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CSG sieht bei Winterthur rot

Schwere Zeiten für Lukas Mühlemann: Die Winterthur macht dem CEO der CSG sorgen. Keystone

Die Credit Suisse Group (CSG) schliesst das Halbjahr mit einem Millionen-Verlust ab. Schuld daran ist die Winterthur-Versicherung und die Börsen-Baisse.

Die Konkurrenz UBS vermeldete am Vortag einen Gewinn.

Die CSG, das zweitgrösste Schweizer Finanzinstitut, hat im zweiten Quartal einen Verlust von 579 Mio. Franken eingefahren. Das gab sie an der Bilanz-Medienkonferenz am Mittwoch in Zürich bekannt. “Der Verlust ist ungefähr 150 Mio. Franken höher als erwartet wurde. Für mich ist das eine Enttäuschung”, sagte David Hussey, Analyst bei der Barclays in London, gegenüber swissinfo.

Die Börse quittierte die Nachricht mit einem Sturz von 30,70 Franken auf 29,10 Franken. Am Ende des Börsentages hatten sich die Aktien auf 30,50 Franken erholt.

Die Hauptschuld am Sturz in die Verlustzone trägt das Versicherungs-Geschäft: Die Winterthur-Versicherung beendete das vergangene Halbjahr mit einem Verlust von 637 Mio. Franken. Insgesamt belastete die Winterthur das Konzern-Resultat mit rund 1,5 Mrd. Franken. Der Verlust ist auf den Einbruch der Börse zurück zu führen.

Serbelnde Versicherungs-Tochter

Ende Juni hatte die CSG noch 600 Mio. Franken in die Winterthur pumpen müssen, um das Kapital zur Unterlegung des Versicherungsgeschäfts – die sogenannte Solvabilitäts-Marge – zu heben (siehe “zum Thema”). Insgesamt stützte die CSG die Winterthur bisher mit 1,7 Mrd. Franken. Dem waren Gerüchte gefolgt, die CSG könnte sich von der Winterthur trennen wollen.

“Viele Investoren sagen jetzt, dass die CSG die Winterthur nie hätte kaufen dürfen. Die meisten Investoren wären wohl froh, wenn die CSG die Winterthur oder Teile davon verkaufen würde”, meint Hussey.

Doch davon will CSG-Chef Mühlemann nichts wissen: Er bekräftigte an der Pressekonferenz, dass das Mutterhaus weiterhin Geld in die Versicherungs-Tochter investieren wird. Die Gruppe sei ohne weiteres im Stande, der Winterthur Geld zuzuführen, sagte Mühlemann. Er wies weiter darauf hin, dass das technische Ergebnis der Winterthur besser ausgefallen sei als im Vorjahr.

Gescheiterte Strategie, gegangene Manager

Auch wenn die Winterthur wieder besser geschäften sollte, verabschiedet sie sich von den Strategien, die ihr von ihren Managern verordnet wurde (siehe “zum Thema”).

Bereits im Juli musste Thomas Wellauer, Direktor der CSFS, abtreten. Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich CSFS-Chef-Stratege Erwin Heri zurückzieht. Noch vor kurzem wurde Heri als möglicher Direktor für die Winterthur gehandelt.

Es gab aber auch gute Nachrichten: Die Investment-Sparte Credit Suisse First Boston (CSFB), ehemaliges Sorgenkind, erzielte Verbesserungen. Bei der CSFB schaute nach massiven Entlassungen ein Halbjahresgewinn von 69 Mio. Franken heraus. Die CSFB-Kosten sollen bis Ende Jahr 1,8 Mrd. Dollar tiefer ausfallen.

Auch der Zufluss an Neugeldern ist ein gutes Zeichen: Er betrug 4,2 Mrd. Franken im zweiten Quartal. Die Steuer-Amnestie in Italien habe 3,3 Mrd. Franken aus der Schweiz abgezogen, sagte Mühlemann, aber “ein guter Teil des Abflusses hat aufgefangen werden können”. Er meinte damit, dass viel abgezogenes Geld auf italienischen CSG-Ablegern deponiert worden sei.

UBS mit Gewinn

Die UBS hatte bereits am Dienstag ihre Zahlen bekannt gegeben: Der grösste Schweizer Bankkonzern meldete zwar einen Gewinnrückgang um 10%, konnte aber trotzdem noch 2,7 Mrd. Franken als Reingewinn fürs abgelaufene Halbjahr verbuchen.

Der ausgewiesene Gewinn im ersten Quartal von 1,331 Mrd. Franken lag rund 225 Mio. Franken höher, als Börsen-Kenner erwartet hatten. Die Börse honorierte das Ergebnis mit einem Kursanstieg.

Rezept: Sparen und weniger Risiko

CEO der UBS, Peter Wuffli, führte das gute Ergebnis einerseits auf die Sparmassnahmen zurück und andererseits auf ein konservatives Management, das Risiken vermieden habe.

Für das kommende Jahr erwartet er aber nicht allzu viel: Ein Ergebnis wie im Jahr 2001 werde wohl nicht erreicht werden. Damals hatte UBS einen Gewinn von 4,873 Mrd. Franken erreicht.

Philippe Kropf

579 Mio. Franken Verlust im 2. Quartal
Versicherungs-Sektor belastet die Gruppe mit 1,5 Mrd. Franken
Neugelder-Zufluss von 4,2 Mrd. Franken

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