
TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Freitag, 5. März 2010
RAIFFEISEN WÄCHST RASANT: Die Raiffeisen-Gruppe ist im Krisenjahr 2009 stark gewachsen. Unter dem Strich verdiente sie 645,4 Mio. Franken. Das sind 14,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den Hypotheken verzeichnete die Gruppe das höchste Wachstum ihrer Geschichte. Die Hypothekar-Ausleihungen nahmen um 9,1 Prozent auf 110,7 Mrd. Fr. zu. Damit wurde das Schweizer Marktwachstum von 5,2 Prozent deutlich übertroffen. Der Raiffeisen-Gruppe wurden im letzten Jahr Neugelder in Höhe von 6,7 Mrd. Fr. anvertraut. Insgesamt verwaltete die Raiffeisen-Gruppe Kundenvermögen von 134,9 Mrd. Franken. Innert Jahresfrist nahm der Wert um 10,1 Mrd. Fr. zu. Zum kräftigen Anstieg des Gewinns trugen auch Wertanpassungen bei strategischen Beteiligungen mit 71,3 Mio. Fr. bei. Raiffeisen zog im vergangenen Jahr über 101’000 neue Kunden an. Die drittgrösste Bankengruppe der Schweiz zählt damit über 3,3 Mio. Kunden.
SCHLECHTES GESCHÄFT MIT UBS: Für Singapurs Staatsfonds GIC ist die Kapitalspritze aus dem Jahr 2007 für die UBS ein Verlustgeschäft. Nach heutigem Stand müssten sich die Regierungsinvestoren über 5 Mrd. Fr. ans Bein streichen, weil die UBS-Aktien in der Zwischenzeit dramatisch an Wert verloren haben. Vor gut zwei Jahren war Singapur der UBS mit 11 Mrd. Fr. zu Hilfe geeilt, nachdem die Grossbank enorme Verluste mit US-Hypothekenpapieren eingefahren hatte. Ausser den Singapurern hatte auch ein unbekannter Investor aus dem Nahen Osten 2 Mrd. Fr. eingeschossen. Dafür erhielten sie eine Pflichtwandelanleihe, die nun in UBS-Aktien getauscht wurde. Die UBS lieferte nach eigenen Angaben 273 Mio. Aktien aus, davon 230,7 Millionen nach Singapur. Damit haben die Investoren aus Nah- und Fernost für das Aktienpaket viel mehr Geld auf den Tisch gelegt, als es heute noch wert ist.
CS ERHÖHT BIP-PROGNOSE: Die Schweizer Wirtschaft dürfte im laufenden Jahr etwas stärker wachsen als bisher angenommen. Zu diesem Schluss kommen nach Publikation der offiziellen Wachstumsstatistiken die Ökonomen der Grossbank Credit Suisse (CS). Sie korrigieren ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) für 2010 von 0,6 auf 0,9 Prozent. Dabei handelt es sich aber lediglich um eine technische Anpassung, wie Martin Neff, Chefökonom der CS, in einem Communiqué schrieb. Am Grundsatz, dass eine Erholung der Wirtschaft zu erwarten sei, jedoch noch keinen Aufschwung, ändere sich nichts.
BESCHWERDEN ERLEDIGT: Das Bundesverwaltungsgericht (BVG) hat alle hängigen Beschwerden gegen die Lieferung von UBS-Kundendaten an die USA erledigt, die in die gleiche Kategorie fallen wie der Pilotentscheid vom Januar. Sie seien gegenstandslos geworden, teilte das BVG mit. Das Bundesverwaltungsgericht hatte am vergangenen 21. Januar sein Piloturteil zur Lieferung von Kontendaten amerikanischer UBS-Kunden an die USA gefällt. Das Gericht war zum Schluss gekommen, dass Amtshilfe nur bei Steuerbetrug möglich sei, nicht aber bei Hinterziehung, selbst wenn es um grosse Beträge gehe. Das Urteil aus Bern hat zur Folge, dass ein Grossteil der 4450 Kundendossiers amerikanischer UBS-Kunden nicht an die USA herausgegeben werden darf.
