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Ascona als Schweizer Grüntee-Zentrum

Massimo Pedrazzini

Dank des einzigartigen Mikroklimas liegt im Tessin die nördlichste Teeplantage der Welt. Vor kurzem wurde das neue Teezentrum auf dem Monte Verità oberhalb Ascona offiziell eingeweiht.

Zu besichtigen ist nicht nur eine kleine Teeplantage, sondern auch ein Mini-Teetempel. Angeboten werden authentische japanische Teezeremonien mit Grüntee.

Der Ort Ascona in der Südschweiz ist nicht nur für sein mildes Klima bekannt, sondern auch für den sagenumwobenen Monte Verità. Auf dem “Berg der Wahrheit” – einem Hügel oberhalb des Dorfes – trieben sich vor 100 Jahren Lebenskünstler, Vegetarier und andere Revolutionäre herum.

Dies ist inzwischen Geschichte. Die Anlage gehört dem Kanton Tessin, und die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) betreibt hier ein hochmodernes Seminar- und Tagungszentrum. Doch nebenher wird versucht, etwas vom alten utopischen Geist aufblühen zu lassen.

Zu diesem Geist gehört auch das neue Schweizer Zentrum der Teekultur.
Monte-Verità-Direktor Claudio Rossetti hat sich dafür in Japan inspirieren lassen. Und er fand in Peter Oppliger die geeignete Person für sein Projekt. Denn dieser ist ein Spezialist für Naturheilkunde und Grüntee.

Eintritt durchs Shinto-Portal

“Der Monte Verità mit seinem einzigartigen Mikroklima bietet ideale Bedingungen für das Teeprojekt”, sagt Oppliger. Bereits im Oktober 2004 hat er mit einer Mini-Plantage von 60 Pflanzen auf den Brissago-Inseln etwas Teekultur ins Tessin gebracht. Doch nun ist etwas Umfassenderes entstanden.

Der Eintritt in den Teegarten mit über 1000 Teepflanzen erfolgt gemäss japanischer Philosophie über das typische Shinto-Portal. Hier soll man alle Sorgen des Alltags hinter sich lassen. Über einige Stufen steigt man durch die Plantage zum japanischen Pavillon mit Zen-Garten auf.

Es ist ein Ort der Ruhe und Besinnung vor einer Teezeremonie. Diese wird nach japanischer Tradition im neuen Teehaus “Loreley” abgehalten. Interessierte können während der Sommersaison jeden Mittwoch daran teilnehmen. Es gibt auch eine kleine Ausstellung über die weltweite Teekultur – Geschichte, Anbau, Verarbeitung.

Erste Ernte eingefahren

Die Asconeser Teeplantage wurde schon im Vorjahr angepflanzt und eine erste Ernte im Herbst 2005 zu einer kleinen Menge Grüntee verarbeitet.

Erwartet wird in drei Ernten eine Produktion von 20 bis 25 Kilogramm handgepflücktem, gebrauchsfähigem Grünen Tee pro Jahr, der ausschliesslich zu Studienzwecken, Seminaren und zum Direktverbrauch auf dem Monte Verità bestimmt ist.

Gepflegt wird der unfermentierte Grüne Tee (Camellia sinensis), dem äusserst positive gesundheitliche Eigenschaften nachgesagt werden. “Der Grüne Tee ist in Japan traditioneller Bestandteil der Zen-Philosophie und der gesamten Kultur”, betont Oppliger.

Vom Grün- zum Schwarztee

Während Jahrtausenden wurde Tee getrocknet, erhitzt oder gedämpft und behielt so Vitamine und weitere wichtige Inhaltsstoffe. Erst die Engländer führten die Fermentation ein, wodurch die unterschiedlichsten Qualitäten von Schwarztee entstanden.

Doch dieser Vorgang zerstört fast alle wertvollen Inhaltsstoffe und macht aus dem gesunden Grüntee ein reines Genussmittel. In Europa hat man den Grüntee erst seit kurzem wiederentdeckt.

Er ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Und vielleicht ist das der Grund, warum auch bei der Teezeremonie auf dem Monte Verità der erste Schluck mit einem Stückchen Schokolade versüsst wird.

swissinfo, Gerhard Lob, Ascona

Als ursprüngliche Heimat des Tees vermutet man China. Von dort kam er wahrscheinlich im 6.Jahrhundert nach Japan. Das Land der aufgehenden Sonne gilt bis heute als Grüntee-Land per excellence.

Im Gegensatz zum fermentierten Schwarztee bleiben im unfermentierten Grüntee wichtige Inhaltsstoffe erhalten.

Im Tessin liegen die nördlichsten Teeplantagen der Welt. Nach den Brissago-Inseln mit 60 Sträuchern wurden auch auf dem Monte Verità rund 1000 Sträucher gepflanzt.

Die Sträucher dienen ausschliesslich zu Demonstrationszwecken und lokaler Nutzung. Ein kommerzieller Anbau ist weder angestrebt noch möglich.

Tee-Weltproduktion pro Jahr: 2,5 Mio Tonnen.
Die Teepflanze (Camellia sinsensis) gehört zur Familie der Kamelien.
Von den asiatischen Bezeichnungen “Ch’a” oder “Tscha” leitet sich das englische Wort “tea” ab, das auf deutsch zu “Tee” beziehungsweise auf französisch “thé” wird.

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