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Weshalb es in der Schweiz zu viel Milch gibt

Die Schweiz hat 126 Millionen Kilogramm Milch zu viel.
Die Schweiz hat 126 Millionen Kilogramm Milch zu viel. Keystone / Gian Ehrenzeller

Die Schweiz produziert zu viel und zu teure Milch. Die Branche senkt den Milchpreis. Die Folgen – und was Bauern tun.

Worum geht es? In der Schweiz gibt es derzeit zu viel Milch auf dem Markt. Insgesamt handelt es sich laut der Branchenorganisation Milch um rund 126 Millionen Kilogramm. Die Organisation hat jüngst bekanntgegeben, den Milchpreis des A-Segments, also für hochwertige Produkte für den Schweizer Markt (siehe zweite Box), um 4 Rappen zu senken. Der neue Preis von 78 Rappen gilt ab dem 1. Februar 2026 für elf Monate. Es ist das erste Mal, dass ein Milchpreis für fast ein ganzes Jahr festgelegt wurde. Bisher galten die Richtpreise jeweils für drei Monate. Damit sollen die Milchproduzentinnen und -produzenten mehr Planungssicherheit erhalten.

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Wie begründet die Organisation die Preissenkung? Der Schweizer Milchpreis liegt laut Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch, immer mehr über dem Preis im Ausland. Rund die Hälfte der Schweizer Milch wird zu Käse verarbeitet. Dieser Käsemarkt ist teilweise liberalisiert und dem europäischen Markt gleichgestellt. Wenn der Preisunterschied zwischen Schweizer Käse und ausländischem Käse zu gross wird, verliert Schweizer Käse an Wettbewerbsfähigkeit und verschwindet aus den Regalen. Um diesen Preisunterschied nicht weiter anwachsen zu lassen, wurde der Richtpreis gesenkt.

Was sind die Gründe für die Milchschwemme? Laut Swissmilk sind die Gründe vielfältig und ergeben sich aus einer Verkettung mehrerer Umstände. Ein Sommer mit sehr guten Wetterbedingungen sorgte für reichhaltiges und qualitativ hochwertiges Futter, was sich direkt in einer erhöhten Milchproduktion niederschlug. Gleichzeitig führten die US-Zölle nicht nur in der Schweiz, sondern in der gesamten EU zu erheblichen Marktunsicherheiten. Diese Situation hatte einen Rückgang der Exporte zur Folge, wodurch mehr Milch im Inland verblieb. Hinzu kamen ungünstige Währungseffekte sowie bereits erhöhte Butterlagerbestände.

Wie sieht es der Experte? «Man hatte die ganze Milchproduktion einfach sich selber überlassen», sagt Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz. «Die Widersprüche, die wir in der Landwirtschaftspolitik haben, sieht man nicht. Auf der einen Seite besteht ein Anreiz, immer produktiver zu werden und Kosten zu senken. Auf der anderen Seite führt dies aber zu einer Landwirtschaft, in der unsere Kühe gar nicht mehr auf die Alp gehen, sondern mit Futtermittel gefüttert werden. Was wir eigentlich fördern wollen – eine graslandbasierte Landwirtschaft von Kühen, die im Sommer auf die Alp gehen –, das geht dann verloren.»

Die Branche spricht beim Milchpreis nicht von Litern, sondern von Kilogramm. Das hat folgenden Grund: Ein Liter Milch ist nicht immer derselbe. Grundsätzlich ist ein Liter mehr als ein Kilogramm. In der Milch sind, im Gegensatz zu Wasser, etwa noch Eiweiss und Laktose enthalten. Deren Anteil schwankt, und damit ist das Volumen von Milch keine verlässliche Grösse.

Was sagen Milchproduzierende? Für die Landwirtinnen und Landwirte sei es ein Einschnitt. «Am Ende habe ich einen Umsatzverlust von 16’000 Franken für ein Jahr», so Boris Beuret, der im Kanton Jura einen Milchwirtschaftsbetrieb mit 60 Kühen führt. Zudem ist er Präsident des Produzentenverbands Swissmilk. In dieser Rolle hat aber auch er einer Senkung zugestimmt – «im Sinne der Stabilität». Um der Milchschwemme entgegenzuwirken, wird er die Fütterung anpassen und hat bereits ältere Kühe früher geschlachtet.

Wie geht es weiter? Die Milchbranche geht davon aus, dass sich Angebot und Nachfrage bald wieder ausgleichen werden. Demnächst dürften auch die Konsumentinnen und Konsumenten weniger bezahlen. Auf Anfrage sagen Migros und Coop, dass sie die Preissenkung weitergeben wollen.

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Die Branchenorganisation Milch unterscheidet Milch in die Segmente A, B und C. Diese zeigen, wofür die Milch verwendet wird, und bestimmen die Höhe des Richtpreises.

A-Segment: Milch wird für hochwertige Produkte wie Trinkmilch, Rahm oder Käse für den Schweizer Markt eingesetzt und erzielt den höchsten Preis. Wird in der Regel 3-monatlich bestimmt. Derzeit 82 Rappen (ab 1. Februar 78 Rappen).

B-Segment: Milch geht in Exportprodukte oder in Produkte, bei denen im Inland grosse ausländische Konkurrenz besteht, und wird tiefer bezahlt. Wird monatlich bestimmt. Derzeit 53 Rappen.

C-Segment: Milch fällt bei Übermengen an und wird zu Weltmarktprodukten wie Butter oder Magermilchpulver verarbeitet und exportiert; sie erhält den tiefsten Preis. Wird monatlich bestimmt. Derzeit 27 Rappen.

Die Richtpreise dienen als Orientierung für Preisverhandlungen und sind keine garantierten Auszahlungspreise.

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