125er-Töffs für 16-Jährige

Der Bundesrat will die Fahrausweise EU-kompatibel machen. Das wird von den Garagisten und Fahrlehrern begrüsst. Andere Organisationen befürchten mehr Strassen-Tote.
Der Bundesrat will das Strassenverkehrs-Gesetz revidieren und gleichzeitig an die Bestimmungen der Europäischen Union (EU) anpassen. Bei den 125er-Motorrädern hätte dies zur Folge, dass neu auch 16-Jährige den entsprechenden Ausweis erlangen können. Bisher lag das Mindestalter für diese Töffs bei 18 Jahren.
«Die EU sieht vor, dass eine Unterkategorie ‹Motorräder A1› ab 16 Jahren eingeführt werden kann», erklärte Pascal Blanc vom Bundesamt für Strassen (ASTAG) gegenüber SF DRS.
Vernehmlassung abgeschlossen
Im November 2001 schickte der Bundesrat seine Vorschläge zur Zulassungs-Verordnung aus dem Jahre 1976 in die Vernehmlassung. Die Frist lief bis am 15. Februar.
Gefreut über den bundesrätlichen Vorschlag, mit 16 Jahren 125er-Maschinen lenken zu dürfen, haben sich der Schweizerische Fahrrad- und Motorrad-Gewerbe-Verband, der Schweizerische Motorrad-Fahrlehrer-Verband und der Schweizerische Strassenverkehrs-Verband. Sie betonen allerdings, die Senkung des Mindestalters müsse einher gehen mit einer vertieften Ausbildung, wie im Verordnungsentwurf geplant.
Die drei Verbände gehen aber noch weiter als der Bundesrat und wollen eine zusätzliche Harmonisierung mit der EU: Das Mindestalter zum Führen von Kleinmotorrädern und Rollern mit einem Hubraum von 50 Kubikzentimeter und einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h solle von 16 auf 14 Jahre gesenkt werden.
VCS und bfu vehement dagegen
Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) lehnt eine Senkung der Alterslimiten vehement ab und verlangt, hier von den europäischen Vorgaben abzuweichen. Falls 16-Jährige 125er Motorräder fahren dürften, wäre ein weiteres Ansteigen der Unfälle unausweichlich.
Als Unsinn bezeichnet der VCS den Vorschlag der Motorradbranche, die Alterslimite für 50-Kubik-Maschinen auf 14 Jahre zu senken. Die Jugendlichen bereits so früh auf motorisierte Mobilität zu trimmen, wäre weder verkehrs- noch umweltpolitisch klug.
Die Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) ist ebenfalls dagegen, dass schon 16-Jährige sich auf einen 125-er Töff schwingen dürfen.
«Es würde nichts anderes bedeuten, als dass sechs bis acht Jugendliche (pro Jahr) im Strassenverkehr sterben würden, und wir hätten ebenfalls rund 100 Schwerverletzte mehr zu beklagen», sagte Raphael Huguenin von der bfu im SF DRS.
swissinfo und Agenturen

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