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AKW sicherer als befürchtet

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Schweizer AKW sind gegen einen Flugzeugabsturz und gegen einen terroristischen Luftangriff gut geschützt. Dies sagt die Sicherheits-Behörde.

«Das AKW-Risiko muss neu beurteilt werden», forderte nach den Terror-Anschlägen vom 11. September in den USA die Schweizer Gruppierung «Strom ohne Atom».

100-prozentige Entwarnung konnte und kann auch die für die Sicherheit der Kernanlagen zuständige HSK (Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen) nicht geben: Bei einem mit demjenigen in den USA vergleichbaren Anschlag auf ein Kernkraftwerk sei nicht auszuschliessen, dass Radioaktivität freigesetzt würde, so die HSK letzten Herbst.

Allerdings kommt nun ihre vorläufige Untersuchung zum Schluss: Die beiden neueren Kernkraftwerke Gösgen und Leibstadt weisen einen «Vollschutz» auf, sollten Triebwerk- und Trümmerteile die AKW treffen. Auch bei den zwei älteren AKW Mühleberg und Beznau gibt es einen hohen Schutzgrad.

Schutzwände sicherer als bisher angenommen

Noch sind die Analysen und neuen Modell-Rechnungen, welche die Schweizer Kernkraftwerke zusammen mit der HSK durchführen, nicht abgeschlossen. Doch bald wurde klar: Die Reaktoren sind sicherer als bisher angenommen.

Bisherige Berechnungen von Flugzeug-Abstürzen waren beispielsweise von schwereren Triebwerken ausgegangen, als sie heute üblich sind.

Die Beurteilung von Johannis Nöggerath am Montag bei der Präsentation der Zwischenergebnisse der HSK: «Die notwendige Schutzwand-Stärke wurde mit früheren Modellen überschätzt.»

AKW hielten einem Kerosinbrand stand

Entwarnung gab Nöggerath auch beim Grossbrand, der entstehen würde, wenn wirklich irgendwann ein grosses, vollgetanktes Passagier-Flugzeug auf ein Schweizer AKW treffen würde: Einem solchen Kerosinbrand würden alle Werke standhalten.

Überdies müsse ganz allgemein berücksichtigt werden, so die Sicherheits-Experten der HSK weiter, dass es einfacher sei, ein grosses Flugzeug in einen Turm zu steuern, als zielgenau ein kleines, gedrungenes Gebäude zu treffen.

Dies ist denn auch ein wichtiges Argument für die weiterhin garantierte Sicherheit des AKW Mühleberg: Dieses alte Werk befindet sich in einem engen Flusstal, das schon rein flugtechnisch kaum anzusteuern wäre.

Dem widerspricht auch Yves Zenger von Greenpeace nicht. Doch ob all den Diskussionen über Terrorismus dürften die alltäglichen Risiken nicht ausser Acht gelassen werden. Gerade bei Mühleberg sei die Gefahr eines grösseren Unfalls gross, zitiert der AKW-Gegner eine Sicherheits-Analyse des Wiener Oeko-Instituts vom letzten Herbst.

Versicherung von Terror-Risiken ungeklärt

Auch wenn kaum jemand damit rechnet, dass Schweizer AKW dereinst Ziele von terroristischen Anschlägen werden könnten: Für die Versicherungen scheint es nicht unwahrscheinlich genug.

Noch ist unklar, wie im kommenden Jahr Atomanlagen gegen Terror versichert sind. Die Branche klärt zurzeit ab, ob und zu welchen Bedingungen sie solche Versicherungen weiterhin anbieten will – und sozusagen präventiv hat Swiss Re bereits vorgeschlagen, dass da der Staat einspringen könnte.

In der Schweiz laufen bereits heute Versicherungen von Krieg und «ausserordentlichen Naturereignissen» über den Bund. Bis zum Jahr 2000 wurden dabei nicht die ganzen Versicherungs-Kosten den Betreibern überwälzt: 300 Mio. Franken zahlte die öffentliche Hand jeweils aus der eigenen Tasche.

Ob und zu welchen Modalitäten der Bund nun auch bei der Terror-Versicherung einspringt, sei noch offen, sagte Werner Bühlmann vom Bundesamt für Energie gegenüber swissinfo. «Noch ist nichts entschieden.»

Eva Herrmann

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