
Die Schweiz, ein einig Volk von Optimisten

Schweizerinnen und Schweizer blicken so optimistisch in die Zukunft und fühlen sich sicher wie schon lange nicht mehr. Dies zeigt eine neue Sicherheits-Studie der ETH Zürich.
Während 2007 das Vertrauen der Bevölkerung in Regierung und Parlament zunahm, schwand der Rückhalt für die Armee.
Vier von fünf der 1200 befragten Stimmberechtigten sind sehr oder zumindest eher zuversichtlich, was die Zukunft der Schweiz angeht.
Das sei ein Allzeithoch seit Durchführung der Studie, sagte Karl Haltiner. Der Dozent für Militärsoziologie und Chef Lehre und Forschung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) leitet die Untersuchung seit 1999.
«Läuft die Wirtschaft rund, steigt der Optimismus», sagt er. Parallel dazu nehme das Sicherheitsgefühl zu: 86% der Befragten gaben an, sich sehr oder eher sicher zu fühlen. Damit vergrösserte sich deren Lager um fast 10%.
Sicherheit beginnt im Privaten
Bedeutend für das allgemeine Sicherheitsgefühl sei insbesondere die wirtschaftliche Sicherheit bezüglich Einkommen und Arbeit sowie die physische bezüglich Gesundheit oder Kriminalität.
Weiteres Fazit der Studie: Am wichtigsten punkto Sicherheitsempfinden sind familiäre Beziehungen und Geborgenheit. Die persönliche Sicherheit im Privatraum werde der öffentlichen Sicherheit vorangestellt, heisst es.
Regierung im Hoch
Der Zukunftsoptimismus widerspiegelt sich laut Haltiner aber auch im Vertrauenszuwachs für Bundesrat und Parlament.
Die Korrelation von Konjunktur und Vertrauen in die Regierung spiele aber nicht nur in der Schweiz, sondern generell. «Steht es schlecht um die Wirtschaft, wird die Regierung dafür verantwortlich gemacht», begründet Haltiner.
Umstrittene Armee-Modernisierung
Im Vergleich zu früheren Jahren deutlich abgenommen hat die Akzeptanz der Armee. 61% der Befragten halten sie für notwendig, letztes Jahr waren es noch über 70%. Als Gründe für diese Entwicklung werden insbesondere die Debatte um den Entwicklungsschritt 08/11 und die gestiegene Skepsis gegenüber militärischen Auslandeinsätzen gesehen.
Die Anhänger der Milizarmee nahmen um 7% auf 44% ab, während die Befürworter der Berufsarmee um 1% auf 47% zulegten. Fast jeder Zweite will die allgemeine Wehrpflicht aufheben und einen freiwilligen Militärdienst einführen. Die Verteidigungsausgaben werden – gemäss langjährigem Trend – erneut als zu hoch erachtet.
Die Studie, die alljährlich von der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und der Militärakademie der ETH durchgeführt wird, basiert auf einer telefonischen Befragung von 1200 Personen im vergangenen Januar und Februar.
Die Antworten zeigen gemäss den Autoren, dass das Sicherheitsempfinden der Schweizer Bevölkerung seit 2004 weitgehend konstant geblieben ist.
Kontrollen ja, Eingriffe in Privatsphäre nein
Trotz diesem überdurchschnittlichen Sicherheitsempfinden sei eine steigende Toleranz für den Ausbau staatlicher Sicherheitsvorkehrungen auszumachen, sagte Ko-Verfasser Urs Wenger. Um den Terrorismus zu bekämpfen, nehmen gut zwei Drittel Freiheitseinschränkungen in Kauf. Massnahmen wie erhöhte Polizeipräsenz, zusätzliche Gepäckkontrollen an Flughäfen oder eine Kontrolle des Ausländeranteils werden grossmehrheitlich unterstützt.
Auch die vorsorgliche Verhaftung von verdächtigen Personen findet bei mehr als der Hälfte Zustimmung. Eine verstärkte Telefonüberwachung und schärfere Eingangskontrollen zu öffentlichen Gebäuden werden dagegen abgelehnt.
swissinfo und Agenturen
Die weltpolitische Lage wird leicht positiver eingeschätzt. Nach wie vor aber erwarten 46% der befragten eine düstere und gespanntere Zukunft.
Nur gerade 7% glauben an eine globale Entspannung und Verbesserung.
Für 42% stellt der Terrorismus eine Gefahr für die Schweiz dar, nur 40% halten die Neutralität für einen Schutz vor Anschlägen.
Neun von zehn Befragten halten am Prinzip Neutralität fest.
Der bilaterale Weg zur EU ist für drei Viertel selbstverständlich. Die Zusammenarbeit mit der UNO ist mehrheitsfähig.
Eine militärische Kooperation mit der NATO oder der EU bleibt hingegen nur für eine Minderheit vorstellbar.
Für 50% erhöht die Beteiligung an militärischen Auslandeinsätzen die Terrorgefahr für die Schweiz.

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