Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Ban Ki Moon zum ersten Mal in der Schweiz

Micheline Calmy-Rey und Ban Ki Moon verlassen die Pressekonferenz entspannt. Keystone

Der neue UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Schweiz am Donnerstagabend eingeladen, sich bei den internationalen Friedensoperationen mehr zu engagieren.

Er geht zudem mit Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey einig, dass die UNO ihre institutionellen Reformen effizienter vorantreiben muss.

“Ich bin sehr glücklich hier zu sein”, sagte Ban am Donnerstagabend nach einem Arbeitsgespräch mit der Bundespräsidentin, Innenminister Pascal Couchepin und Verteidigungsminister Samuel Schmid.

Der seit Januar amtierende UNO-Generalsekretär dankte der Schweiz für ihr aktives Engagement in den Vereinten Nationen und ganz besonders im Bereich der Friedensförderung. Es sei sein ehrlicher Wunsch, dass die Schweiz vermehrt an Friedensoperationen teilnehme, sagte Ban weiter.

Darüber habe er auch mit Samuel Schmid diskutiert. Die Schweiz werde in der Friedensförderung weiter aktiv sein, sicherte ihm Calmy-Rey zu. Laut der Bundespräsidentin ist die Arbeit bei den Vereinten Nationen ein “vorrangiger Akt” der Schweizer Aussenpolitik.

Mehr Transparenz im Sicherheitsrat

Mit 135 Millionen Franken für 2007 stünde die Schweiz an 15. Stelle der UNO-Geldgeber. Es sei für die Schweiz von grosser Wichtigkeit, dass die institutionellen und verwaltungstechnischen Reformen bei der UNO voran kämen.

“Die Schweiz hat ein übergeordnetes Interesse an einem effizienten Funktionieren der Vereinten Nationen”, sagte die Bundespräsidentin und Aussenministerin. Deshalb werde sich die Schweiz weiter für mehr Transparenz im Bereich des Sicherheitsrats einsetzen sowie für die Stärkung des Menschenrechtrats.

Reform der UNO-Gremien

Ban ging mit Calmy-Rey einig, dass die Reformen bei der UNO vorangetrieben werden müssen, wie er sagte.

Er dankte der Schweiz auch für ihre Rolle als Gaststaat für viele UNO-Büros und Institutionen. “Die Schweizer sollten stolz darauf sein”. Laut Calmy-Rey will die Schweiz den Standort Genf weiter fördern und für optimale Arbeitsbedingungen sorgen.

Der UNO-Generalsekretär widersprach Gerüchten, wonach einige UN-Büros wegen der hohen Kosten planten, aus Genf wegzuziehen. “Davon habe ich noch nie etwas gehört.”

Aktuelle Krisen

Ban Ki Moon macht ein direkteres Engagement der Vereinten Nationen im Irak von einer verbesserten Sicherheitslage abhängig. Alle Welt sei über die anhaltende Gewalt und Instabilität besorgt.

Er werde am 3. Mai im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich eine internationale Irak-Konferenz eröffnen und hoffe, das Treffen werde zu einer nationalen Aussöhnung und der Wiederherstellung des Friedens im Irak beitragen.

Auf dem Gesprächsprogramm standen zudem die weiteren aktuellen Krisen im Nahen Osten, in Kosovo und Darfur sowie in Iran, Nordkorea und Nepal.

Von Bern nach Genf

Auf den Gesprächstermin folgte ein offizielles Abendessen, an dem auch die Präsidenten der aussenpolitischen Kommissionen des National- und Ständerats teilnahmen.

Am Freitag reist Ban Ki Moon weiter nach Genf. Der letzte Besuch eines UNO-Generalsekretärs in Bern war derjenige von Kofi Annan im Oktober 2005.

Ban betonte auch die Rolle von Genf. In der Stadt würden weltweit am meisten internationale Konferenzen durchgeführt. Er werde noch viele Gelegenheiten haben, in die Rhonestadt zu kommen, sagte er mit Blick darauf, dass er erst nach fast vier Monaten erstmals den europäischen UNO-Sitz besucht.

swissinfo und Agenturen

Der neue UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat seit seinem Amtsantritt mehr als dreieinhalb Monate mit einem Besuch der Schweiz gewartet.

Sein Vorgänger, Kofi Annan, kannte Genf gut, weil er dort studiert hatte und auch dort gearbeitet hatte. Nun, nach seiner Pensionierung, plant er in Genf die Errichtung einer humanitären Stiftung.

Ban Ki Moon dagegen hat keine persönlichen Verbindungen zur Schweiz. Bern muss sich also bemühen, auch mit ihm die engen Beziehungen herzustellen, wie sie mit Kofi Annan bestanden.

Der UNO-Generalsekretär ist 62 Jahre alt und wurde 2004 zum südkoreanischen Aussenminister gewählt. Er ist ein Karrierediplomat.

Er wurde im Oktober 2006 per Akklamation zum UNO-Generalsekretär gewählt und hat seinen Posten im Januar 2007 angetreten.

Ban Ki Moon ist der erste Generalsekretär eines asiatischen Landes seit U Thant aus Burma, der das Amt 1961-71 innehatte.

Ban folgt auf Kofi Annan aus Ghana, der das Amt zehn Jahre lang ausübte.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft