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2005: das Jahr der Fusionen

Wolfgang Mayrhuber, CEO der Lufthansa in Zürich bei der Übernahme der Swiss im März 2005. Keystone Archive

Übernahmen, Firmenkäufe, öffentliche Kaufangebote: 2005 war ein stürmisches Jahr für den Wirtschaftsstandort Schweiz.

Dabei gingen Unternehmen mit klingenden Namen wie Swiss oder Unaxis in ausländischen Besitz über. Auch Schweizer Konzerne kauften gross ein.

Durchschnittlich 2255 Transaktionen pro Monat wurden dieses Jahr auf globaler Ebene verzeichnet, wie eine kürzlich erschienene Studie der Beratungsgesellschaft KPMG zeigt. Das entspricht einem monatlichen Betrag von 242 Mrd. Franken im Schnitt. Im Fokus ist dabei auch die Schweiz.

Feindliche Übernahmen

Die Chronik enthält zwei feindliche Übernahmeschlachten mit Schweizer Beteiligung: Der japanische Sumida-Konzern wollte sich den Schrittmotoren-Hersteller Saia-Burgess aus dem freiburgischen Murten einverleiben, der sich schliesslich in die Arme der Hongkonger Johnson Electric warf.

Für sich entscheiden konnte die schwedische Hexagon den Kampf um die Ostschweizer Vermessungstechnik-Firma Leica Geosystems. Der US- Konzern Danaher unterlag.

Für Aufsehen sorgten auch die Übernahme der Fluggesellschaft Swiss durch die deutsche Lufthansa sowie der Technologiekonzern Unaxis, der in österreichischen Besitz überging.

Überraschende Wende bei Cablecom

Eine Kehrtwendung vollzogen die britischen Eigner von Cablecom. Die drei Beteiligungsgesellschaften Apollo Management, Goldman Sachs Capital Partners und TowerBrook Capital Partners annullierten keine 24 Stunden nach der Ansetzung den Börsengang von Cablecom und verkauften den grössten Schweizer Kabelnetzbetreiber an Liberty Global mit Sitz in Denver.

Schweizerisch blieb indes der Bodenbelags- und Klebstoffhersteller Forbo: Die britische Investmentgesellschaft CVC Capital Partners, die Forbo übernehmen wollte, verlor den Übernahmekampf gegen Franke-Chef und Forbo-Verwaltungsrat Michael Pieper.

Schweizer Firmen offensiv

Schweizer Firmen gingen 2005 jedoch auch in die Offensive. So gab der Basler Pharmariese Novartis rund 10 Mrd. Franken für den Kauf der Generika-Hersteller Hexal (Deutschland) und Eon Labs (USA) aus. Und die Vollübernahme des US-Impfstoffherstellers Chiron lässt sich Novartis 6,6 Mrd. Franken kosten.

Novartis prüft derzeit eine Übernahme des Schweizer Impfstoffherstellers Berna Biotech. Hier bahnt sich ein Übernahmekampf mit der niederländischen Biotechfirma Crucell an, welche das traditionsreiche Berner Unternehmen übernehmen will.

Auch der weltweit zweitgrösste Zementkonzern Holcim legte für den Kauf der britischen Aggregate Industries eine Milliardensumme auf den Tisch. In anderen Kategorien, aber nicht weniger beachtet, agierte Calida mit der Übernahme des französischen Traditionsunternehmens Aubade.

Der Rückversicherer Swiss Re katapultiert sich mit dem Kauf des grössten Teils des Versicherungsgeschäftes vom US-Mischkonzern General Electric zum Branchenprimus. Kostenpunkt: 6,8 Mrd. Dollar (rund 9 Mrd. Franken).

Bewegung auf Schweizer Boden

Neben solchen grenzüberschreitenden Übernahmen gaben auch Fusionen innerhalb der Schweiz zu reden. So etwa in der Baubranche die Fusion von Zschokke und Batigroup, im Detailhandel der Kauf von Pick Pay durch Denner und in der Bankenwelt die Übernahme der UBS-Privatbanken durch Julius Bär.

Grosse Emotionen gab es zudem, als die grösste Schweizer Messerschmiede Victorinox den jurassischen Konkurrenten Wenger übernahm.

swissinfo, Philippe Gumy, sda

Güter-Exporte der Schweiz, 2003:
133 Mrd. Dollar. Rang 15 der Industrienationen.
Güter-Importe der Schweiz, 2003:
116 Mrd. Dollar. Rang 17 der Industrienationen
An der Spitze der Exporte liegen Chemikalien und Pharmazeutika, vor Maschinen und Elektronik sowie Fahrzeuge.
Die wichtigsten Exportländer sind Deutschland, die USA und Frankreich.

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