
«Envisat»: Gigant im All

Der grösste jemals in Europa gebaute Satellit soll vom All aus den Zustand der Erde überwachen. Schweizer Unternehmen haben massgeblich an "Envisat" mitgearbeitet.
Kommerzialisierung der Resultate
Von den Daten, die «Envisat» an die Erde liefert, versprechen sich Forschungskreise auch Argumente für eine internationale Umweltpolitik. Doch wie Pascal Vinard vom Swiss Space Office (SSO) gegenüber swissinfo betonte, ist Envisat nicht nur für die Wissenschaft und die Politik ein vielversprechendes Projekt: «Auch die Wirtschaft wartet auf die Resultate. Ich denke zum Beispiel an Versicherungs-Gesellschaften, die Risikoanalysen von Naturkatastrophen vornehmen.»
Gemäss Europäischer Raumfahrtbehörde soll ein Teil der Messungsdaten verkauft werden, etwa an die Ölindustrie, die Angaben über noch unentdeckte Ölvorkommen in den Ozeanen erwerben kann. Dem Trend zur Kommerzialisierung der Raumfahrt verschliesse sich auch «Envisat» nicht, denn «das Geld liegt nicht auf der Strasse», heisst es beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Beachtliche Schweizer Beteiligung
Laut Vinard vom SSO hat die Schweiz sowohl in technischer als auch in finanzieller Hinsicht ihren Teil zum Projekt beigetragen. «Neben zahlreichen Schweizer Wissenschaftlern haben sich gut 86 Schweizer Unternehmen in insgesamt 17 Kantonen an der Realisierung beteiligt.». Auch übernehme die Schweiz als ESA-Mitglied rund 4% der Kosten.
Mehrere Schweizer Firmen haben Messinstrumente entwickelt, die an Bord installiert sind, sowie Bodensoftware zur Datenverarbeitung.
Die Zürcher Firma Contraves beteiligte sich beim Bau des so genannten «ASAR»-Radar. Dieser liefert mit einer Genauigkeit von 4,5 Zentimetern Daten über die Topographie von Ozeanen, Landflächen sowie von Gletschern.
In 100 Minuten um die Erde
Das Unternehmen entwickelte zudem das elektro-optische System «MIPAS». Das Instrument erstellt Konzentrations-Profile von Gasen und Aerosolen in der Atmosphäre. Auch fertigte Contraves eine neue Schutzhülle für die Ariane-5-Rakete. Die Haube kommt bei dem für Freitag geplanten Flug erstmals zum Einsatz.
Die Lausanner Firma Elca hat eine Software für die Relais-Stationen am Boden entwickelt. Damit sollen die gelieferten Daten verarbeitet werden. Auch Alcatel Space Switzerland, APCO Technologies (Vevey) sowie das Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik waren bei der Entwicklung von Instrumenten oder Testverfahren beteiligt.
Der Satellit mit der Grösse eines Sattelschleppers wird in 100 Minuten einmal die Erde umkreisen. Seine Lebensdauer soll mindestens fünf Jahre betragen.
Marzio Pescia und Agenturen
(Übersetzung: Yvonne Ziegler)

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