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Durchzogene Bilanz bei Kobe-Konferenz

Das Epizentrum des Seebebens, wie es von einem japanischen Messinstrument erfasst wurde. Keystone

Im Anschluss an die Weltkonferenz zum Katastrophenschutz in Japan hat sich die internationale Gemeinschaft zu mehr Prävention verpflichtet.

Die Schweizer Delegation ist zwar zufrieden mit dem Resultat, doch bleibe viel Arbeit zu tun. Die Schweiz führte in Kobe den Vorsitz.

Vier Wochen nach der Fluttragödie am Indischen Ozean hat sich die Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge in Kobe, Japan, darauf geeinigt, beim Aufbau eines Tsunami-Warnsystems für die Region unter Führung der UNO zusammenzuarbeiten.

Das von der Schweiz vorbereitete Grundlagenpapier zur Prävention diente der Konferenz dabei als Konsensbasis.

“Wir ziehen eine sehr positive Bilanz”, sagte der Programmverantwortliche Meinrad Studer, Schweizer Delegationsmitglied vor Ort, zu swissinfo. “Unter dem Vorsitz der Schweiz hat die Konferenz ein konkretes Grundlagenpapier erarbeitet.”

Doch jetzt müsse man sich schnell wieder an die Arbeit machen, wenn man wolle, dass auf den Aktionsplan der Konferenz konkrete Bemühungen folgen, unterstreicht DEZA-Sprecher Jean-Philippe Jutzi.

Seit Oktober in Bearbeitung

Seit letztem Oktober habe Delegationsleiter Marco Ferrari die Verhandlungen geführt. “In dem Dokument wurde nun ein Konsens gefunden, um Präventionsmassnahmen zu verstärken, nach teilweise schwierigen Verhandlungen”, wie Studer sagte.

Mehrere Länder präsentierten ambitioniert eigene Modelle für ein Warnsystem. Die UNO wird die Modelle vergleichen und binnen eines Jahres ein neues System aufgebauen.

Nach Ansicht von Konferenz-Kritikern habe das Ausmarchen um das Tsunami-Frühwarnsystem die Notwendigkeit konkreter Massnahmen für eine breiter angelegte Katastrophenvorsorge überschattet.

Laut Studer ging es nicht nur um Tsunami-Frühwarnsysteme, sondern ganz allgemein um Prävention jeglicher Art von Katastrophen.

Konkrete Massnahmen oder nur Prioritäten

“Bei 4000 Teilnehmern und 168 Staaten kam in Kobe ein enormes Wissen zusammen”, so Studer, “so eine Konferenz hat es bisher noch nie gegeben.”

Kritiker warfen der Konferenz jedoch vor, sich auf keine konkreten Vorgaben festgelegt zu haben. Es gebe weder genaue Zeitvorgaben noch einen Überprüfungsprozess für die Umsetzung der geplanten Massnahmen und auch keine Finanzierungsverpflichtungen.

Laut Studer seien die Erwartungshaltungen gegenüber der Konferenz schon zu Beginn verschieden gewesen. Die NGOs hätten mehr vom Ausgang erwartet. Den Staaten jedoch sei ein Grundlagenpapier wichtig gewesen, das die Prioriäten festlegt.

In einem zum Abschluss der Konferenz in der japanischen Hafenstadt vorgelegten “Aktionsplan” für die nächsten zehn Jahre heisst es lediglich, man erwarte davon als Ergebnis eine “substanzielle Reduzierung” von Opfern und Schäden.

Im verabschiedeten Grundlagen-Konsens geht es nun um Kooperationen beim Erstellen von Risikokarten, beim Gebrauch von Satelliten-Technologie für Frühwarnung und bei nachhaltigen Entwicklungsprogrammen.

Diese sollen die Menschen, die in Risikogebieten leben, auf Warnsysteme aufmerksam machen. Experten halten diesen Punkt für besonders dringend.

Mit Frühwarnungssystemen und deren Befolgung lassen sich die Opferzahlen bei Naturkatastrophen spürbar verringern.

Gastland Japan besonders gefährdet

Vor einem Jahrzehnt waren in Kobe nach einem Erdbeben fast 6500 Menschen umgekommen. Seit dem Seebeben vom 26. Dezember 2004, das über 200’000 Opfer forderte, ist die ganze Welt auf die Notwendigkeit aufmerksam geworden, Katastrophenrisiken durch Prävention zu reduzieren.

Das Gastgeberland der Konferenz, Japan, hat eine lange Geschichte und viel Erfahrung im Umgang mit Naturkatastrophen, die von Erd- und Seebeben ausgelöst werden.

swissinfo und Agenturen

Zehn Jahre nach der Weltkonferenz zur Prävention von Naturkatastrophen in Yokohama ging am Samstag in Kobe die Nachfolgekonferenz zu Ende.

Sie sollte das im letzten Jahrzehnt im Bereich der Katastrophenprävention Erreichte aufzeigen und auf Lücken hinweisen.

Wegen dem Seebeben vom 26. Dezember 2004 kommt dieser Konferenz bezüglich Frühwarnsystemen eine besondere Bedeutung zu.

Die Schweiz trug in Kobe mit einem Workshop über die Erfahrungen mit Risiken im Berggebiet bei.

Dabei ging es um politische Rahmenbedingungen, Strategien und Visionen der Schweiz mit dem Ziel, Umweltkatastrophen zu reduzieren.

Nach fünftägigen Verhandlungen einigten sich die Vertreter von 168 Länder und rund 30 Non Governmental Organisations auf das Abschlussdokument “Hyogo Framework for Action: 2005 – 2015”.
Dieser Text gilt als Grundlage für Massnahmen, die in den nächsten zehn Jahren das Risiko von Katastrophen verringern und die Verletzbarkeit der Bevölkerung in exponierten Regionen reduzieren sollen.
In der Schlussdeklaration der Weltkonferenz wird vor allem auf den Bezug zwischen der Prävention einerseits und der nachhaltigen Entwicklung anderseits hingewiesen.

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