
CH/Zahlungsverkehrsdienstleister befürchtet Schäden
Zürich (awp/sda) – Die defekten deutschen Bankkarten könnten auch in der Schweiz Probleme verursachen. Der Schweizer Zahlungsverkehrsdienstleister SIX Group befürchtet Schäden an hiesigen Bancomaten und Zahlungsterminals in Geschäften durch Klebestreifen, die sich von den Bankkarten ablösen könnten.
Seit Jahresbeginn sorgen deutsche EC- und Kreditkarten massenhaft für rote Köpfe: Wegen eines Softwarefehlers auf dem Chip der Karten kann die Jahreszahl 2010 nicht richtig verarbeitet werden. Deshalb funktionieren rund 30 Millionen deutsche Bankkarten an den Geldautomaten und Zahlungsterminals in den Läden nicht mehr.
Nun versuchen viele, die defekten Karten zu überlisten. Sie überkleben den Chip mit Klebeband. Dadurch greifen etliche Zahlungsterminals und Geldautomaten in Deutschland automatisch auf den Magnetstreifen zurück, so dass der Einkauf bezahlt oder Geld bezogen werden kann.
In der Schweiz funktioniert der Trick am Bancomaten indes nicht. Die hiesigen Geldautomaten wurden vor Jahren so eingerichtet, dass sie keine Magnetstreifen mehr lesen, sondern nur noch den Chip auf der Plastikkarte. Ausschlaggebend waren Sicherheitsgründe, weil die Magnetstreifen leicht zu kopieren sind und so Diebe Geld abheben können.
Deshalb schauen deutsche Feriengäste mit defekten Karten an Schweizer Bancomaten in die Röhre. Mehr Hoffnung bestehe aber in Schweizer Geschäften, sagt Sprecher Bernhard Wenger vom Zahlungsverkehrsdienstleister SIX Group auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Dort dürfte das Bezahlen mit Plastikgeld mit grosser Wahrscheinlichkeit funktionieren, weil viele Bezahlterminals an den Ladenkassen auf den Magnetstreifen zugriffen, wenn sie den Chip nicht lesen könnten.
Wenger warnt vor dem Überkleben des Chips auf den Karten. Dieses nütze nichts. Es könnte aber grosse Schäden an Bancomaten und Bezahlterminals verursachen, wenn der Klebestreifen sich löse und das Gerät verklebe. Dann müsste dieses repariert werden, was sehr teuer werden könne, wenn reihenweise deutsche Touristen den Trick anwendeten.
Die deutschen Banken empfehlen Reisenden, ausreichend Bargeld mitzunehmen und bei Problemen am Geldautomaten das Geld am Bankschalter zu beziehen. Dafür fallen jedoch Gebühren an, die der Kunde selber bezahlen muss.
Bis der Softwarefehler behoben ist, sucht der deutsche Zentrale Kreditausschuss (ZKA), in dem die deutsche Bankenbranche organisiert ist, eine Übergangslösung. Man bemühe sich, für die fünf grossen Ferienländer Schweiz, Österreich, Italien, Frankreich und Spanien schnell sicherzustellen, dass die deutschen Plastikkarten angenommen werden.
In der Schweiz sei die SIX Group im Gespräch mit dem ZKA, Schweizer Banken und Mastercard für eine Lösung, sagt Wenger. Für eine Umstellung der Schweizer Bancomaten, damit sie auch wieder Magnetstreifen lesen könnten, müsste die Software in Absprache mit den internationalen Kartenorganisationen Mastercard und Visa angepasst werden. Allerdings stellt sich die Frage, wer die Umstellung bezahlt und wer die Folgen von Missbräuchen trägt.
Schweizer Maestro- und Kreditkarten seien von dem Softwarefehler nicht betroffen. «Wir haben andere Chips», sagt Wenger.
ps