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ES/Studie: Risiko von Zahlungsausfällen steigt

DARMSTADT (awp international) – Das Risiko von Zahlungsausfällen bei spanischen Unternehmen ist nach Einschätzung des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B wegen der sich weiter eintrübenden Konjunkturaussichten gestiegen. «Die Aussichten für eine schnelle Erholung sehen düster aus», sagte Thomas Dold, Geschäftsführer von D&B Deutschland, am Donnerstag in Darmstadt. Die Risikobewertung Spaniens werde deshalb leicht gesenkt. Nach der Abstufung hat Spanien in der Eurozone die zweitschlechteste Bewertung von D&B – nur noch in Griechenland sei das Risiko von Zahlungsausfällen höher.
Zuletzt hatte D&B mit seiner Einstufung des Länderrisikos einen guten Riecher bei der Bewertung Dubais. Kurz vor der sich zuspitzenden Schuldenkrise einiger grosser Unternehmen in Dubai hatte D&B vor Problemen in dem Emirat gewarnt. D&B erwartet für die kommenden zwei Jahre weiter zunehmende Zahlungsverzögerungen bei spanischen Unternehmen und ein anhaltend hohes Niveau bei Insolvenzen. «Die Konjunkturflaute schwächt nach wie vor die meisten Wirtschaftssektoren. Dadurch sehen sich Unternehmen erheblich grösseren Risiken bei Geschäftsaktivitäten in Spanien gegenüber. Zusätzlich stellt der starke Euro ein Hemmnis für Investitionen dar», sagte Dold.
WIDERSTAND DER GEWERKSCHAFTEN
Für das gesamte Jahr 2010 erwartet D&B einen Abschwung der spanischen Wirtschaft. Jedoch wird das BIP-Wachstum im zweiten Halbjahr allmählich in Schwung kommen. Gegenwärtig verfüge Spaniens Regierung nur über begrenzte Mittel, um die wirtschaftliche Erholung zu stützen. «Ende Januar führte Premierminister José Luis Rodríguez Zapatero von der Sozialistischen Partei einen Sparkurs ein, um so innerhalb eines Vierjahreszeitraums 50 Milliarden Euro einzusparen und das BIP-Defizit bis 2013 auf 3 Prozent einzudämmen», sagte Dold. Die Regierung kündigte ebenfalls Strukturreformen an.
Die D&B Länderrisiko-Experten sind jedoch skeptisch, ob die spanische Regierung ihre Ziele erreicht. Zapatero wird sich gegen den Widerstand der Gewerkschaftsverbände sowie einiger Fraktionsgruppen aus dem linken Flügel der PSOE behaupten müssen. Angesichts der Tatsache, dass Mariano Rajoy, der Vorsitzende der oppositionellen Mitte-Rechts-Volkspartei, in den Umfragen mit rund sechs Prozentpunkten führt, befindet sich Zapatero in einer schwachen Position zur Verhandlung der dringend nötigen Reformen.
D&B Deutschland gehört zur Bisnode-Gruppe und zum weltweiten D&B-Netzwerk – nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Wirtschaftsinformationen und Firmenbewertungen. Basis für die Einstufungen der Länder ist die D&B Datenbank mit Informationen über 4,5 Millionen deutsche und mehr als 160 Millionen Unternehmen weltweit. In die Bonitätsbewertung der Firmen fliesst auch deren Zahlungsverhalten ein. Dazu wertet D&B alleine in Deutschland jährlich mehr als 600 Millionen Rechnungsinformationen aus./zb/jha/wiz

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