
Tote bei Sturm auf Polizeiwache in Marokko

Bei den Jugendprotesten in Marokko sind mindestens drei Menschen durch Schüsse von Sicherheitskräften getötet worden. Diese hätten das Feuer eröffnet, als Demonstranten eine Polizeiwache stürmten, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur MAP.
(Keystone-SDA) Bei den Zusammenstössen in der Stadt Lqliâa nahe Agadir seien weitere Menschen verletzt worden. Laut MAP hatten die Sicherheitskräfte den Angriff auf die Polizeiwache zunächst mit Tränengas abgewehrt. Doch dann habe eine grössere Menschenmenge die Wache gestürmt, das Gebäude und ein Fahrzeug in Brand gesetzt und versucht, Waffen, Munition und Ausrüstung zu entwenden.
Die Sicherheitskräfte seien gezwungen gewesen, in einem Akt der Selbstverteidigung scharfe Munition einzusetzen, berichtete MAP.
Proteste im Vorfeld der Fussball-WM 2030
In Marokko kommt es seit mehreren Tagen zu Protesten der jungen Generation von einer Bewegung, die sich «Gen Z 212» nennt. In mehreren Städten kam es zu gewaltsamen Szenen und nach offiziellen Angaben zu Hunderten Festnahmen. Dutzende Fahrzeuge der Sicherheitskräfte und andere Autos wurden in Brand gesetzt oder beschädigt. Auf Videos waren eine zerstörte und verwüstete Polizeiwache sowie ein ausgebranntes Fahrzeug zu sehen.
In den vergangenen Tagen wurden nach offiziellen Angaben insgesamt mehr als 320 Sicherheitskräfte sowie etwa 30 weitere Menschen verletzt. Rund 450 Fahrzeuge, vor allem der Sicherheitskräfte, seien beschädigt worden. 80 öffentliche Einrichtungen seien geplündert worden, teilte das Innenministerium heute mit.
Die Proteste richten sich gegen die weit verbreitete Korruption im Land und die hohen Ausgaben im Vorfeld der Fussball-Weltmeisterschaft 2030, die Marokko gemeinsam mit Spanien und Portugal austragen soll. Viele junge Menschen, unter denen die Arbeitslosigkeit besonders hoch ist, fühlen sich chancenlos und vom Staat vernachlässigt. Sie fordern auch Reformen in der Bildung und in der Gesundheitsversorgung.