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Österreich-Schweiz: Neubeginn unter Trainer Kuhn

Köbi Kuhn (hier beim aktuellen Training) soll die Fussball-Nati wieder auf Erfolgskurs bringen. Keystone

Ein neues Kapital der Schweizer Nationalmannschaft wird am Mittwoch (15.08.) in Wien beginnen. Mit Köbi Kuhn, sechster Nationalcoach in sechs Jahren, soll die Schweiz gegen Österreich zu neuer Begeisterung und Harmonie sowie alter Kampfstärke finden.

Das 37. Länderspiel gegen den Partner in der EM-Kandidatur für 2008 wird für beide Mannschaften Test und Hauptprobe für die WM-Ausscheidungs-Spiele am 1. September sein. Die Schweiz trifft dann in Basel auf Jugoslawien und muss gewinnen, um die geringe WM-Chance für 2002 in Japan und Südkorea aufrecht zu erhalten. Österreich tritt als Gruppenzweiter bei Leader Spanien an und hat schlechte Erinnerungen: Im April 1999 unterlag der Nachbar ebenfalls in Valencia in der EM-Qualifikation mit 0:9, was zum Rücktritt von Herbert Prohaska und zum Neubeginn unter dem Kroaten Otto Baric führte.

«Es zählen allein die Erfolge»

«Die Schweiz und Österreich lassen sich auch im Fussball vergleichen. Beide Länder verfügen über dasselbe Niveau und sind nicht überall gleich stark besetzt. Österreich hat derzeit nicht die besseren, aber die erfolgreicheren Fussballer», meint Köbi Kuhn, der die Nachfolge des gescheiterten Argentiniers Enzo Trossero angetreten hat. Dem legendären ehemaligen FCZ-Spieler wird überall viel Vertrauen und Sympathie entgegen gebracht. «Aber auch ich werde an Resultaten gemessen. Vorschusslorbeeren sind schön. Es zählen aber allein die Erfolge. Da bin ich Realist genug», ergänzt Kuhn.

Er kann aber wie Otto Baric nicht aus dem Vollen schöpfen. Mit den frei gestellten Stéphane Henchoz (sechs wichtige Spiele mit Liverpool in 19 Tagen) und Rückkehrer Kubilay Türkyilmaz (mangelhafte körperliche Verfassung) sowie den verletzten Stéphane Chapuisat (Kapselverletzung) und Johann Lonfat (Nasenbeinbruch) fehlen ihm vier wichtige und erfahrene Spieler. Dazu haben einige Akteure wie Raphäel Wicky, Bernt Haas oder die «Italiener» David Sesa und Giuseppe Mazzarelli den Spielbetrieb noch nicht aufgenommen oder verfügen über geringe Wettkampfpraxis – wie Bayern Münchens Ersatzspieler Ciriaco Sforza.

«Jeder Kandidat fürs Nationalteam kriegt eine Chance. Ich sichte, fühle den Puls und wäge ab, wer ins Team passt. Meine Regeln und Vorstellungen habe ich der Mannschaft bekannt gegeben. Ich verlange Präsenz auf dem Rasen und das Einhalten wichtiger Prinzipien im Zonenspiel, Einhalten von Distanzen und Kampfbereitschaft. Die Spieler sollen etwas riskieren, aber intelligenten Fussball spielen», führt Kuhn weiter aus. Er wird am bewährten 4-4-2-System festhalten und ändert gegenüber dem Aufgebot gegen Slowenien (0:1) wenig.

Otto Baric› Sorgen

Auch Otto Baric konnte nicht sein österreichisches Wunschkader einberufen. Nach Cerny und Stranzl (1860 München), Schopp (Graz) und Prilasnig (Transfer zu Saloniki) fällt auch auf Mayrleb (zweifacher Torschütze beim 2:1 von Austria im Wiener Derby gegen Rapid) wegen eines Bänderanrisses an. Baric stützt sich hinten auf Libero Baur von Meister und Leader Tirol, im Mittelfeld auf seine Bundesliga- Legionäre Herzog (Werder Bremen) und Kühbauer (Wolfsburg) und vorne auf das Duo Vastic (Sturm Graz) und Brunmayr. Der 26-jährige Stürmer des Grazer AK ist der Shooting-Star Österreichs, hat in sieben Meisterschaftsspielen schon zehn Tore geschossen und soll Österreich zum 25. Sieg im 37. Duell verhelfen. «Die Schweiz ist ein ernsthafter Gegner, liegt aber in unserem Bereich. Ich glaube, wir sind derzeit ein bisschen eingespielter und daher stärker», glaubt Trainer Baric.

Nur einmal hat die Schweiz in Österreich in 16 Spielen gewonnen: Unter Ulli Stielike wurde am 21. August 1990 mit dem 3:1 in Wien der Bann gebrochen. Kubilay Türkylimaz glänzte damals als zweifacher Torschütze. Im Frühjahr 1999 erteilte Österreich der Schweiz unter Gilbert Gress in St. Gallen eine Lektion punkto Effizienz: 4:2 gewann der Nachbar, damals war Andy Herzog zweifacher Torschütze.

Fournier, Sforza – oder beide?

Nach dem ersten Training unter dem neuen Coach fällt es schwer, Köbi Kuhns Gedanken zu lesen. Wem vertraut er als Spielgestalter und offensivem Antreiber im zentralen Mittelfeld? Aggressivleader Fournier oder Sforza? Fournier scheint die besseren Karten zu haben. Wahrscheinlich wird Kuhn auch versuchen, beide Führungsspieler vor den Karren zu spannen: Sforza vor Vogel in der Mitte, Fournier im linken Mittelfeld. Ungewiss ist auch, wer als linker Verteidiger beginnt. Quentin hätte den Vorzug, meldete sich aber erst von einer Verletzungspause zurück. Berner (GC) gilt als Zukunftshoffnung auf dieser Position, und sogar Mazzarelli (Bari) wäre denkbar. Im Abwehrzentrum erhält Murat Yakin neben Patrick Müller eine erneute Bewährungschance. Zellweger scheint gesetzt. Im Tor dürften sich Pascolo und Stiel ablösen, und im Angriff werden die beiden Stürmer Frei und Yakin ohne Léonard Thurre zum Einsatz gelangen.

Servette Stürmer Thurre verletzte sich am Dienstag im Training: Er zog sich einen Wadenbeinbruch im linken Bein zu und musste ins Spital überführt werden.

swissinfo und Peter Wyrsch (Si), Wien

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