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Berner Steuermonitor sieht Bern weiterhin im Hintertreffen

Keystone-SDA

Der Kanton Bern bleibt in Sachen Steuern - trotz gewisser Entlastungen - auf den hinteren Rängen. Das ergibt ein schweizweiter Vergleich des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern (HIV) und des Wirtschaftsprüfers KPMG.

(Keystone-SDA) Der Wirtschaftsverband und der Wirtschaftsprüfer fassten ihre Erkenntnisse im «Berner Steuermonitor» zusammen, den sie am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellten.

Der Kanton Bern zeige zwar Handlungswillen, doch für eine spürbare Verbesserung im interkantonalen Steuervergleich reiche es nicht, bilanziert der Wirtschaftsverband. Der Kanton habe sich bisher zu stark auf die Gewinnanteile der Nationalbank und die Einnahmen aus dem nationalen Finanzausgleich verlassen.

Sorgen bereitet dem Verband das schwindende Ressourcenpotenzial des Kantons. Dies ist gemäss HIV ein Signal für die Abwanderung oder mangelnde Zuwanderung leistungsstarker Firmen und Steuerzahlenden.

Die Wirtschaft drängt laut Verband auf eine Aktualisierung der bernischen Wirtschaftsstrategie. Nicht zuletzt erhofft sie sich neue Impulse angesichts der Belastungen durch die US-Zölle.

Auch wenn globale Handelsentwicklungen ausserhalb des Einflussbereichs des Kantons liegen, kann Bern mit einer konsequenten Standortförderung und verlässlichen Rahmenbedingungen seine Wettbewerbsfähigkeit sichern und den Standort attraktiv halten», führte Frank Roth, Leiter der Berner Steuerabteilung von KPMG Schweiz laut Mitteilung aus.

Luft nach oben

Insbesondere bei den Unternehmenssteuern gebe es Luft nach oben, heisst es in einer Mitteilung von HIV und KPMG vom Dienstag. Mit einem maximalen Gewinnsteuersatz von 20,54 Prozent liege der Kanton Bern weiterhin auf dem letzten Rang und rund sechs Prozentpunkte über dem Schweizer Durchschnitt.

Bei den minimalen Steuersätzen liegen die Kantone gemäss dem am Dienstag veröffentlichten «Berner Steuermonitor» näher zusammen: Hochsteuerkantone profitieren stärker von den Massnahmen des Bundes, die Anfang 2020 mit dem Bundesgesetz über die Steuerreform und AHV-Finanzierung, kurz STAF, in Kraft traten. Tiefsteuerkantone gewähren nur begrenzte Abzüge.

Im Kanton Bern könnten forschungsintensive Unternehmen dank des Sonderabzugs für Forschung und Entwicklung sowie der Patentbox ihren Gewinnsteuersatz auf bis zu 12,05 Prozent senken. Damit liege Bern bei den minimalen Steuersätzen zwar weiterhin hinter anderen Kantonen, der Abstand zum Schweizer Durchschnitt von 10,89 Prozent falle jedoch deutlich geringer aus als bei den ordentlichen Sätzen.

Von den Ermässigungen profitieren gemäss Steuermonitor vor allem innovative Unternehmen, die in Bern investieren und patentgeschützte Entwicklungen vorantreiben. «Bisher profitieren rund 200 Unternehmen von den Massnahmen – ihr Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft, weshalb die Instrumente stärker bekannt gemacht werden sollten», sagte HIV-Direktor Henrik Schoop laut Mitteilung.

Kaum Wirkung

Im Jahr 2025 setzt sich der Abwärtstrend bei den kantonalen Einkommenssteuersätzen in der Schweiz laut Mitteilung weiter fort. Mit der Steuergesetzrevision 2027 plant der Kanton Bern eine Entlastung tiefer und mittlerer Einkommen. Durch angepasste Einkommenssteuertarife und einen höheren Sozialabzug sollen Steuerpflichtige insgesamt um rund 20 Prozent entlastet werden.

«Die Glättung der Steuerprogression bei mittleren und tiefen Einkommen ist gut gemeint, hat aber im Endeffekt keinerlei Auswirkungen auf die steuerpolitischen Standortbedingungen. Im Gegenteil: Es werden hohe Millionenbeträge wirkungslos eingesetzt, die dann für eine Rangverbesserung in jenen Bereichen fehlen, wo der Steuerwettbewerb effektiv spielt, kritisierte HIV-Präsident Daniel Arn.

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