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Alt-Bundesrat Friedrich: Attacke gegen extreme Spitzenverdiener

Keystone

Alt-Bundesrat Rudolf Friedrich übte am Samstag (21.04.) scharfe Kritik an den Auswüchsen im System der freien Marktwirtschaft. Er bezeichnete die Bezüger von Spitzensalären als "Totengräber dieses Wirtschaftssystems".

Dieser Inhalt wurde am 21. April 2001 - 22:11 publiziert

Die Saläre von Schweizer Spitzenmanagern sowie deren Abfindungen sorgten in den letzten Wochen für Gesprächsstoff. Nachdem die für schweizerische Verhältnisse extrem hohen Löhne der Spitzenkader der Post und der SBB bekannt wurden, begann in der Öffentlichkeit die hitzige Diskussion um die Lohnpolitik.

Transparenz wurde gefordert. Auf einmal waren die Saläre der Expo-Direktoren ebenso bekannt wie jene der Bundesräte. Diese (rund 300'000 Franken) halten sich allerdings im Rahmen, vergleicht man sie mit den Löhnen von Novartis-Chef Daniel Vasella (rund 3 Mio. Franken) oder UBS-Executive Marcel Ospel (10 Mio. Franken).

Swissair erhitzt die Gemüter

Sogar der Nationalrat debattierte während der Frühlingssession über die neue Masslosigkeit von Schweizer Löhnen. Neuen Aufwind erhielt das Thema schliesslich durch die Affäre Swissair. Insbesondere die Forderung von Ex-Verwaltungsrats-Präsident Eric Honegger, den Lohn wie vertraglich festgehalten bis Ende 2005 ausbezahlt zu bekommen, erhitzte aufs Neue die Gemüter der Kritiker.

Nun bezog auch Alt-Bundesrat Rudolf Friedrich in der Samstagsrundschau von Schweizer Radio DRS Stellung zum Thema Lohnpolitik. Der Freisinnige war von 1982 bis 1984 Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements. Er trat aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig zurück.

Eine Million verdient niemand

Friedrich attackierte in der Sendung von Radio DRS jene Wirtschaftsvertreter, die Spitzenlöhne verdienen und keine soziale Verantwortung mehr kennen: "Diese Wahnsinns-Saläre, die einigen Managern ausgezahlt werden, sind stossend. Es ist vor allem auch sozial falsch." Dass es Unterschiede gäbe, meinte Friedrich, sei normal. Ebenso, dass Leistung honoriert werde. "Aber eine Million Franken pro Jahr kann man meiner Ansicht nach schlicht nicht verdienen."

Unverständlich seien diese Saläre auch mit Blick auf die unteren Einkommen. "Wenn ich sehe, dass es häufig Einkommen von weniger als 3'000 Franken pro Monat gibt, und dass die Betroffenen kaum davon leben können, so sind diese Spitzenlöhne für mich noch weniger akzeptabel", sagte der Alt-Bundesrat.

Solche Saläre stünden zudem in einem Missverhältnis zu den Bezügen von Bundes- und Regierungsräten, erklärte der ehemalige Politiker. Letztere trügen schliesslich mehr Verantwortung als Manager. Friedrich selbst hat nach seinem vorzeitigen Rücktritt als Bundesrat auf die ihm zustehende Pension verzichtet.

Freisinnig heisst nicht verantwortungslos

Friedrich fügte hinzu: "Derart grosse Lohnunterschiede sind für ein Land schlecht." Der Freisinnige machte auch klar, wie in dieser Frage freisinnige Politik auszusehen habe: "Ich glaube nicht, dass ein Freisinniger für Missbrauch eintreten muss." Der Freisinn spreche sich für die freie Wirtschaft aus. Aber Freiheit sei immer auch mit Verantwortung verbunden, sagte er. "Doch die Verantwortung kommt in diesen Fragen zu kurz."

Friedrich hält diese Entwicklung für das vorherrschende System schlecht, denn sie spiele den Gegnern der freien Marktwirtschaft die Argumente in die Hand, um das System in Verruf zu bringen. "Die Bezüger von solchen Topsalären sind im Grunde die Totengräber dieses Wirtschaftssystems" erklärte Friedrich in der Samstagsrundschau von SR DRS.

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