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Aggressive Grundel steht vor Eroberung der Seen im Mittelland

Schwarzmeergrundel
Die Schwarzmeergrundel erobert europäische Gewässer. Imago/Blickwinkel

Einst eingeschleppt durch Frachtschiffe, verdrängt die Schwarzmeergrundel Schweizer Fischarten – rasant und rabiat. Ist sie noch zu stoppen?

Eigentlich stammt die Grundel aus dem Schwarzen Meer. Doch weil alle grossen Flusssysteme in Europa über Kanäle miteinander verbunden sind, hat der Fisch auch den Rhein erreicht und dringt immer weiter flussaufwärts vor.

Das ist ein grosses Problem, denn hier verdrängt die Schwarzmeergrundel die einheimischen Fischarten.

Seit den Neunzigerjahren breiten sich verschiedene Grundeln als invasive Fischarten weltweit aus. Seit 2011 sind sie im Rhein bei Basel nachgewiesen.

Diese Fische gelten als besonders räuberisch. Sie fressen viele Kleintiere, die dann den einheimischen Fischen als Futter fehlen. Zudem verschlingen sie Jungfische und Laich einheimischer Arten. Im Rhein bei Basel kommen die Grundeln inzwischen häufiger vor als alle anderen Fischarten.

Beobachtungen aus anderen Ländern lassen die Schweizer Fachleute Alarm schlagen. Die rasante Ausbreitung könnte seltene Arten wie Äschen und Nasen in Schweizer Flüssen und Seen bedrohen, sie sei also eine ökologische Gefahr.

Es gehe aber auch um Felchenarten, welche wirtschaftlich wichtig sind für die Fischerei.

Karte Schweizer Gewässer
Das Kraftwerk Klingnau im Kanton Aargau bildet für Fische das Tor zum Schweizer Mittelland. SRF

Die Grundeln müssten deshalb “an der aktuellen Front” gestoppt werden, verlangt die Aargauer Regierung. Sie hat entschieden, dass der Fischaufstieg beim dafür strategisch wichtigen Kraftwerk Klingnau vorläufig ausser Betrieb genommen wird.

Denn das Kraftwerk Klingnau ist quasi das Tor zum Mittelland: Hier können Fische aus dem Rhein gestoppt werden, bevor sie dann weiter die Aare hinauf auch in die Reuss und Limmat gelangen, von dort wiederum in unzählige Nebengewässer und Seen.

“Wenn die Grundeln in die Aare kommen, dann steht ihnen die ganze Schweiz offen”, sagt der zuständige Projektleiter Jonas Ruckli zu SRF.

Die invasiven Fische wandern nicht nur aus eigener Kraft immer weiter, sie werden auch von Menschen verbreitet. So würden exotische Fische aus Aquarien freigesetzt oder die Eier der Grundeln werden von Booten in die  verschiedenen Gewässer verteilt.

Aus diesem Grund gibt es in vielen Kantonen bereits Regelungen und Aufklärungskampagnen. Und Boote müssen vor der Einwasserung gereinigt werden.

Trotzdem sei die Schliessung der Fischtreppe beim Kraftwerk Klingnau notwendig, hält die Aargauer Regierung fest. Vorerst soll die Verfügung auf ein Jahr befristet sein, sie könnte aber bei Bedarf verlängert werden. 

Ursprünglich waren die Schwarzmeergrundeln in der Donau zu Hause. Mit der Eröffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals 1992 begann sich der Fisch über das Ballastwasser, das die Frachtschiffe mit sich führen, auszubreiten.

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