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Schweiz verurteilt «Holocaust-Konferenz» in Teheran

Auch ultra-orthodoxe, antizionistisch eingestellte Juden waren in Teheran dabei: Präsident Mahmud Ahmadinedschad mit Rabbi Mosche A. Friedman. Keystone

Das Schweizer Aussenministerium in Bern hat am Dienstag die Shoa-negierende "Holocaust-Konferenz" verurteilt, die in Irans Hauptstadt organisiert wurde.

Die Shoa sei ein geschichtliches Faktum, so das EDA. Dies in Frage zu stellen, sei unakzeptabel. Verurteilt wird auch jegliche Infragestellung des Existenzrechts von Israel, wie dies in Teheran der Fall war.

Zum Abschluss der international scharf kritisierten «Holocaust-Konferenz» in Teheran hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad erneut ein baldiges Ende des Staates Israel vorausgesagt.

«Genauso wie die Sowjetunion vernichtet wurde und heute nicht mehr existiert, wird das zionistische Regime bald vernichtet werden», sagte Ahmadinedschad am Dienstag an der Konferenz in Teheran.

«Gefahr für gesamte westliche Kultur»

In Berlin verurteilten der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die Teheraner Veranstaltung scharf.

Der Versuch, den Völkermord an den Juden zu leugnen, zeige, unter welcher Bedrohung Israel leben müsse, sagte die Kanzlerin bei einem Besuch Olmerts in Deutschlands Hauptstadt.

Nach Olmerts Worten zeugt die Tagung vom «inakzeptablen Charakter des iranischen Regimes», das eine Gefahr für die gesamte westliche Kultur darstelle.

Unverständnis in Bern

Auch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) nahm die Organisation der Konferenz, an der auch notorische Holocaust-Leugner aus dem Westen teilnahmen, mit Unverständnis zur Kenntnis.

«Die Shoa ist eine historische Tatsache, deren Infragestellung inakzeptabel ist», hiess es von Seiten des EDA am Dienstag. Es verurteile ausserdem alle Angriffe auf das Existenzrecht Israels.

Auch Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, bezeichnete die Konferenz, als «verabscheuungswürdige Farce».

Notorische Leugner aus dem Westen

Die Abschlusszeremonie fand im Teheraner Präsidialamt statt. Die mehr als 60 ausländischen Teilnehmer hätten auf ein Treffen mit Ahmadinedschad bestanden, erklärte das Präsidialamt.

Unter den ausländischen Teilnehmenden befanden sich anti-zionistisch ausgerichtete ultra-orthodoxe Juden sowie europäische und US-Schriftsteller, die die dominante Darstellung des Holocaust für erlogen oder übertrieben halten.

«Iran ist Ihre Heimat und die Heimat aller Freiheitssuchenden der Welt», sagte der Präsident. «Hier können Sie Ihre Ansichten äussern und Meinungen in einer freundlichen, brüderlichen und freien Atmosphäre austauschen.»

Ahmadinedschad ist mehrfach durch judenfeindliche Aussagen aufgefallen. So schlug er bereits vor, «Israel von der Landkarte zu tilgen».

Komitee: Auch Schweizer dabei

In Teheran wurde beschlossen, ein internationales Komitee auf die Beine zu stellen, das sich auch weiterhin mit dem Genozid der Juden beschäftigt. Sekretär dieses Komitees wird Mohammad Ali Ramin, ein Universitäts-Dozent, der die gegenwärtige Gemeinde-Wahlkampagne der Kandidaten von Ahmadinedschad führt.

Im Komitee sind Mitglieder aus den Staaten Iran, Frankreich, USA, Kanada, Schweiz, Österreich, Syrien und Bahrain vertreten.

swissinfo und Agenturen

Montag und Dienstag fand in Teheran eine zweitägige Konferenz zum Thema «Holocaust» statt. Sie war von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad initiiert worden.

Seit seiner Amtsübernahme im August 2005 hat Ahmadinedschad einige Male über den «Holocaust» als «Mythos» gesprochen und gleichzeitig Israel im Nahen Osten als «Tumor» bezeichnet.

Die Teheraner Konferenz stand auch westlichen Holocaust-Leugnern offen, die die Judenverfolgungen vor und während des Zweiten Weltkriegs negieren.

Ein internationales Komitee soll sich weiter mit dem Thema beschäftigen.

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