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Schauspielerin Liselotte Pulver 75

Lilo Pulver in ihrer Paraderolle als Vreneli in "Uli de Knecht". Keystone Archive

Als Vreneli in den Filmen "Uli der Knecht" und "Uli der Pächter" ist sie noch heute in der ganzen Schweiz bekannt.

Am Montag feierte die beliebte Schweizer Schauspielerin Liselotte Pulver ihren 75. Geburtstag.

Die Schweizerin mit dem berühmten Lachen steht seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr auf der Bühne und vor der Kamera. Sie hat meist in Deutschland gearbeitet, wohnte aber immer in der Schweiz.

Geboren wurde “Lilo” in Bern, wo sie die Handelsschule besuchte und sich zur Sekretärin ausbilden liess, bevor sie zuerst in Bern und dann in Zürich ihre ersten Bühnen-Engagements hatte.

Ohne die Förderung durch das Schauspielhaus Zürich, sagt sie, wäre sie wohl immer noch eine kleine Sekretärin. Pulver spielte auf der Pfauenbühne etwa die Luise in Schillers “Kabale und Liebe”, die Lucy in der “Dreigroschenoper” und die Titelrolle in Kleists “Käthchen von Heilbronn”.

Bubenhaft-burschikos

Aber bald lockte das Kino. Erstmals vor der Kamera stand sie 1950 im Schweizer Film “Swiss Tour” von Leopold Lindtberg, wo sie einen kurzen Auftritt neben Stars wie Simone Signoret und Heinrich Gretler hatte.

Ihren Ruhm begründete Pulver jedoch mit den beiden Gotthelf-Verfilmungen “Uli der Knecht” und “Uli der Pächter”, in denen sie als Vreneli zusammen mit Hannes Schmidhauser das Schweizer Traumpaar bildete.

Bald erhielt sie Angebote aus Deutschland, wo sie in den 50er-Jahren zu einer der beliebtesten Schauspielerinnen wurde. Wichtige Werke sind der Kurt Hoffmann-Film “Ich denke oft an Piroschka”, mit dem ihr der Durchbruch gelang, sowie etwa “Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull” oder die Shaw-Verfilmung “Helden”.

Die Schauspielerin machte sich einen Namen als bubenhaft-burschikoses und fröhliches Mädchen, das mit Vorliebe in Komödien auftritt. Unvergesslich ist sie auch in Hosenrollen, etwa als “Gustav Adolfs Page” oder als Stallbursche in “Das Wirtshaus im Spessart”.

Frankreich und USA

Pulver trat auch in Frankreich vor die Kamera, wo sie “Les aventures d’Arsène Lupin”, “Le joueur” oder “La fayette” drehte.

1957 ging sie nach Hollywood. Dort spielte sie unter der Regie von Douglas Sirk in der Remarque-Verfilmung “A Time to Love and a Time to Die” und drehte mit Billy Wilder “One, Two, Three”.

In den 60er-Jahren folgten in Deutschland Filme wie etwa “Kohlhiesels Töchter”, “Frühstück im Doppelbett” oder “Dr. med. Hiob Praetorius”. Im Neuen Schweizer Film der 70er- und 80er-Jahre hingegen ist sie nie aufgetreten. Sie ist in der Schweiz für ihre Arbeit auch nie ausgezeichnet worden.

Während vieler Jahre jedoch war Liselotte Pulver eine der beliebtesten Darstellerinnen des deutschsprachigen Films. Sie wurde mehrmals zur beliebtesten Schauspielerin Deutschlands gewählt, erhielt öfters die Bambi-Auszeichnung und einmal das Filmband in Gold.

In Perroy am Genfersee

Lilo Pulver hat in ihrem Leben auch schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen. 1989 sprang ihre Tochter Melisande von der Berner Münsterplattform in den Tod, und 1992 starb ihr Mann Helmut Schmid, mit dem sie 30 Jahre verheiratet war und öfters gemeinsam auf der Bühne gestanden hat.

Seither ist es sehr still geworden um Lilo Pulver. Sie verbringt ihre Zeit in ihrem Haus in Perroy am Genfersee und widmet sich vor allem dem Schreiben.

1990 ist “Wenn man trotzdem lacht. Mein Leben” erschienen, das ein halbes Jahr auf der Schweizer Bestseller-Liste stand. Später folgten noch die ebenfalls autobiografischen Bücher “Bleib doch noch ein bisschen” und “Meine Wunder dauern etwas länger”.

swissinfo und Beat Glur, sda

Liselotte “Lilo” Pulver wurde 1929 in Bern geboren.
Seit 1950 hat sie in unzähligen Filme mitgespielt.
Heute lebt sie in Perroy am Genfersee.

Aus Anlass des 75. Geburtstags von Liselotte Pulver zeigt das Schweizer Fernsehen DRS mehrere Spielfilme der Berner Schauspielerin:

Freitag, 8.10., 20.00, SF2: “Brot und Steine”
Sonntag, 10.10., 20.30, SF1: “Uli der Knecht”
Freitag, 15.10., 20.00, SF2: “Uli der Pächter”
Sonntag, 24.10., 14.00, SF1: “Ich denke oft an Piroschka”
Sonntag, 24.10., 20.30, SF1: “Kohlhiesels Töchter”
Mittwoch, 27.10., 13.15, SF1: “Die Zürcher Verlobung”

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