
Visionen im Kopf

Seit 13 Monaten ist Ralph Zloczower Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV). Eine Bilanz.
Der 69-jährige Berner Fürsprecher hat in dieser Zeit schon etliche Höhen und Tiefen erlebt, ist aber weiterhin voller Visionen und Tatendrang. Zloczower ist es geglückt, die Gräben zwischen den vier Kandidaten, die sich zur Wahl des SFV-Präsidenten stellten, zuzuschütten. Im Zentralvorstand ist man sich wieder näher gekommen, obwohl weiterhin Meinungs-Verschiedenheiten, besonders bei der beabsichtigten Zusammenlegung der 1. Liga mit dem Amateurverband (früher ZUS) bestehen.
Der Berner Advokat weiss, dass der SFV dringend neuer Strukturen bedarf. Seit über 70 Jahren wird nach den gleichen Prinzipien verfahren. Die Wege sind kompliziert und münden oftmals ins Nichts.
An den übergeordneten Zielsetzungen hat sich nichts geändert: Stärkung der Nationalmannschaft und des Breitenfussballs, Verbesserung des Spitzenfussballs im europäischen Vergleich, Förderung des Nachwuchses und der Ausbildung sowie eine weitere Imageverbesserung des Verbandes.
Attraktion Schweizer Cup
Attraktiver soll künftig der Schweizer Cup gestaltet werden. Ab der Saison 2003/2004 oder ein Jahr später ist eine Vereinfachung geplant. Vorgesehen ist wie in Deutschland ein 64-er-Starterfeld, dem sämtliche Nationalliga-Vereine, ein Dutzend Erstliga-Klubs und 24 Amateur-Klubs angehören. Gespielt wird wie bisher im K.o.-System. Das neue Konzept soll den unterklassigen Vereinen vermehrt Heimrecht ermöglichen und für Fussballfeste auf dem Land sorgen. Gesucht wird ein Sponsor, der auch die Nationalliga-Klubs zufrieden stellt.
Auch bezüglich der bevorstehenden Modusänderung der Nationalliga am Freitag nahm Zloczower Stellung: «Ich bin für eine Reduktion. Wirtschaftliche Überlegungen erfordern dies. Wir streben in die richtige Richtung. Ebeno wichtig wie die Fragen, wieviele Teams die nationale Spitzenklasse bilden sollen oder ob der Strich beibehalten wird oder nicht, ist für mich die Zukunft der Schweizer Fussballer. Unsere Ausbildung muss verfeinert werden. Dazu muss die Ausländer-Regelung neu überdacht werden.»
Obwohl Zloczower über die bilateralen Verträge weiss, würde er künftig die nationale Meisterschaft am liebsten ohne Ausländer bestreiten. «Um den Schweizer Fussball nach vorne zu bringen, braucht es weniger Ausländer als heute. Unsere Spieler müssen vermehrt Einsatzchancen haben und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Wir haben das Problem erkannt und sind dran, neue Lösungen zu suchen.»
Erfreulicher Nachwuchs
Fortschritte hat zweifellos der Schweizer Nachwuchs gemacht. Im Sommer konnte in Frauenfeld das zweite Ausbildungszentrum eröffnet werden, und die Resultate der Junioren-Nationalteams sind beachtlich. Die U21-Auswahl konnte sich erstmals für die EM-Endrunde qualifizieren, das U17-Team nimmt zum fünften Mal in sieben Jahren an der EM-Endrunde teil, und auch die U19-Frauen blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück.
Wohin strebt aber der Schweizer Nachwuchs? Führt das Förderungskonzept zur erhofften Erstarkung des Nationalteams? Studien unter Anleitung des technischen Direktors Hansruedi Hasler haben ergeben, dass die Schweizer Nachwuchskräfte noch besser auf den Spitzenfussball vorbereitet werden müssen. Schnelligkeit, Kraft, Technik, aber auch mentale, psychologische und medizinische Aspekte müssen intensiviert werden, um den Anschluss an Europas Mittelmass wieder herzustellen.
Baresi gegen Türkyilmaz an der Expo
Der SFV wird vom 11. bis 14. Juli in Yverdon an der Expo 02 präsent sein. Torschuss-Tests werden innerhalb des Expo-Geländes durchgeführt. Ebenfalls steht ein Informationsstand zur EURO-Kandidatur 2008 der Schweiz mit Österreich innerhalb des Areals. Gemischte Mannschaften aus jedem Regionalverband und dem SFV stellen ein Siebner-Team mit zwei Aktivspielern und Senioren, Nachwuchs-Spielern und Frauen und bestreiten ein Turnier.
Höhepunkt wird am 14. Juli um 15.30 Uhr im Stade Municipal ein Spiel zwischen einer SFV- und einer FIFA-Auswahl über 2×35 Minuten sein. Auf der Kandidatenliste des SFV stehen bekannte Namen wie Köbi Kuhn, Karl Odermatt, Alain Sutter, Andy Egli, Thomas Bickel, Marco Grassi, Alain Geiger, Kubilay Türkyilmaz, Georges Bregy, Marco Pascolo, Ramon Vega und sogar der ausgemusterte Ciriaco Sforza.
Die FIFA-Long-List enthält die Namen von Paolo Rossi, Enzo Scifo, Andreas Brehme, Lothar Matthäus, Youri Djorkaeff, Laurent Blanc, Gheorge Hagi, Jean-Pierre Papin, Roger Milla und Franco Baresi, um nur einige zu nennen.
swissinfo und Agenturen

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