NOVARTIS SCHLIESST VERGLEICH: Bayer hat in den USA einen Patentstreit um ein Bluterpräparat mit einem Vergleich beigelegt. Novartis und Novo Nordisk aus Dänemark hatten Bayer vorgeworfen, mit seinem Blutgerinnungsmedikament Kogenate ein Patent zu verletzen. Die Kläger hatten Schadenersatz gefordert. Die beteiligten Parteien hätten sich Ende Februar geeinigt, sagte eine Bayer-Sprecherin. Ihr zufolge haben sich die Beteiligten darauf verständigt, Einzelheiten des Vergleichs nicht zu nennen.
SIEGFRID MIT VERLUST: Der Pharma- und Generikahersteller Siegfried hat 2009 wegen Sonderabschreibungen erneut rote Zahlen geschrieben. Der Verlust belief sich auf 35,3 Mio. Franken. Im Vorjahr hatte das Aargauer Unternehmen einen Verlust von 74 Mio. Fr. eingefahren. «Im Sinne einer konservativen Buchführung» seien verschiedene Bilanzpositionen neu beurteilt und deren Werte berichtigt worden, teilte die Siegfried-Gruppe mit. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent auf 283 Mio. Franken. Der Rückgang ist vor allem dem Generika-Geschäft zuzuschreiben: Diese Division erlitt einen Umsatzrückgang um 36 Prozent auf 62,1 Mio. Franken.
MEHR FRAUEN ARBEITEN: Heute sind weltweit leicht mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt tätig als noch vor 30 Jahren. Dennoch ist die wirtschaftliche Aktivität von Frauen immer noch weit geringer als die der Männer, wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) mitteilte. 2008 nahmen 51,7 Prozent aller Frauen über 15 Jahren am Arbeitsmarkt teil. 1980 waren es erst 50,2 Prozent gewesen. Der Anteil bei den Männern ging in diesem Zeitraum leicht von 82,0 auf 77,7 Prozent zurück. Die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen war in allen Weltregionen mit Ausnahme von Zentral- und Südosteuropa sowie den ehemaligen Republiken der Sowjetunion zu beobachten. Am stärksten stieg sie in Lateinamerika und in der Karibik.
FASTWEB MACHT VORSCHLÄGE: Im Geldwäscherei- und Steuerbetrugsskandal in Italien bewegen sich Untersuchungsbehörden und Swisscom-Tochter Fastweb aufeinander zu. Die Staatsanwaltschaft will Fastweb-Vorschläge prüfen, mit denen die Swisscom-Tochter eine Zwangsverwaltung verhindern will. Dazu hat die Römer Staatsanwaltschaft bei Untersuchungsrichter Aldo Morgigni einen Aufschub von sieben bis zehn Tagen beantragt, um die umfangreichen Vorschläge von Fastweb und Konkurrentin Telecom Italia Sparkle zu prüfen, wie italienische Medien berichteten. Fastweb und die Telecom Italia-Tochter Sparkle stehen im Zentrum von Ermittlungen wegen Mehrwertsteuerbetrugs und Geldwäscherei.
US-ARBEITSLOSIGKEIT STABIL: Die Arbeitslosenquote in den USA lag im Februar unverändert bei 9,7 Prozent. Nach Informationen des Arbeitsministeriums in Washington verloren im vergangenen Monat 34’000 Amerikaner ihren Job, grösstenteils in der Baubranche und auf dem Informationssektor. Ökonomen schlossen nicht aus, dass die schweren Schneestürme im vergangenen Monat die Bereitschaft der Unternehmen gedämpft haben, neue Arbeitskräfte einzustellen.
MANGELHAFTE REPARATUR: Die Klagen über nutzlose Pedalreparaturen bei Toyota häufen sich. Mittlerweile liegen der Behörde für Verkehrssicherheit in den USA 60 Beschwerden von Autofahrern vor, die angeben, dass ihre Wagen immer noch ohne ihr Zutun beschleunigen. Toyota versprach, sich mit den Besitzern in Verbindung zu setzen und die Fälle zu untersuchen. Bislang gebe es jedoch keinen Beleg dafür, dass die Reparaturmassnahmen nicht griffen, betonte der Hersteller. Toyota hatte wegen Problemen mit dem Gaspedal und den Bremsen weltweit rund 8,7 Mio. Fahrzeugen zurückrufen müssen, viele davon in den USA.