Besuch im neuen China-Zentrum Bern: Soft Power mit System

Weltweit propagiert China seine Kultur. Bald wird auch in der Schweiz das erste Zentrum eröffnet. Ein Besuch im neuen China-Zentrum in Bern.
Zur Teezeremonie haben sich rund 25 geladene Gäste versammelt. “Tea for Harmony” heisst der Anlass. “Frieden und Harmonie sind die Grundwerte der chinesischen Kultur”, sagt der Zentrumsleiter.
Erstmals sind auch Medien im Zentrum präsent, neben SRF die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.
Hier am Stadtrand von Bern, in einem Einkaufszentrum, oberhalb von Poststelle, Migros und Coop, werden künftig auf eineinhalb Etagen die chinesischen Werte propagiert.
Neben Büros, einem Konferenzsaal und dem Ausstellungsraum besitzt das Zentrum auch zwei Klassenzimmer.

Chinesisch-Unterricht und Ausstellungen
Chinesisch soll hier unterrichtet werden, aber auch Teekultur, Kalligrafie oder traditionelle Musik, so der Zentrumsleiter.
Er beantwortet jene Fragen, die vorab schriftlich gestellt und dann von der Botschaft bewilligt worden sind.
China ist heute weltweit mit über 30 Kulturzentren in anderen Staaten präsent. Die Zentren sind dem Ministerium für Kultur und Tourismus zugeordnet.
Nach staatlichen Angaben existieren sie seit den 1980er-Jahren.
«Der kulturelle Austausch wird vom chinesischen Parteistaat gefördert, er steckt hinter diesen Zentren», sagt China-Experte Ralph Weber.
In den Kulturzentren finden Konzerte, Ausstellungen und Vorträge statt. Das Zentrum in Bern befindet sich derzeit laut Leitung noch in einer Testphase.
China verbreitet seine Kultur weltweit. Ist das Zentrum ein Element chinesischer Soft Power? Konsul Cui Ke sagt auf diese Frage: Viele Staaten würden vergleichbare Kulturinstitute betreiben.
Auch die Schweiz sei im Ausland aktiv: “Mit Organisationen wie Pro Helvetia bewirbt die Schweiz ihre Kultur an verschiedenen Orten.”

Geht es China nur um Kultur oder um mehr? Professor Ralph Weber von der Universität Basel erforscht die chinesischen Aktivitäten im Ausland.
“Es geht auch um Kultur”, sagt Weber. Doch das Ziel sei, Chinas internationalen Einfluss zu stärken. “Das steht auf der Homepage der chinesischen Einheit geschrieben, welche diese Zentren verantwortet.”
Imagewerbung des Einparteienstaats
Imagewerbung im Ausland, das machen viele Staaten. Doch es gebe einen Unterschied, sagt Weber: “Bei China steht die Propagandaabteilung des Parteistaates dahinter, und die Ziele sind nicht immer vereinbar mit der Schweizer Demokratie.” China ist ein zentral geführter sozialistischer Einparteienstaat.
Auf die ungeplante Nachfrage, ob neben der chinesischen Kultur denn auch Gesellschaft und Politik des Landes vermittelt würden, erklärt der Zentrumsleiter: “Kultur und Tourismus, darum geht es hier.”
China und die Schweiz feiern in diesem Jahr 75 Jahre diplomatische Beziehungen. Das China Cultural Center sei eine Brücke der Freundschaft für die Bevölkerung, erklärt Cui Ke.
Definitiv eröffnet werden soll diese Brücke von Peking nach Bern in den nächsten Monaten, mit einem offiziellen, freundlichen Besuch aus China.

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