es her, als der Platzspitz, ein Park in der Nähe des Zürcher Bahnhofs, von Drogensüchtigen und Dealern belagert wurde. Die offene Drogenszene brachte Zürich unter dem Namen «Drogenhölle Europas» weltweit in die Schlagzeilen. 1992 schlossen die Behörden den Park.
Am Wochenende trafen sich ehemalige Drogensüchtige aus der ganzen Welt auf dem Platzspitz. Die weltweit grösste Selbsthilfeorganisation für Süchtige, «Narcotics Anonymus», organisierte einen dreitägigen Kongress.
Die chaotischen und teils brutalen Räumungen der offenen Drogenszene durch die Polizei waren wenig ruhmvoll. Dann jedoch konnte die Schweiz mit der offenen Drogenpolitik Erfolge verzeichnen und wurde schliesslich international zum Vorbild.
- Das Regionalfernsehen Tele ZüriExterner Link war vor Ort.
- Das Schweizer Radio und FernsehenExterner Link sowie die Online-Plattform watson.chExterner Link und andere Schweizer Medien berichteten über den Anlass.
- Wir berichteten über die Räumung des Platzspitzes und die offene Drogenpolitik der Schweiz (Archiv)

Das Eidgenössische Aussendepartement (EDA) lässt den Tabakkonzern Philip Morris bei wichtigen Schweizer Anlässen als Sponsor auftreten. Nun interveniert die WHO.
Philip Morris sponsert die Eröffnung der neuen Schweizer Botschaft in Moskau mit 45’000 Franken. Den Schweizer Pavillon an der Weltausstellung in Dubai unterstützt der Tabakkonzern gar mit 1,8 Millionen Franken. Im Gegenzug verspricht das Eidgenössische Aussendepartement (EDA) einen «Imagetransfer», dass also das gute Image der Schweiz auf Philip Morris abfärbt.
Das passt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Sitz in Genf gar nicht. Die WHO hat in Bern bei hohen Stellen interveniert.
Laut WHO ist der Deal mit Philip Morris unzulässig. Mit der Aufsicht der Expo in Dubai, das Bureau International des Expositions (BIE), bestehe eine Vereinbarung, wonach Tabaksponsoring an Weltausstellungen untersagt sei. Die WHO kündigte an, beim BIE zu intervenieren.
- Den Bericht finden Sie hierExterner Link (Tages-Anzeiger/Paywall).
- Allgemein über das umstrittene Sponsoring berichteten wir hier.
- Demnächst werden wir auf unserer Seite swissinfo.ch ein Interview mit dem Direktor der Konsulardirektion publizieren, in dem wir ihn auf die teure Schweizer Botschaft in Moskau ansprechen.

Zur Auflockerung noch etwas Historisches: Wussten Sie, dass Schweizer und Schweizerinnen in Frankreich einst beliebte Hausangestellte waren? Sie galten als loyal und gehorsam.
Napoleon Bonapartes Lakai, der ihm bis zum bitteren Ende an der Seite stand, war ein Schweizer. Für seine Treue wurde der Hausdiener reich belohnt: Napoleon vermachte dem Waadtländer so viel Geld, dass dieser nicht mehr arbeiten musste, sondern ein Buch über seine Zeit mit dem Kaiser schreiben konnte.
Das ist nur eines von vielen Beispielen. Tausende Schweizer und Schweizerinnen arbeiteten im 19. Jahrhundert als Hausangestellte in Frankreich. Sie galten als pünktlich, ehrlich und loyal. Und sie gaben sich mit einem mageren Lohn zufrieden.
Diese Auslandschweizer und Auslandschweizerinnen verrichteten harte Arbeit. Doch die Lebensbedingungen waren damals in Frankreich besser als in der ländlichen Schweiz. So hatten die meisten Haushalte fliessendes Wasser und Gasbeleuchtung.
- Den ganzen Artikel finden Sie auf swissinfo.ch.

Vorsicht Renten-Lücke: Wer für ein paar Jahre in der EU oder EFTA arbeitet, kann nicht in die freiwillige AHV einzahlen. Im Alter entstehen deshalb möglicherweise Einbussen durch kleinere Renten.
Einfaches Auswandern: Dank Personenfreizügigkeit können Schweizer und Schweizerinnen relativ unkompliziert in EU-Länder auswandern und dort arbeiten. Viele nutzen das, um einige Jahre im Ausland Erfahrungen zu sammeln. 2017 lebten mehr als 450’000 Schweizer und Schweizerinnen in einem EU- oder Efta-Land.
Lösung gesucht: Während des Auslandaufenthalts können sie aber nicht in die freiwillige AHV einbezahlen. Das kann zu Rentenlücken führen. Auslandschweizer-Vertreter verlangen eine Lösung des Problems.
Aktuell gibt es nur folgende Massnahmen:
– Sparkonto fürs Alter anlegen
– Freiwilliges Einzahlen in die dritte Säule
– Informieren, inwiefern die Lücke durch die Altersvorsorge des jeweiligen Landes gedeckt ist
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