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CH/Krankenkassenprämien 2011: Markant höhere Prämien für junge Erwachsene (Zus.)

Bern (awp/sda) – Junge Menschen bekommen die Prämienrunde 2011 am stärksten zu spüren. Bundesrat Didier Burkhalter pocht deshalb auf tiefgreifende Reformen. Auch andere Akteure im Gesundheitswesen rufen nach Veränderungen, doch ihre Rezepte sind unterschiedlich.
Für 19- bis 25-Jährige steigen die Prämien der Grundversicherung 2011 durchschnittlich um 11,8%, wie Bundesrat Didier Burkhalter am Freitag in Bern vor den Medien bekanntgab.
Für Erwachsene ab 26 Jahren mit 300 CHF Franchise beträgt die durchschnittliche Prämienerhöhung 6,5% und für Kinder (bis 18 Jahre) 6,3%. Wer eine höhere Franchise wählt, muss mit einem prozentual höheren Anstieg rechnen.
Die Erhöhungen sind Durchschnittswerte – die Spannweite bei den Kantonen liegt zwischen 2,1% in Neuenburg und 10,3% in Nidwalden. Innerhalb der Kantone sind die Prämienunterschiede ebenfalls beträchtlich. In der Deutschschweiz schlagen die Prämien tendenziell mehr auf als in der Romandie.
«Für junge Leute ist die Prämienerhöhung zu hoch», stellte Burkhalter klar. Reformen am Gesundheitssystem seien deshalb gerechtfertigt, ob es sich nun um kurzfristige Massnahmen oder tiefgreifende Änderungen handle.
Kurzfristig sollen Massnahmen bei den Medikamenten und Hilfsmitteln sowie höheren Spital-Tagespauschalen für Alleinstehende die Krankenversicherung um mehrere hundert Mio CHF entlasten.
Die Reserven sollen neu auf der Basis der Risiken der Kassen berechnet und zu viel einbezahlte Prämien zurückerstattet werden. Mitte 2011 treten laut Burkhalter Verordnungsänderungen dazu in Kraft. Angehen will der Gesundheitsminister auch das Problem der in der Vergangenheit zu viel erhobenen Prämien in einigen Kantonen.
In der Frage, ob es Reformen braucht, sind sich die Akteure im Gesundheitswesen einig. Doch ihre Rezepte sind unterschiedlich: Für den Krankenkassenverband santésuisse müssen die Prämien die Kosten decken. Wegen der neuen Spitalfinanzierung würden die Prämien auch 2012 stärker steigen als die Gesundheitskosten, sagte ein Sprecher.
Aus Sicht der Stiftung für Patientenschutz (SPO) ist zu prüfen, ob teure Behandlungen und Medikamente aus dem Leistungskatalog gestrichen werden. «Patienten dürfen nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt rennen», sagte SPO-Präsidentin Margrit Kessler.
Der Preisüberwacher will bei den Medikamenten sparen. Die Stiftung für Konsumentenschutz will den Risikoausgleich unter den Kassen verfeinern und so die Jagd der Kassen nach jungen, gesunden Versicherten unterbinden. Jacques de Haller, Präsident der Ärzteverbindung FMH, will einen Systemwechsel.
Der Waadtländer Staatsrat Pierre-Yves Maillard, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) plädierte einmal mehr für eine Einheitskrankenkasse. Gleichzeitig schlug er einen «Pool» vor, in dem jene 10% der Versicherten zusammengefasst werden, die 70% der Kosten verursachen.
GDK-Vizepräsident Carlo Conti (BS) will den Kantonen mehr Steuerungsmöglichkeiten bei ambulanten Spitalbehandlungen geben. Würden nicht nur stationäre, sondern auch ambulante Behandlungen von Kassen und Kantonen bezahlt, würde dies seiner Ansicht nach die Prämien stark entlasten.
Die Realität holte Burkhalter noch während der Medienkonferenz ein: Der Nationalrat schickte am Freitag Gesetzesänderungen bachab, die die Krankenversicherung um 240 bis 295 Millionen CHF pro Jahr hätten entlasten sollen. Das Paket hatte noch Burkhalters Vorgänger Pascal Couchepin geschnürt.
Für das Nein verantwortlich waren SP, SVP und Grüne. Das Parlament hat seit Mai 2009 an den Massnahmen gefeilt.
uh

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