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Zwischen Heimat, Tradition und Öffnung

Bundespräsident Moritz Leuenberger sprach am National-Feiertag auch vor rund 1'500 Pfadfindern. swissinfo.ch

Toleranz und Öffnung, ohne Heimat und Tradition zu verlieren: In diesem Spannungsfeld bewegten sich die meisten Reden zum 1. August. Alle, die in der Schweiz leben, müssten hier auch eine Heimat finden, wünschte Bundespräsident Moritz Leuenberger. Ausser in Basel und Frauenfeld kam es zu keinen schwerwiegenden Zwischenfällen.

Das gelte auch für Minderheiten. Heimat sei für jeden Menschen in der Schweiz etwas anderes, und selten sei sie absolut gleichbedeutend mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Ein Anrecht, dieses Land zu lieben, könne niemand exklusiv für sich pachten, sagte Bundespräsident Moritz Leuenberger in der offiziellen Ansprache.

Mit einem UNO-Beitritt könnte unser Land das Weltorchester um ein neues Instrument ergänzen, sagte Leuenberger in seiner Rede auf Radio CH International. Vor den Teilnehmenden eines internationalen Pfadilagers in Interlaken BE beschwor er den Traum einer einzigen Welt. Die Globalisierung dürfe nicht Wirtschaft und Technik überlassen werden, sondern sei als politisches und kulturelles Vehikel zu nutzen.

Unter den Zuhörerinnen und Zuhörern in Interlaken waren auch rund 60 Rechtsradikale. Während sie sich bei der Rede von Leuenberger ruhig verhielten, störten sie anschliessende Ansprachen von Pfadfindern, zogen dann aber ab.

Breite Palette der Themen

Bundesrat Samuel Schmid betonte in seinen Ansprachen in Rüti bei Büren und in Büren an der Aare, die Schweiz sei kein «Zustand», sondern ein «Prozess», an dem alle mitarbeiten müssten. Weiter sprach sich der VBS-Chef für die Sicherung der Sozialwerke aus: «Zwei Klassen erträgt die Gesellschaft nicht», sagte er.

Der Urner Nationalrat und frühere FDP-Präsident Franz Steinegger rief an der Bundesfeier auf dem Rütli zu Offenheit und Gemeinsinn auf. Der Staat dürfe nicht den Nationalisten überlassen werden. Die Liebe zum Vaterland müsse etwas anderes sein als die Liebe des Esels zu seinem Stall. Ein massives Polizeiaufgebot verunmöglichte dieses Jahr rechtsradikale Störungen.

Die Genfer Ständerätin und SP-Präsidentin Christiane Brunner wies darauf hin, dass die Schweiz ein multikulturelles Land sei. Eine abgeschottete Schweiz habe keine Zukunft, sagte sie.

Der Schaffhauser Nationalrat und jetzige FDP-Präsident Gerold Bührer betonte, die Bilateralen Abkommen seien für die Schweiz gegenwärtig der beste Weg. Das kleine Land sei ein bedeutender Wirtschaftsstandort und müsse seine Interessen bei der Umsetzung der Bilateralen Abkommen einbringen.

CVP-Präsident Philipp Stähelin warb in seiner Rede für den Beitritt der Schweiz zur UNO. Nur ein vernünftiger Wandel könne den Staat erhalten, sagte er. Wer Wandel verhindere, erzeuge Druck, der sich früher oder später entlade.

Schwere Zwischenfälle in Basel und Frauenfeld

Die Festivitäten in Basel in der warmen Sommernacht auf Mittwoch wurden von schweren Zwischenfällen überschattet, die mehrere Verletzte forderten.

Der schwerste Zwischenfall ereignete sich laut Polizeiangaben auf einem Boot am Kleinbasler Rheinufer. Vom Ufer aus schossen drei Unbekannte mit Petarden gegen das Boot, dessen Passagiere sich das Feuerwerk ansehen wollten. Eine Person wurde dabei schwer und eine leicht verletzt. Die Täter konnten noch nicht eruiert werden.

Einen Schwerverletzten gab es auch bei einem Streit in einer Festwirtschaft unter der Johanniterbrücke. Ein Betrunkener, der nichts mehr zu trinken bekam, schoss einen Feuerwerkskörper in die Menge und traf einen jungen Mann. Dieser erlitt Verbrennungen dritten Grades. Das Signalement des Täters ist bekannt.

Grosses Glück hatte ein Mädchen das um 21.30 Uhr auf der Johanniterbrücke mit dem Vater auf das Feuerwerk wartete. Die Elfjährige verspürte plötzlich einen stechenden Schmerz im Bein. Bei der Notoperation im Bruderholzspital stellte sich heraus, dass sie von einem 9-Millimeter-Geschoss getroffen worden war. Die Polizei hat eine Untersuchung eingeleitet.

Am Mittwochnachmittag wurden in einer Garage in Frauenfeld (TG) vier Personen verletzt, als Feuerwerkskörper explodierten. Ein Mann und eine Frau wurden mit Rauchgas-Vergiftungen ins Kantons-Spital eingeliefert. Zwei weitere Personen erlitten einen Schock.

swissinfo und Agenturen

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