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Ambrosia-Problem an der Wurzel packen

Ambrosia: Ein Stück Natur, das nicht willkommen ist. Keystone

Die aus Nordamerika eingeschleppte Ambrosia-Pflanze kann starke Allergien erregen. Der Bund hat deshalb zum Kampf gegen das Unkraut aufgerufen.

Wer Ambrosia im Grünen entdeckt, soll die Pflanze samt der Wurzel ausreissen und im Kehricht entsorgen, raten die Experten.

Die Schweiz erlebt laut Experten der Eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) den Beginn einer grünen Invasion.

Die Behörden sind zu raschem Handeln gezwungen, weil Ambrosia-Blütenpollen die Gesundheit vieler Menschen beeinträchtigen. In verseuchten Gebieten wie der italienischen Poebene, Ungarn, dem Balkan und der französischen Region Rhone-Alpes zeigten fast 15% der Bevölkerung Allergiesymptome: juckende, triefende Nasen, tränende, geschwollene Augen, in schweren Fällen Asthma.

Nicht nur Gefahr für die Menschen

Dabei gehe von der Ambrosia-Pflanze nicht nur Gefahr für die Menschen aus, die für Allergien anfällig sind, sagte ACW-Ambrosia-Spezialist Christian Bohren. Auch für die heimische Flora werde das eingeschleppte Gewächs zur Bedrohung, da das Kraut andere Pflanzen verdränge.

“Ambrosia artemisiifolia”, so der lateinische Name der auch Traubenkraut genannten Pflanze, komme bereits an vielen Orten des Mittellandes vor. Vorerst handle es sich aber meist um Einzelpflanzen. Deshalb ist es laut Gabriel Popow, dem Ambrosia-Beauftragten des Kantons Zürich, derzeit noch leicht, den Ambrosia-Bestand einzudämmen.

Nicht auf den Kompost!

Das Problem soll buchstäblich an der Wurzel gepackt werden: Wer eine Ambrosia findet, soll sie ausreissen und im Kehricht entsorgen. Im Kanton Zürich ist die Ambrosia-Bekämpfung seit vergangenem Mai obligatorisch. Fundstellen werden zentral erfasst.

Bei grossen Ambrosia-Beständen werden Sanierungspläne erarbeitet. Erste Ambrosia-Bestände wurden laut ACW-Experte Bohren im Jahr 2000 im Kanton Genf festgestellt. Verbreitet werden die Samen vor allem durch Vogelfutter, Erd- und Aushubtransporte sowie Bodenbearbeitungs- und Erntemaschinen.

Deshalb kommt sie in Haus- und Familiengärten wie an Strassenrändern und Eisenbahndämmen, auf Baustellen und in Kiesgruben sowie auf Feldern und Äckern vor.

Tessin und Genf betroffen

Laut dem Spezialarzt Markus Gassner aus Grabs im St. Galler Rheintal wurden im Tessin und im Raum Genf bereits vermehrt Personen mit Ambrosiapollen-Allergien festgestellt. Allergietests an Grabser Schulkindern zeigten, dass die Häufigkeit der Sensibilisierungen von 5,6% im vergangenen auf 14,9% in diesem Jahr gestiegen sei.

Die ACW lanciert nun eine landesweite Aufklärungskampagne. Laut Bohren wurden 300’000 Faltblätter zur Information der Bevölkerung an die rund 3000 Schweizer Gemeinden verteilt.

swissinfo und Agenturen

Die aus Nordamerika in Europa eingeschleppte aufrechte Ambrosia besitzt extremes Allergie-Potential. Sie ist besonders in Norditalien und der Region Lyon stark verbreitet.

Die Ausbreitung der Pflanze stellt für Allergiker eine grosse Gefahr dar. Das Unkraut ist 20 bis 30 Mal potenter als einheimische Gräser, die für Heuschnupfen verantwortlich sind.

In der Schweiz ist Ambrosia speziell in Genf und im Tessin auf dem Vormarsch.

Die Verbreitung geschieht oft durch Vogelfutter, Erdarbeiten und Landwirtschaft.

Die Samen der Ambrosia können 30 oder gar 40 Jahre überleben und danach noch keimen.
Eine einzige Pflanze kann bis zu einer Milliarde Blütenpollen aussenden.
Zehn Pollen pro Kubikmeter Luft können reichen, um eine allergische Reaktion zu provozieren.

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