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Erster Schweinegrippe-Fall in der Schweiz

Das Virus breitet sich weltweit schnell aus. Keystone

Die Schweinegrippe ist auch in der Schweiz angekommen. Ein junger Mann, der sich zuvor in Mexiko aufgehalten hatte, wurde positiv auf das Virus getestet. Dies teilte das Kantonsspital Baden in der Nacht auf Donnerstag mit.

Der junge Mann ist nicht in Lebensgefahr. Er war stets stabil, wurde mit dem Grippemittel Tamiflu behandelt und stand unter Beobachtung.

Am Mittwoch war er offenbar aufgrund eines Missverständnisses sogar vom Spital nach Hause geschickt worden.

Das positive Testergebnis – die Bestätigung der Infektion also – kam dann am Abend vom Nationalen Referenzzentrum für Influenza in Genf.

Inzwischen befindet sich der Patient wieder auf einer isolierten Station. Alle Personen, die Kontakt mit ihm gehabt hatten, wurden laut den Spitalangaben über den Befund des Tests und die einzuleitenden Massnahmen informiert.

Ob es bei diesem Einzelfall in der Schweiz bleiben wird, ist vorerst offen. Am Mittwoch hatten die Gesundheitsbehörden von insgesamt 26 Verdachtsfällen gesprochen. Die entsprechenden Testresultate standen aber noch aus.

WHO erhöht Warnstufe auf 5

Die Weltgesundheitsorganisation WHO erhöhte angesichts der sich ausbreitenden Schweinegrippe die Warnung auf Alarmstufe 5. Dies bedeutet, dass nach Einschätzung der WHO ein globaler Ausbruch der Seuche unmittelbar bevorsteht. WHO-Chefin Margaret Chan rief alle Länder der Welt auf, umgehend ihre Pandemie-Notfallpläne zu aktivieren.

Für den Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), Thomas Zeltner, besteht auf Grund des ersten Falls von Schweinegrippe in der Schweiz “kein Grund für irgendeine grössere Aufregung”.

Es sei zu erwarten gewesen, dass auf Grund der Entwicklung auch in anderen europäischen Ländern jetzt eben auch ein Fall in der Schweiz oder ein, zwei Fälle in der Schweiz auftreten würden, sagte er dem Zürcher Lokalsender Radio 1.

Beruhigende Hinweise?

Über die Gefahr der Ausbreitung der Schweinegrippe schreibt die Neue Zürcher Zeitung am Donnerstag:

“Wenn der Feldzug des neuen Virus glimpflicher verlaufen sollte als befürchtet, umso besser. Inzwischen gibt es tatsächlich solche beruhigenden Hinweise. So stimmt etwa zuversichtlich, dass die Erkrankungen ausserhalb von Mexiko bisher alle mild verlaufen sind.”

Ebenfalls positiv zu werten sei, dass die Zahl der Todesfälle in den letzten Tagen nicht explosionsartig in die Höhe geschnellt ist. Das nähre die Hoffnung, dass die Pandemie, sollte sie denn Realität werden, auch eine milde sein kann.

“Es wäre allerdings verfrüht, bereits jetzt Entwarnung zu geben. Das Virus könnte mutieren und aggressiver werden. Aber auch das Gegenteil ist denkbar, dass der Erreger sich an den Menschen anpasst und weniger gefährlich wird.”

Viele Grippefälle in Mexiko verlaufen unbemerkt

Die EU-Seuchenbehörde sage, dass die Schweinegrippe milder sei als anfangs erwartet, schreibt der Tages-Anzeiger. Die meisten Betroffenen seien unter 18 Jahre alt, husten, haben eine laufende Nase, leiden an Muskelschmerzen oder Halsweh und fühlen sich müde, so der Tagi im weiteren.

“Die Behörden relativieren nun auch die anfangs hohe Todesrate in Mexiko. Inzwischen sei klar, dass viele Fälle in Mexiko harmlos und von offiziellen Stellen unbemerkt verlaufen würden.”

Schwere Fälle seien wohl eher “die Spitze des Eisbergs”, zitiert der Tagi Angus Nicoll, Leiter des Influenza-Programms bei der Europäischen Gesundheitsbehörde.

swissinfo und Agenturen

Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat eine Hotline zu Fragen rund um die Schweinegrippe eingerichtet.

Sie ist unter der Nummer +4131’322’2100 von 08.00 Uhr bis 18.00 Uhr besetzt.

Über Bandansagen werden unter dieser Nummer auch die wichtigsten Informationen vermittelt.

1918: Die Spanische Grippe gilt als die verheerendste Grippe-Pandemie aller Zeiten. Es handelte sich um den Virenstrang H1N1, der besonders junge, gesunde Erwachsene dahinraffte. Experten schätzen die Zahl der Opfer auf 40 bis 50 Millionen.

1957: Bekannt als Asiatische Grippe, wurde der Virenstrang H2N2 zuerst in China nachgewiesen. Zunächst erkrankten hauptsächlich Kinder, später auch ältere Menschen. Weltweit geht man von etwa 2 Mio. Toten aus.

1968: Die Hongkong-Grippe ist die letzte und schwächste der drei Pandemien. Erstmals wurde 1968 das Virus mit dem Strang H3N2 in Hongkong nachgewiesen, von wo aus es sich über die ganze Welt verbreitete. Besonders ältere Menschen erkrankten, insgesamt gab es etwa 1 Mio. Grippetote.

swissinfo.ch
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