
32’000 Forderungen an Banken

Auf die 21'000 nachrichtenlosen Vermögen in der Schweiz haben beim zuständigen Gericht in Zürich bisher anderthalb Mal so viele Personen Anspruch erhoben.
Genau vor Jahresfrist hatten die Schweizer Banken eine dritte Liste veröffentlicht mit Ausländerkonten, deren Inhaber möglicherweise Opfer des Holocaust geworden waren. Sie erfüllten damit eine Bestimmung des Bankenvergleichs. Laut Bankiervereinigung befand sich aber nur noch auf 2’600 Konten Geld, die übrigen waren saldiert.
Über eine halbe Million Formulare
Über eine halbe Million Formulare
Anspruchsberechtigte mussten sich bis Ende August beim «Claims Resolution Tribunal» (CRT) melden. Das in Zürich ansässige Gericht hat über die Ansprüche zu befinden. Bislang sind nach offiziellen Angaben 32’000 Gesuche eingegangen.
Das Schiedstribunal erwartet aber offenbar noch mehr Ansprüche. Das für den Bankenvergleich zuständige New Yorker Gericht hatte nach seinem Aufruf an mögliche Berechtigte des Bankenvergleichs 560’000 Formulare erhalten: Von Personen, die sich als Inhaber oder Erben nachrichtenloser Vermögen, ehemalige Flüchtlinge, Zwangsarbeiter oder sonst durch die Nazis Geschädigte bezeichnen.
Weitere Abklärungen im Gang
Weitere Abklärungen im Gang
Laut Entscheid des Gerichts muss nun überprüft werden, ob sich aus den Anmeldungen Ansprüche auf nachrichtenlose Vermögen ableiten lassen. Dieses Verfahren läuft zur Zeit in den USA. Ergeben sich entsprechende Hinweise, so muss das Gericht in Zürich weitere Abklärungen über mögliche Anspruchs-Berechtigungen vornehmen.
Einen Überblick über geforderte Summen wird man nach Einschätzung des CRT-Generalsekretärs erst in einigen Monaten haben. Die Ansprüche werden aus Mitteln des 1,25 Mrd. Dollar schweren Bankenvergleichs abgegolten. Laut Verteilplan sind bis zu 800 Mio. Dollar dafür reserviert.
Listen eins und zwei
Die im Februar 2001 veröffentlichte Liste nachrichtenloser Konten ist die dritte dieser Art. Die Schweizer Banken hatten schon 1997 Suchaktionen durchgeführt und zwei Listen mit insgesamt rund 16’000 nachrichtenlosen Konten publiziert, davon ein Drittel von ausländischen Kunden.
Über die Ansprüche auf diese beiden Listen ist bereits entschieden worden. Rund 10’000 Personen hatten Ansprüche auf die ausländischen Konten erhoben. Über die Hälfte wurden gut geheissen. 60 Mio. Franken wurden an die Berechtigten ausbezahlt – 15 Millionen an Berechtigte von Konten von Holocaust-Opfern, 45 Millionen an Berechtigte von anderen Konten.
swissinfo und Agenturen

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