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Dosiersystem wird gelockert

Die Geduldsprobe für LKW-Fahrer dürfte am kommendem September etwas abnehmen. Keystone

Ab September soll das Kreuzungsverbot für Lastwagen im Gotthard-Tunnel aufgehoben werden. Auf das Dosier- folgt ein Tropfenzähler-System.

Diese Lösung ist laut Verkehrsminister Moritz Leuenberger am zweiten Runden Tisch vom Dienstag auf «mittlere Zufriedenheit» gestossen. Oberstes Gebot bleibe nach der Brandkatastrophe vom 24. Oktober 2001 die Sicherheit, betonte der Verkehrsminister.

Ein Restrisiko im Tunnel bleibe jedoch bestehen, so Leuenberger: «Die Lösung, einen Unfall im Gotthardtunnel zu verunmöglichen, besteht darin, dort drin eine Champignonzucht durchzuführen.»

Leuenberger hatte in Bern mit den Beteiligten an der Transitachse diskutiert, das heisst den Kantonen Tessin und Uri, Graubünden und Wallis, der verladenden Wirtschaft, den Bahnen, den Gewerkschaften, den Umweltorganisationen und den regierenden Parteien.

«Mittlere Zufriedenheit»

Am Runden Tisch habe sich, so Leuenberger, eine «mittlere Zufriedenheit» eingestellt. Der Verkehrsminister will auf September ein neues Leitsystem einführen: «Tropfenzähler-» statt Dosiersystem. Das sichere Dosiersystem mit Einbahnverkehr hatte zu langen Warteschlangen und grosser Unzufriedenheit geführt.

Die Schweizer Regierung hatte es jedoch für nötig erachtet, nachdem sich im Oktober 2001 im Gotthardtunnel ein schwerer Unfall mit einem übermüdeten LKW-Fahrer ereignet hatte.

3000 pro Tag

Dort, wo sich heute die sogenannten Dosierstellen befinden, sollen neu «Pförtnerstellen» eingerichtet werden: Zwei bis drei Lastwagen pro Minute würden dann durchgelassen. Der Mindestabstand beträgt 150 Meter. Die heutigen Frequenzen von rund 3000 Durchfahrten von Lastwagen sollen beibehalten werden.

Nach Auskunft von Experten ermöglicht das «Tropfenzähler-System» nicht nur sicherheitsmässig akzeptable Frequenzen, sondern auch einen flüssigeren und besser durchmischten Verkehr. Davon profitierten auch PKW-Fahrer, weil ihnen lange Wartezeiten erspart blieben.

Bessere Ventilation

Das Kreuzungsverbot für Camions im Gotthard-Strassentunnel kann erst im Herbst aufgehoben werden, wenn die neue Ventilations-Anlage mit der erhöhten Absauge-Kapazität bei Bränden installiert ist. Im San Bernardino-Tunnel dürfen die LKWs weiterhin nicht kreuzen.

Gemischte Reaktionen

Der Urner Regierungsrat Peter Mattli hätte sich die nun angekündigten Massnahmen «lieber schon gestern» gewünscht. Sein Tessiner Kollege Marco Borradori begrüsste insbesondere die Privilegierung des Binnenverkehrs und warnte davor, «mit Salamitaktik» wieder die Zustände vor der Brandkatastrophe herzustellen.

Der Nutzfahrzeugverband ASTAG freute sich über die Abkehr von dem nach seiner Darstellung unzumutbaren Dosiersystem. Die Automobilverbände ACS und TCS begrüssten, dass der Personenverkehr nicht mehr von Lastwagenpaketen gebremst werde.

Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) zeigte sich besorgt über die beabsichtigte
Zulassung des Gegenverkehrs. Die Alpeninitiative begrüsst zwar die Änderung grundsätzlich. Entscheidend sei, wie das System angewendetwerde.

Wenig Begeisterung lösten die Massnahmen bei den Bundesratsparteien aus. Für die FDP stellen sie einen Schritt in die richtige Richtung fest, die SP kann damit leben. Mittlere bis grössere Unzufriedenheit herrschte bei CVP und SVP.

swissinfo und Agenturen

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