Abstecher zu den Wunderkammern hinter den Museumskulissen

(Keystone-SDA) Sammlungsdepots können fast so faszinierend sein wie die eigentlichen Ausstellungsräume: Davon kann man sich am nationalen Tag der naturhistorischen Sammlungen vom Sonntag überzeugen – unter anderem im Naturhistorischen Museum Basel.
Je weiter man in den Bauch des Basler Münsterhügels hinuntersteigt, umso geheimnisvoller sind die Welten, die sich den Besucherinnen und Besuchern offenbaren – respektive am Sonntag, 20. November, offenbaren werden. Dann wird das Naturhistorische Museum Basel Führungen hinter die Kulissen anbieten.
12 Millionen Objekte umfasst die Basler Museumssammlung. Davon kann natürlich nur ein Bruchteil permanent gezeigt werden. Das hat zur Folge, dass ein Grossteil der Sammlung sorgsam gelagert werden muss: unzählige Präparate, Skelette, Geweihe, in Formalin eingelegte Amphibien und Schlangen sowie Hunderte von farbenprächtigen Vögeln sind am Boden oder in Regalen untergebracht oder in Archivmöbeln in Reih und Glied schubladisiert.
Mit den Objekten liessen sich gleich mehrere Museen hochkarätig bestücken. Es ist aber letztlich der Charme des undidaktischen Durcheinanders, der eine besondere Faszination ausübt.
Die im Depot gelagerten Präparate erzählen aber auch Museumsgeschichte. Einst war das Naturhistorische Museum Basel mehr Wunderkammer als wissenschaftliches Schaufenster. Die Ursprünge der Sammlung liegen in den Übrigbleibseln aus den Kunst- und Kuriositätenkabinetten von Basilius Amerbach (1533-1591) und des einstigen Basler Stadtarztes Felix Platter (1536–1614).
Mitbringsel der Missionare
Im Depot stösst man auch auf Mitbringsel von gutbetuchten Basler Bürgern, die im 19. Jahrhundert als Missionare in Afrika tätig waren oder diese als Mediziner begleitet hatten. Dazu gehört ein stattlicher Schädel eines Krokodils, das ein Dorf bedroht haben soll, bis es vor die Flinte eines Basler Gelehrten geriet, der den Schädel dann dem Museum vermachte.
Tief unten in den Depots trifft man auch all die exotischen Tierpräparate an, die einst Anziehungsobjekte des Museums waren: Löwen, Tiger, Antilopen etc. Sie wurden vor vielen Jahren ins Depot gebracht, als sich das Museum als wissenschaftliches Archiv des Lebens mehr auf thematische Ausstellungen und auf eine vertiefte Betrachtung der heimischen Umwelt zu konzentrieren begann.
Dabei werden natürlich die Prunkstücke der Sammlung, wie etwa das Originalpräparat des ausgestorbenen Zebra-Verwandten Quagga oder der Nachbau eines Mammuts, nicht verborgen.
Wer von den Präparaten in den Depots begeistert ist, kann sich auf den Neubau des Museums freuen, der 2028 eröffnet werden soll. Dort werden die Sammlung sichtbar und somit für alle zugänglich gemacht.
Zuerst aber muss gezügelt werden. Eine Herkules- oder um bei der Sammlung zu bleiben, Mammutaufgabe. Seit gut einem Jahr laufen bereits die Vorbereitungsarbeiten, werden zerbrechliche Mineralien oder andere Materialien fein säuberlich verpackt, bis sich dann zwölf Millionen Objekte auf den Weg zum Basler Bahnhof St. Johann machen werden.
Neben dem Naturhistorischen Museum Basel öffnen am Sonntag gegen 20 weitere Naturmuseen und biologische Gärten der Schweiz, ergänzt mit vielen Sonderprogrammen und einem Wettbewerb, ihre Archive. Der nationale Tag der naturhistorischen Sammlungen ist auf Initiative der Schweizerischen Gesellschaft für Systematik entstanden und wird von der Akademie der Naturwissenschaften und dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterstützt.