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Schweizer Lawinenschutz muss noch verbessert werden

Der Schweizer Lawinenschutz hat die Bewährungsprobe im vergangenen Winter zwar grundsätzlich bestanden. Dennoch gibt es aber Lücken, die durch ein Paket von Massnahmen geschlossen werden müssen, fordern Schweizer Lawinenexperten in einer Ereignisanalyse.

Der Schweizer Lawinenschutz hat die grosse Bewährungsprobe im vergangenen Winter zwar grundsätzlich bestanden. Dennoch gibt es aber Lücken, die durch ein Paket von Massnahmen geschlossen werden müssen, wie das Davoser Lawineninstitut in einer Ereignisanalyse ein Jahr danach schreibt.

Hauptursache der zahlreichen Lawinenniedergänge seien die ausserordentlichen Neuschneemengen gewesen, erklärte das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF)am Dienstag (15.02.). In einer Ereignisanalyse werden auch die tödlichen Unfälle und die Schäden erläutert.

Das schwerste Unglück hatte sich am 21. Februar in Evolene (VS) ereignet. Zwölf Menschen wurden im Val d’Herens getötet. Von den insgesamt 32 Lawinentoten des vergangenen Winters starben deren 17 in Gebäuden und auf Verkehrswegen. Die direkten und indirekten Schäden beliefen sich auf rund 620 Millionen Franken.

Grosse Lawinenereignisse waren in der Vergangenheit immer Anstoss zu neuen Anstrengungen im Lawinenschutz gewesen. Sie haben sich nach Darstellung des Davoser Instituts im Rückblick zweifellos gelohnt. Bei der stetig zunehmenden Nutzung des Alpenraums und gleichzeitig sinkenden Finanzen für bauliche Massnahmen werde die Bedeutung von Warnungen, Sperrungen sowie des künstliches Auslösens von Lawinen in Zukunft noch steigen.

Konkret stellt das SLF ein Jahr nach der extremen Lawinenlage in den Alpen einen Katalog von zehn Massnahmen auf, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollten. Sie lauten wie folgt:

1. Verbesserung der nationalen, regionalen und lokalen Lawinenwarnung und verstärkte Ausbildung von Lawinenspezialisten in den Regionen
2. Erforschung der Ursache und des Zeitpunkts von Lawinenanrissen
3. Entwicklung von Methoden zur Verbesserung des Risikomanagements in Siedlungsgebieten
4. Entwicklung von Methoden zur Verbesserung des Risikomanagements auf Verkehrsachsen
5. Aufbau eines Informations- und Krisenmanagementsystems
6. Verbesserung der Kenntnisse über Anwendung und Wirkung der künstlichen Lawinenauslösung
7. Überarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen zur Lawinendynamik und deren Umsetzung in die Raumplanung
8. Ergänzungen und Unterhalt der technischen Schutzmassnahmen
9. Untersuchungen zur Einwirkung von Schnee und Lawinen auf Bauwerke und Anpassung von Normen und Richtlinien
10. Grundlagen zur Beurteilung der Schutzleistung von Gebirgswäldern

SRI und Agenturen

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