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Schweiz vor weiterer Prämienerhöhung

Junge bis 25 müssen tiefer in die Tasche greifen. project-photos.de

Die Krankenkassenprämien für die Grundversicherung steigen im nächsten Jahr für Erwachsene ab 26 Jahren um durchschnittlich 2,6%. Zwischen den Kantonen sind die Unterschiede allerdings beträchtlich.

Für junge Erwachsene ist der Anstieg sogar noch höher: Im Durchschnitt beträgt er für Personen zwischen 19 und 25 Jahren 4,2%.

Geringer fällt mit einem Plus von 1,5% die Prämienerhöhung für Kinder bis 18 Jahre aus. Vier lateinischsprachige Kantone senken die Kinderprämien sogar, nämlich Genf, Neuenburg, Jura und Tessin.

Laut dem Dachverband der Krankenversicherer, santesuisse, und der Schweizerischen Patientenorganisation (SPO) ist der Prämienanstieg im nächsten Jahr aber zu tief ausgefallen. Was die Politiker jetzt hinausgeschoben hätten, werde man nachholen müssen, zeigten sich beide Organisationen überzeugt.

Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) machte die bürgerliche Politik für die hohen Gesundheitskosten verantwortlich. “Das Parlament hat in dieser Session nichts dafür getan, etwas gegen die hohen Medikamentenpreise zu unternehmen”, sagte SKS-Präsidentin Simonetta Sommaruga.

Peter Indra, Vizedirektor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), sprach insgesamt von einem moderaten Anstieg.

Grund dafür seien allerdings nicht nur die hohen Reserven einiger Versicherungen, sondern vor allem kostensenkende Massnahmen, etwa in der Verwaltung oder bei den Medikamenten, wie er am Freitag in Bern vor den Medien sagte.

Grosse Unterschiede

Zwischen den Kantonen sind die Unterschiede in allen Altersbereichen allerdings beträchtlich. Bei den Erwachsenen nehmen die Prämien am höchsten mit 6,7% im Kanton Obwalden zu. Genf profitiert dagegen als einziger Kanton von einer Senkung um 0,1%.

In den Kantonen Jura, Neuenburg, Schaffhausen, Thurgau, Tessin, Waadt und Zürich steigen die Prämien zwischen 0,6 und 2,5%, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag mitteilte.

13 Kantone – Aargau, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Bern, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Freiburg, Glarus, Graubünden, Solothurn, Schwyz, Wallis und Zug – weisen eine Erhöhung zwischen 2,8 und 4,7% auf.

Die grössten Prämienerhöhungen erwarten mit einem Anstieg zwischen 5,3 und 6,7% die Kantone Luzern, Nidwalden, Obwalden, St. Gallen und Uri.

Unterdurchschnittlich

Es ist das vierte Jahr in Folge, dass der Prämienanstieg unter dem langjährigen Durchschnitt von knapp 5,0% liegt.

2008 war die Erhöhung mit 0,5% gar die tiefste seit Einführung des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) im Jahr 1996. Dies hatte unter anderem damit zu tun, dass verschiedene Krankenkassen vorab in der Westschweiz auf Geheiss von Gesundheitsminister Pascal Couchepin ihre Reserven abbauen mussten. 2007 lag der Prämienanstieg bei 2,2%.

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Basel löst Genf an Spitze ab

Durchschnittlich kostet im kommenden Jahr eine Grundversicherung (inkl. Unfall, bei einer Franchise von 300 Franken) 322,86 Franken. Am wenigsten berappen müssen wie im laufenden Jahr die Nidwaldner (230,45 Franken).

Obwohl Obwalden den höchsten Anstieg verkraften muss, bleibt die Prämie dort mit 246,96 Franken die drittgünstigste im Land.

Am tiefsten in die Tasche greifen müssen neu die Basler: Im Kanton Basel-Stadt liegt die durchschnittliche Prämie bei 420,26 Franken.

Basel-Stadt löst somit Genf an der Spitze ab. Trotz einer Prämiensenkung liegt der Westschweizer Kanton mit durchschnittlichen Kosten von 418,37 Franken immer noch auf dem zweiten Platz.

Innerhalb von jedem Kanton und jeder Prämienregion kann es grosse Unterschiede zwischen der tiefsten und der höchsten Prämie geben, mahnt das BAG. Für die Versicherten lohne sich deshalb ein Vergleich der individuellen Prämie.

Wechsel bis Ende November

Bis Ende Oktober 2008 müssen die Krankenkassen nun ihre Grundversicherten einzeln über die für sie geltenden Prämien, die angebotenen Franchisen und die dabei gewährten Rabatte informieren.

Die Versicherten haben dann bis Ende November 2008 Zeit, die Versicherung zu kündigen oder ein anderes Versicherungsmodell zu wählen.

Um den Versicherten den Vergleich zu erleichtern, bietet das BAG seine Hilfe an: Eine Prämienübersicht im Internet gibt Hinweise zu Kündigungsfristen, Sparmöglichkeiten und Listen der HMO-Standorte und Hausarztnetze.

Ferner enthält sie ein Verzeichnis der Versicherer sowie die Adressen der für Prämienverbilligungen zuständigen kantonalen Stellen.

Laut Berechnungen des BAG sind die Prämien seit Einführung des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) 1996 um total 86,7% angestiegen. Dies entspricht einem jährlichen Durchschnitt von +4,95%.

swissinfo und Agenturen

Obwalden:
246,96 Fr., +6,7 %
Uri:
252,59 Fr., +5,5 %
St. Gallen:
281,55 Fr., +5,4 %
Luzern:
278,18 Fr., +5,4 %
Nidwalden:
230,45 Fr., +5,3 %
Solothurn:
296,23 Fr., +4,7 %
Aargau:
295,17 Fr., +4,7 %
Appenzell Ausserrhoden:
247,78 Fr., +4,6 %
Basel-Landschaft:
331,58 Fr., +4,4 %
Appenzell Innerrhoden:
232,65 Fr., +4,3 %
Schwyz:
270,43 Fr., +4,2 %
Zug:
263,61 Fr., +4,0 %
Wallis:
272,72 Fr., +3,9 %
Bern:
345,90 Fr., +3,8 %
Glarus:
269,76 Fr., +3,7 %
Freiburg:
298,36 Fr., +3,4 %
Graubünden:
266,05 Fr., +2,9 %
Basel-Stadt:
420,26 Fr., +2,8 %
Durchschnitt Schweiz:
322,86 Fr., +2,6 %
Thurgau:
296,69 Fr., +2,5 %
Schaffhausen:
305,85 Fr., +2,1 %
Jura:
340,10 Fr., +1,9 %
Neuenburg:
368,55 Fr., +1,5 %
Waadt:
374,96 Fr., +1,4 %
Zürich:
311,71 Fr., +0,7 %
Tessin:
372,16 Fr., +0,6 %
Genf:
418,37 Fr., -0,1 %

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