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Wer ist schuld – die Natur oder der Mensch?

21 junge Menschen haben vor gut zwei Jahren beim Canyoning bei Wilderswil ihr Leben verloren. Keystone

Im Interlakner Canyoning-Prozess haben auch die Guides jede Schuld bestritten. Sie bezeichneten den Unfall als nicht vorhersehbare Natur-Katastrophe.

Die Anklage wirft ihnen fahrlässige Tötung vor, weil sie am 27. Juli 1999 eine Touristengruppe trotz eines sich ankündenden Gewitters in den Saxetbach ob Interlaken geführt hatten. Sie hätten den Bach auch nicht verlassen, als das Wasser stieg und sich verfärbte. Zudem seien sie in Wetterkunde ungenügend ausgebildet gewesen.

Keine Gefahr – trotz Blitz und Donner

Beim Unfall waren 21 Menschen, darunter 14 aus Australien, ums Leben gekommen. Die Guides bezeichneten das Ereignis übereinstimmend mit den anderen sechs Angeklagten als nicht vorhersehbare Naturkatastrophe.

Vor dem Start um 16.30 Uhr habe es aber am Himmel keine Anzeichen für ein Gewitter gegeben. Beim Aufstieg zur Schlucht habe es zwar geblitzt, gedonnert und geregnet, beim Einstieg ins Wasser aber nicht mehr.

Wenig Wasser im Wildbach

Man sei deshalb davon ausgegangen, dass es ein kleines, lokales Gewitter sei. Zudem habe der Bach so wenig Wasser geführt, dass er auch nach mittelstarkem Regen noch begehbar gewesen wäre.

Erst als die Gruppe unterwegs war, habe sich das Wasser bräunlich verfärbt, und der Pegel sei während 15 Minuten leicht gestiegen. Weitere zehn Minuten später sei dann die zwei Meter hohe Flutwelle gekommen, die alle mitriss.

Darstellung Überlebender tönt anders

Der Staatsanwalt hielt ihnen die Aussagen Überlebender vor, wonach die Guides die Touristen schon vor dem Einstieg wegen des schnell steigenden Wassers zur Vorsicht gemahnt hätten. Auch das bestritten die Guides. Wäre irgend eine Gefahr auszumachen gewesen, hätten sie nie ihr eigenes Leben und das ihrer Kunden gefährdet, erklärten sie.

Der eine Guide konnte nach eigenen Angaben drei Touristen aus dem Wasser retten. Beim Trendsport-Anbieter Adventure World war das Gehalt der Guides abhängig von der Zahl der durchgeführten Trips. Es betrug 80 Franken pro Exkursion.

swissinfo und Agenturen

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