Bischofskonferenz entscheidet im Juni über eine schwarze Liste
Bern - Immer mehr Fälle von sexuellen Übergriffen durch Priester werden bekannt, die Gläubigen reagieren alarmiert. Die Schweizer Bischöfe wollen heute Nachmittag Stellung nehmen. Im Vorfeld kritisierte Generalvikar Trauffer die "deregulierte Sexualität" in der Gesellschaft.
Die ganze Gesellschaft kranke daran, dass der Mensch als Sexualobjekt massentauglich geworden sei, sagte Roland-Bernhard Trauffer in einem Interview mit der "Berner Zeitung". Der Generalvikar des Bistums Basel kritisierte, die Medien würden diesen "grössten Abgrund" ausblenden.
Übergriffe und Pädophilie gebe es "tausendfach, zumeist im Familienumfeld". Ein Lustkiller sei die dauernde Verfügbarkeit und ein "mit Viagra hochgepushter Sex". Die Sexualität sei ein Geschenk Gottes, dürfe aber wie alles Menschliche nicht "ohne Kultivierung und Verantwortung im wilden Raum wuchern". Sie werde sonst zerstörerisch.
Dass sich ausgerechnet katholische Priester an jungen Menschen vergreifen, erklärt Trauffer durch die Pathologie der Täter - wie bei allen anderen Fällen in einem anderen Umfeld. Zum Umgang mit den Missbräuchen empfiehlt der Generalvikar Prävention und Aufklärung.
Die Gesellschaft müsse offen über die Folgen einer deregulierten und kommerzialisierten Sexualität sprechen. Was allein im Internet zu sehen sei, empfinde man offenbar als normal und wolle keinen Zusammenhang zu krankhaftem sexuellen Verhalten sehen.
Die Wut vieler Menschen, die auch zu Kirchenaustritten führt, versteht der Generalvikar. Dabei werde aber der noch grössere Abgrund ausserhalb der Kirche ausgeblendet. Angesichts dieses Abgrunds "müsste man eigentlich aus der Gesellschaft austreten".