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Athletissima: Schlechtes Wetter als gute Tradition

Liu Xiang möchte erneut über die Hürden in der Pontaise fliegen. Keystone

Die Organisatoren hoffen am Dienstabend auf eine Fortsetzung der Weltrekord-Tradition: 2006 setzte Xiang Liu über 110m Hürden eine neue Bestmarke, 2005 Yelena Isinbayeva im Stabhochsprung.

Obwohl die Athletissima oft von Wetterpech verfolgt war, gilt die Lausanner Tartanpiste als sehr schnell: 1994 brach der Amerikaner LeRoy Burrell den Weltrekord über 100 Meter.

Alle grossen Leichtathletik-Meetings haben ihre Tradition. So auch die Athletissima. Auf der Startliste in Lausanne figurieren jeweils nicht nur zahlreiche Stars, sondern oft auch der Regen.

Bereits bei der “Geburt” der Athletissima 1977 hatte der Regen Pate gestanden. Auch bei der 32. Ausgabe der Athletissima sind die Chancen “intakt”, dass einer der Gegner der Stars wieder das Wetter ist.

Lieber nur die Kälte

“Wir hoffen, dass wir das Meeting bei zwar kaltem, aber nicht nassem Wetter durchführen können”, sagt Athletissima-Sprecher Pierre-André Pasche. “Wenn wir wählen könnten, würden wir selbstverständlich die Kälte nehmen, denn bei Regen wird die Durchführung der Wettbewerbe viel schwieriger”, so Pasche.

Das kapriziöse Wetter dieses bisher nassen Sommers könnte tatsächlich trotz ausverkaufter Ränge Zuschauer davon abhalten, Zeuge eines weiteren Weltrekords auf der Pontaise zu sein.

Die andere Tradition

Heute gehört der Anlass am Genfersee trotz der oft misslichen äusseren Bedingungen zu den besten Meetings der Welt. Zur Illustration: 2005 hatte die Russin Yelena Isinbayeva in Lausanne ihren eigenen Weltrekord im Stabhochsprung mit 4,93 Meter geschlagen. Und im letzten Jahr setzte der Chinese Xiang Liu über 110 Meter Hürden mit 12,88 Sekunden eine neue Bestmarke.

Xiang, der der Magie des Lausanner Meetings erlegen zu sein scheint, hatte daraufhin angekündigt, dieses Jahr mit der festen Absicht zurück zu kehren, den eigenen Weltrekord zu unterbieten.

Top-Athleten

Ausser Xiang Liu haben sich rund 20 weitere Olympiasieger zur diesjährigen Athletissima angemeldet. Jeremy Wariner, Olympiasieger und Weltmeister über 400 Meter aus den USA, will über 200 Meter antreten, der Königsdisziplin der Athletissima.

Letztes Jahr hatten erstmals in der Sportgeschichte gleich vier Athleten die halbe Stadionrunde unter 20 Sekunden geschafft. Dieses Jahr könnten die Amerikaner Tyson Gay und Wallace Spearmon wie auch der Jamaikaner Usain Bolt für ein echtes Feuerwerk sorgen.

Top-Meeting

“Die Startliste dieses Rennens sieht fantastisch aus, und es ist bezeichnend, dass Gay und Spearmon entschieden haben, nicht am Golden League Meeting in Paris zu starten, um bei uns in Topform zu sein”, sagt Pasche.

Mit einem erneuten “Kracher” über 200 Meter hoffen die Organisatoren, dass ihr Anlass im Ranking des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) weiterhin auf einem Top-Platz bleibt.

WM in Osaka als Messlatte

Von Seiten der Schweizer Athletinnen und Athleten werden besonders der Weitspringer Julien Fivaz (Schweizer Rekord mit 8,27m) und die vier Sprinter der 4x100m-Staffel im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Falls Andrea Baumann, Cédric Nabe, Marc Niederhäuser und Reto Schenkel eine Zeit unter 39 Sekunden schaffen, haben sie die Möglichkeit, ihr Ticket für die Weltmeisterschaften im japanischen Osaka zu holen.

Drei weitere Schweizer treten über 800 Meter an (Ulrich Albert, Andreas Felix und Julien Isenring). Bei den Frauen kämpfen Sabrina Altermatt und Nicole Scherler über 100m Hürden und Martina Naef über 400m Hürden.

swissinfo, Mathias Froidevaux
(Übertragen aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

An der Athletissima stehen 21 Wettkämpfe auf dem Programm, davon 12 bei den Männern.
12 amtierende Olympiasieger und 11 Weltmeister sind angemeldet.
Die 13’900 Plätze im Stadion sind ausverkauft.
Budget dieser Ausgabe: 2,9 Mio. Fr., darunter 500’000 Fr. Sieger- und 400’000 Fr. Startprämien.

Das Meeting ist einer nassen Konstellation am Abend des 8. Juli 1977 zu verdanken.

Der ehemalige 800-Meter-Spezialist Jacky Delapierre hatte es geschafft, die Weltelite zur Eröffnung des Stadions Pierre de Coubertin in Lausanne aufzubieten.

Trotz sintflutartiger Regenfälle spornten gegen 6000 Sportbegeisterte die pudelnassen Athleten an.

Diese entschieden sich dank diesem Enthusiasmus, als Dankeschön drei Wochen später unter einem besseren Stern ein neues Meeting “anzubieten”: Die Athletissima war geboren.

Letztes Jahr wurde die Athletissima vom Internationalen Leichtathletik-Verband(IAAF) weltweit auf den zweiten Rang aller Meetings gesetzt.

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