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Trotz scharfer Kritik an der Expo-Leitung – Hayek hält fristgerechte Expo.01 für möglich

Nicolas Hayek hält die Durchführung der Expo.01 im Jahre 2001 für möglich. In seinem am Freitag (24.09.) veröffentlichten Gutachten empfiehlt der Uhrenindustrielle aber eine grundlegende Neuorganisation und die Entmachtung des strategischen Ausschusses.

Nicolas Hayek (Bild) hält die Durchführung der Expo.01 im Jahre 2001 für möglich. In seinem am Freitag (24.09.) veröffentlichten Gutachten empfiehlt der Uhrenindustrielle aber eine grundlegende Neuorganisation und die Entmachtung des strategischen Ausschusses.

Die Expo.01 kostet gemäss Hayek-Bericht zwischen 380 und 550 Mio. Franken mehr als angenommen. Auch der Zeitpunkt der Eröffnung im Mai 2001 ist gemäss dem Gutachten von Hayek ‚äusserst kritisch‘. Vorgeschlagen werden eine vollprofessionelle Führung und ein Krisenausschuss.

Nicolas Hayek und seine Gutachter malen in ihrem Bericht ein düsteres Bild von der derzeitigen Lage rund um die Expo.01. Die Landesausstellung sei unter einem derart erheblichen Zeit-, Geld- und Führungsmangel kaum realisierbar. Einzig mit einer professionellen Generaldirektion sei das Unmögliche dennoch möglich zu machen.

Grosse Mängel haben die Hayek-Gutachter in der Finanzplanung festgestellt. Sie schätzen, dass das interne Budget der Expo rund 1,154 Mrd. Franken betragen wird. Bisher war von rund 941 Mio. Franken die Rede. Dazu kommen laut Bericht weitere 58 Mio. Franken, welche für schwer einschätzbare Kostenrisiken einberechnet werden müssen.

Zusammen mit einem um 84 Mio. Franken höheren externen Budget, das nach neusten Berechnungen 384 Mio. Franken beträgt, belaufen sich die Gesamtkosten gemäss Hayek-Berechnung auf 1,596 Mrd. Franken. Dem stehen je nach Betrachtungslage Einnahmen in Höhe von 1,044 oder 1,157 Mrd. Franken entgegen.

Die Deckungslücke beträgt demnach im schlimmsten Fall 550 Mio. Franken oder ohne Risikoberechnung rund 380 Mio. Franken. Deshalb empfehlen die Gutachter dem strategischen Ausschuss (Comité stratégique) dringend, ein Kostenreduktionsprogramm einzuleiten. Dieses soll allerdings die Attraktivität der Expo.01 nicht beeinträchtigen.

In einem Land wie der Schweiz sollte es laut Hayek möglich sein, die fehlenden Gelder von der öffentlichen Hand oder der Wirtschaft zu erhalten. Ohne sofortige Einkünfte oder Kredite in Höhe von 20 bis 30 Mio. Franken ist die Expo.01 gemäss Hayek-Bericht bald zahlungsunfähig.

Einer verfügbaren Liquidität von 11.4 Mio. Franken steht derzeit ein Zahlungsbedarf von acht Mio. Franken gegenüber. Der Saldo von 3,4 Mio. wird bis Mitte Oktober aufgebraucht sein, da dann Kredite zurückbezahlt werden müssen und Bankgarantien ablaufen.

Auch im Bezug auf die terminliche Situation hat Gutachter Nicolas Hayek grösste Bedenken. Der 3. Mai 2001 als Eröffnungstag wird als ‚äusserst kritisch‘ eingeschätzt. Das Management sei bisher offensichtlich nicht in der Lage gewesen, die sich seit längerem abzeichnenden Terminschwierigkeiten mit geeigneten Massnahmen zu beheben.

Der Zeitverlust der vergangenen drei Jahre sei mit keinem Geld zurückzuholen. Die vier Arteplages und die übrigen Bauten müssen gemäss Hayek zwei Monate vor Eröffnung bereit sein. Um dieses Ziel überhaupt noch erreichen zu können, müssen die Arbeiten jetzt mit allen verfügbaren Mitteln, Tag und Nacht, vorangetrieben werden. Es dürfe keine einzige Minute mehr verloren gehen, so Hayek.

Besonders schlecht weg kommt das Management im Allgemeinen. Hayek schlägt vor, dass das Comité stratégique seine Vollmachten sofort an einen Steuerungs- und Krisenausschuss übertragen soll. Gleichzeitig soll die Generaldirektion der Expo reorganisiert und mit exekutiven Vollmachten ausgerüstet werden.

Das Hayek-Team habe den Eindruck gewonnen, dass von Projektbeginn an eine klare, erfahrene, unumstrittene und entscheidungssichere Führung gefehlt hat, heisst es im Bericht. Weiter sei festgestellt worden, dass bis heute noch keine kompakte, koordinierte und leistungsfähige Managementorganisation besteht.

Der strategische Ausschuss wird den Bericht Hayek anfangs kommender Woche beraten. Dabei will es Anträge zuhanden der Schweizer Regierung (des Bundesrats) ausarbeiten. Diese werden am kommenden Mittwoch (29.09.) veröffentlicht. Der Bundesrat wird am 4. Oktober über das weitere Vorgehen entscheiden. Die eidgenössischen Räte werden in der Dezember-Session über einen möglichen Nachtragskredit debattieren.

SRI und Agenturen

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